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Das Ahnenerbe (II.)

Das Ahnenerbe (II.)

Im Januar 1940 beauftrage Himmler das Ahnenerbe damit, den Kulturbesitz der Südtiroler Optanten nach Deutschland zu überführen. Zu diesem Zweck wurde die „Kulturkommission Südtirol“ ins Leben gerufen. Es kam wenig überraschend zu vielen Streitfällen zwischen den deutschen und italienischen Behörden. Dem Ahnenerbe war allerdings nicht allzu sehr daran gelegen, die Sache schnell voranzutreiben, denn nachdem der Krieg begonnen hatte, war jedes Betätigungsfeld wertvoll, damit die Mittel, die man sich erkämpft hatte, nicht zugunsten der Rüstungsanstrengungen gestrichen wurden. Somit war es den Beauftragten der Organisation nicht ganz Unrecht, dass sie sich in zahllosen Streitereien mit den italienischen Behörden festfuhren. Unter den ausgewanderten Südtirolern machte sich indes Desillusionierung mit den Versprechen des Regimes breit. Die Pläne, sie entweder in Kärnten und Krain, oder in Polen anzusiedeln, stießen auf wenig Begeisterung. (Später wurde sogar erwogen, sie auf der Krim anzusiedeln)

Die Arbeiten des Ahnenerbes in Südtirol nahmen immer größeren Umfang an. Hatte man anfänglich damit gerechnet, einige Kunstschätze abzutransportieren, sowie Kirchenbücher und Archive aus deutschen Gemeinden mitzunehmen (oder Fotokopien davon zu erstellen), schwärmten Mitarbeiter des Ahnenerbes aus, um verschiedene Dialekte zu erfassen, Fresken und Altäre zu fotografieren und die Baustile der Bauernhütten zu dokumentieren. Eine besondere Aufgabe fiel ihnen zu Beginn des Jahres 1943 zu, nachdem der italienische Kommissar der Umsiedlung eine Schrift vorgelegt hatte, in welcher er argumentierte, dass Südtirol seit jeher italienisches Gebiet gewesen sei und erst in habsburgischer Zeit unter Zwang „germanisiert“ worden sei. Nach einer Absprache von Sievers mit Gauleiter Franz Hofer in Innsbruck beauftragte letzterer das Ahnenerbe mit der Übersetzung des italienischen Textes, während Sievers bereits eine deutsche Gegenschrift plante. Nachdem die Übersetzung in den obersten Rängen wie erwartet Empörung ausgelöst hatte, beauftragte Himmler die Organisation mit dem Verfassen der Gegenschrift. Zusammen mit Hofer arbeitete das Ahnenerbe gleichzeitig an einer Ausstellung – „Der nordische Bauernhof an der Südgrenze des germanischen Lebensraumes“, in welcher die aus Südtirol abtransportieren Kulturgüter zur Verwendung kommen sollten.

Die Ereignisse sollten diese Vorhaben jedoch bald überholen. Nach dem Sturz des faschistischen Regimes marschierten deutsche Truppen über den Brenner und Franz Hofer wurde zum Hochkommissar für Bozen, Trient und Belluno ernannt. Das Ahnenerbe setzte seine Aktivitäten in Südtirol dennoch bis zum Einmarsch der alliierten Armeen fort.

Die Kulturkommission hinterließ eine umfangreiche Sammlung an Unterlagen, für die 2017-2019 ein 400-seitiges Findbuch erstellt wurde. Der Bestand ist nicht nur umfangreich, sondern auch stark zerstreut – Teile davon befinden sich heute in Bozen, Bruneck, Trient, Selva di Progno, Innsbruck, Salzburg, Wien, Berlin, Freiburg im Breisgau, Koblenz, Leipzig, München, Marburg an der Lahn, Regensburg und Washington DC. Das Projekt, welches im Rahmen des 2013 eingerichteten Förderschwerpunktes Erinnerungskultur stattfand, wurde vom Land Tirol und der Autonomen Provinz Bozen finanziert und war eine Kooperation zwischen dem Tiroler und Südtiroler Landesarchiv.

(Abwanderungserklärung für Südtiroler Optanten, Signatur VO-10) Literatur: Michael H. Kater, Das „Ahnenerbe“ der SS 1935–1945, Studien zur Zeitgeschichte Bd. 6, München 2006.

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