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Das Ahnenerbe (I.)

Das Ahnenerbe (I.)

Eigentlich möchte man meinen, dass Nazis auf der Suche nach mythischen Schätzen eine Erfindung der Indiana Jones Filme sind, aber tatsächlich gab es eine Organisation innerhalb der SS, die sich auf die Jagd nach Kunstschätzen machte – das Ahnenerbe. Hier zu sehen ist ein Kalender, herausgegeben vom Verlag der Ahnenerbe-Stiftung. Diese Stiftung sammelte Geld für die Unternehmungen der gleichnamigen Abteilung der SS.

Leiter war der Reichsführer SS persönlich, Heinrich Himmler (1900–1945). Zusammen mit dem niederländischen Archäologen Herman Wirth (1885–1981) rief er 1935 das Ahnenerbe als Teil des Rasse- und Siedlungshauptamtes (RuSHA) der SS ins Leben. Ebenfalls beteiligt war der im Artikel über den Reichsnährstand bereits erwähnte Reichsbauernführer Walther Darré. Der Grund, weshalb es eine Stiftung gab, um die Abteilung zu finanzieren, liegt darin, dass die SS damals noch nicht die Macht und dementsprechend auch nicht die finanziellen Mittel hatte, welche sie in den nächsten Jahren erringen sollte. Somit wurde das Ahnenerbe durch Zuschüsse von verschiedenen Regierungsstellen und der Stiftung finanziert.

Bald trennte sich Himmler allerdings von Wirth, da er dessen Theorien über eine arische Rasse, die einst Atlantis besiedelt hatte, anscheinend nicht ernst nehmen konnte – was zugegeben nicht einer gewissen Ironie entbehrt, wenn man bedenkt, dass sich Himmler für eine Reinkarnation von Heinrich I. (876–936) hielt. An seine Stelle trat der Indologe Walther Wüst (1901–1993), sein ehemaliger Privatsekretär, Wolfram Sievers (1905–1948), entwickelte sich jedoch als Generalsekretär zu einer zentralen Figur innerhalb des Ahnenerbes.

Nach dem Überfall auf Polen machte sich das Ahnenerbe daran, Kunstgegenstände aus polnischen Museen und privaten Sammlungen nach Berlin zu schaffen. Himmler verfügte die Beschlagnahme von den folgenden Objekten: „1. Geschichtliche und vorgeschichtliche Gegenstände, Urkunden, Bücher, Dokumente, die für die Behandlung des kulturgeschichtlichen und öffentlichen Lebens, insbesondere für die Frage des deutschen Anteils an dem historischen, kulturellen und wirtschaftlichen Aufbau des Landes von Bedeutung sind, sowie Dokumente, die für die Zeitgeschichte Wichtigkeit haben; 2. künstlerisch oder kulturgeschichtlich wertvolle Gegenstände, wie Gemälde, Bilderhauerarbeiten, Möbel, Teppiche, Kristalle, Bücher und dergleichen; 3. Einrichtungs- und Schmuckgegenstände aus edlen Metallen“. Während sich schon Punkt 2 von der angeblichen Mission des Ahnenerbes zu entfernen begann, machte man sich bei Punkt 3 wohl keinerlei Mühe mehr einen Vorwand für den großangelegten Raub zu finden. Nach eigener Schätzung von Sievers wurde bis Dezember 1941 in Polen auf diese Art Besitz im Wert von über 3 Mio. Reichsmark (ca. 21 Mio. Euro) entwendet. Eigentlich sollte das Ahnenerbe 10% des Erlöses der Versteigerung der Gegenstände, die nicht direkt dort verblieben, als Finanzierung erhalten. Aber dieser Anteil wurde letztlich von Hermann Göring konfisziert – keine Ehre unter Dieben.

(Signatur Kal-28)

Literatur: Michael H. Kater, Das „Ahnenerbe“ der SS 1935–1945, Studien zur Zeitgeschichte Bd. 6, München 2006.

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