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Bürgermeister? Nein Danke! (Epilog)

Bürgermeister? Nein danke! (Epilog)

Vielleicht haben Sie sich ja schon gefragt, was aus Joseph von Sölder geworden ist, nachdem er das ihm angetragene Amt des Bürgermeisters von Innsbruck ausgeschlagen hat. Blieb er in Graz? Oder kehrte er doch nach Tirol zurück? Hat er die Entscheidung vielleicht gar bereut? Hier kommt die Auflösung:

Nur wenige Wochen nachdem Innsbruck mit Joseph Anton Neuner endlich einen Bürgermeister gefunden (und gewählt) hatte, schrieb Joseph von Sölder an seinen Bruder Peter einen ausführlichen Brief über dies und jenes. Auch die Vorgänge in Innsbruck griff er nochmals auf, wobei er nicht mit Kritik sparte:

Das Ferdinandeum hat mir eine Dankadresse für meine Vertrettung [sic ] votiert u. unbedingtes Vertrauen u. Gutheißen in meinen Handlungen ausgesprochen, daher ich es schon einmal wieder wagen darf, nach Innsbruck zu kommen, ohne Besorgnis einer üblen Laune, den Hofrath Spiegelfeld [=Franz Xaver Freiherr von Spiegelfeld] erzählte hier, daß die Innsbrucker grollen, weil ich sie hätte aufsitzen lassen, was aber unrichtig ist, wenn sie meine Antwort auf ihre Aufforderung lasen und Ernst nehmen. Mich hat es noch nie einen Augenblick gereut, diesem Rufe nicht gefolgt zu sein, und lebe trotz aller Anstrengung gewiß glücklicher als dort, wo mich Intoleranz u. Bigotismus, verbunden mit aller nur möglichen Spionerie, erdrücken würden. Trotz allen neuen hier [i.e. in Graz] errichteten Klöstern lebt man doch verträglich mit Andersdenkenden, und sieht mit Bedauern, wie wieder 2 neue Institute, nämlich die Jungfrauen vom guten Hirten und Schulbrüder introduiert werden. Niemand will es glauben, wenn man ihm sagt, daß in Gratz [sic] mehr Klöster bestehen als selbst in Wien, und faktisch ist es doch so, daher es auch niemanden wundern soll, wenn man plötzlich hören wird, die Gratzer sind doch endlich zur Erkenntnis gelangt und fromm geworden, was auch nicht anders sein kann, wenn sie nichts als Militär u. Klöster oder Geistliche sehen.

Joseph von Sölder an Peter von Sölder, Graz, 7. August 1858

Nachdem Josef von Sölder die Bürgermeisterstelle in Innsbruck dankend abgelehnt hatte, leitete er noch bis ins Jahr 1867 den Grazer Magistrat. Er starb am 15. Dezember 1880 im 74. Lebensjahr in der steirischen Landeshauptstadt (im Haus Sporgasse Nr. 21).

Nachruf auf Joseph von Sölder.

Titelbild: StAI, Bi-g-1611

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