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Dame Im Halteverbot Mit Cinquecento

Dame im Halteverbot mit Cinquecento

Wenn man versucht Fotos zu beschreiben, soll man sich an das halten, was man erkennt und benennen kann. Innsbruck hat ja die schöne Eigenschaft, dass sich praktisch immer ein Bergmassiv hinten breitmacht und man so jedenfalls mit einiger Bestimmtheit sagen kann, in welcher Stadt dieses Bild aufgenommen wurde; nicht selten kann man auch das Viertel gleich eingrenzen. Wir sind in der Innenstadt. Die vorbeigehende und den Fotografen ignorierende Dame ist uns nicht bekannt. Der Puch 500 vorne ist mit Innsbrucker Nummerntafel ausgestattet und datiert das Foto in die späten 1950er, eher frühen 1960er Jahre. Ein nettes Detail: Der „Vogerl“ genannte Kühlergrill dieses ab 1959 gefertigten Modells ist reine Dekoration – der Motor lag hinten.
In der rechten Bildhälfte ist gerade ein Haus abgerissen worden und das noch von Kriegsschäden schwer gezeichnete Haus links davon wird wohl auch nicht mehr lange in diesem Zustand belassen werden. Zum Glück haben wir im Stadtarchiv noch ein Zwillingsbild, das eine eindeutige Verortung zulässt. Das zeigen wir Ihnen hier aber erst, wenn Sie erraten haben, wo der Fotograf gestanden ist.

Nachtrag des Autors: Natürlich hat unsere Leser*innenschaft, diesmal in Person des Herrn Auer, das Rätsel gleich gelöst. Ich hatte mir vor der Einstellung noch kurz überlegt, das Jesuitenkolleg am Bildrand abzudecken aber es war trotzdem schwer. Danke fürs Mitmachen. Hier nun das entweder einen oder nur wenige Tage zuvor geschossene Bild, bei dem neben Autos (Käfer and friends) und zeitgenössischen Plakaten die Reste der beiden 90 Grad zueinander stehenden Portale des Hauses Sillgasse 13/15 zu sehen sind. Ob das Haus hinter dem Haus das berühmte Stöcklgebäude war, in dem sich vor dem Krieg die provisorische Synagoge befunden hat, haben wir auch mit der Hilfe des einzigen noch lebenden Besuchers dieser Location vor 1938, Erich Weinreb/Abrham Gafni nicht herausgefunden. Die Kultusgemeinde und das Stadtarchiv suchen seit Jahren ein Bild dieses Gebäudes (Innen- oder Außenansichten), bislang ohne Erfolg. Im Luftbild 1940 steht hier sonst ja nicht viel Stöcklarchitektur mit Ausnahme der beiden am südlichen Rand des Gartens erkennbaren Strukturen.

(Stadtarchiv Innsbruck, Ph-2071 und Ph-2072)

Dieser Beitrag hat 12 Kommentare
  1. Ehrlich, Herr Auer, habe das nicht abgespranzt, Ihr Eintrag war bei mir noch nicht aufgetaucht, als ich schrieb! Aber für mich war schnell klar: Im Dunst die Nordkette, dadurch die Ausrichtung vorgegeben, die alte Bausubstanz der östlichen Sillgassenseite, die Erinnerung, wie es diese Häuser im Krieg erwischt hat (Ruinen sind ja auch noch länger gestanden) und ganz links das Jesuitenkolleg an der westlichen Sillgassenseite.
    Sehenswert ist hinterm 500er noch der Jenbacher!

  2. Wurde offenbar alles bis hin zu den quer zur Sillgasse stehenden Häusern abgerissen. Jedenfalls stehen wir auf den Anfängen des vor kurzen erwähnten Chaosparkplatz (https://innsbruck-erinnert.at/fast-alles-anders/).
    Interessieren würde mich das Aufnahmedatum. Den 500er gabs nicht so schnell nach dem Krieg, und die lange Autonummer spricht auch für die Zeit begonnener Massenmotorisierung. Nach Luftbildern aus der Zeit 58/62 handelt es auch um keinen Bombenschaden sondern um einen Abriss?

    1. Nach dem Bombenkataster und M. Svehlas Buch „Als in Innsbruck die Sirenen heulten“ erhielten die Häuser Nr.9 – 11 – 15 – 17 und 19 in der „Straße der Sudetendeutschen“ Bombentreffer. Die Sillgasse Nr. 13 wurde 1952 wieder aufgebaut

  3. Sehr geehrter Herr Hofinger,

    meines Wissens wurde die ehemalige Synagoge durch einen Bombentreffer komplett zerstört, werde mich aber noch einmal durch die Unterlagen durchwühlen.
    Und was den Puch 500 betrifft – für die Innsbrucker Bevölkerung waren die Nummerntafeln mit den Ziffern 0 und 1 vor dem 1.000er-Punkt reserviert, eine 2 davor bedeutete, der/die Fahrzeuginhaber*in ist aus dem Bezirk Innsbruck-Land gekommen.

    1. Lieber Herr Svehla,

      das Haus Sillgasse 15 hatte sicher einen Volltreffer, da gibt es auch Bilder im Stadtarchiv. Die Synagoge war aber nicht im Haupthaus sondern im Stöckl und dieses hier noch bestehende Hofhaus wäre im Prinzip an einer möglichen Stelle… auch wenn ich mir nicht vorstellen kann dass man sich nicht 1945 um eine Wiederherstellung bemüht hätte wenn noch Reste vorhanden gewesen wären.
      Wenn Sie in Ihren Unterlagen eine Erwähnung der Synagoge fänden wäre das natürlich die Bestätigung dass es keinesfalls dieses Stöckl gewesen sein kann.

      Zu den Nummern muss ich widersprechen:
      Wir hatten im eingemeindeten Hötting T 105.213 – der Bereich 100.000 bis 111.999 war auch für Innsbrucker Autos reserviert (wie 1-11.999).

    2. Nein, wie auch Niko Hofinger schon angemerkt hat, kamen nicht alle mit „2“ an der Tausenderstelle aus dem Bezirk IL.
      Die Kennzeichen mit T100-T111 (und T200-T211, T300-311, etc.) waren für Innsbruck reserviert.

    3. Der 500er mit T 102.517 war jedenfalls aus Innsbruck-Stadt nicht Innsbruck-Land! Die 102.000er Nummern (vielleicht auch noch darüber) waren auch noch für die Stadt reserviert – ich hatte jedenfalls 1964 / 65 einen Firmen VW Käfer mit 102.321, der mit Innsbruck-Land nichts zu tun hatte!

    4. Ich darf korrigieren, die Kennzeichen der BH Innsbruck begannen mit 12.000.
      Ein sechsstelliges Kennzeichen BH Innsbruck war also ab T 112.000 möglich.

  4. Auf diesem Luftbild von 1953 scheint das Grundstück Sillgasse 15 in seinem südlichen Teil bereits komplett enttrümmert zu sein:
    https://lba.tirol.gv.at/public/bild.xhtml?id=95694

    Wenn das Stöcklgebäude der Synagoge an der südlichen Grundgrenze stand, waren die Trümmer wohl bereits vor 1953 nicht mehr vorhanden.
    Die betreffenden 2 Stöcklgebäude auf der Parzelle 658 finden sich bereits im Franziszeischen Kataster um 1855 und sind damit sehr alt:
    https://maps.arcanum.com/en/map/cadastral/?bbox=1268853.6124084804%2C5985906.707363372%2C1269256.3997176865%2C5986011.211112981&layers=3%2C4

    Die Stöcklgebäude im Luftbild von 1940 sind auf Grund der übereinstimmenden Lage wahrscheinlich dieselben wie im Kataster von 1855.

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