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Brutal Schön : Vorwort

Brutal schön : Vorwort

Eine Hauptbeschäftigung in der Nischengruppe der Liebhaber*innen brutalistischer Architektur ist die Dauerfrage: Ist das schon echt brutal? Oder doch noch kompromissbeladener funktionaler Städtebau mit einem touch of modern? Ist denn alles, was einem auf den ersten Blick lässig hässlich vorkommt, würdig, in einem Atemzug mit den Heldentaten der Palaces of Brute mit ihren herausragenden jugoslawischen oder brasilianischen Wagnissen genannt zu werden? Kann die öffentliche Hand überhaupt brutalistisch bauen? In einer Kleinstadt ist das immer so eine Sache. Erstens muss es jemand bezahlen und zweitens wollen Politiker wiedergewählt werden. Da es nicht wirklich möglich ist, große Mehrparteienhäuser im Tiroler Landhaus&Lederhosen-Stil zu erbauen, liess man die lokalen Architektenbüros diesen besonderen Innsbrucker nicht-anstreif-gesichtslos-Typ des Häuserbaus entwickeln, der schnell und preiswert zu errichten war, einigen Bürger*innen ein trockenes Dach über dem Kopf sicherte und darüber hinaus niemanden besonders aufregte. Genau so sieht Innsbruck heute aus.

Einen entscheidenden Vorteil hat die Liebe zum Brutalismus: Wie bei der Präferenz einer gewissen Musikform ist sie als Faible unantastbar und kann nicht rational wegdiskutiert werden. Ein großer Nachteil ist die Lebensdauer der Bauten. Weil angeblich in der Aufbruchstimmung im Alkohol- und Nikotindunst der 60er oder dem Drogenrausch der 70er entworfen, wollte man sie in den postmodernen Nullerjahren schon nicht mehr sehen. Das Adambräu Wirtschaftsgebäude stand auf dieser Aufnahme noch nicht und ist jetzt auch schon wieder 25 Jahre Geschichte. Weder seine Errichtung noch seine Entfernung generierten Schlagzeilen.

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare
  1. ….und das verwundert eigentlich nicht. Ebenso wenig schade ist es – um hier auch einmal eine subjektive Meinung zu hinterlassen – um das Gebräu, das dort produziert wurde. Die Bezeichnung „Bier“ war nicht wirklich zutreffend. Aber über Geschmack lässt sich nicht (oder gar trefflich) streiten.

  2. Ein geschichtsträchtiger Ort, zumal hier anno 1860 die ersten Gaslaternen von Innsbruck aufgestellt wurden.

    Die Innsbrucker Nachrichten vom 28.06.1860 berichten:
    „In Wilten wurde in dem nun im Besitze
    von F. I. Habtmanns Erben befindlichen Adambräuhaus-Garten die
    Gasbeleuchtung eingeführt, und an die Stelle des bisherigen ordinären Hütten- ­
    werks und Kegelplatzes ein hoher geschmackvoller Pavillon von leichter Holz-
    Konstruktion erbaut, welcher einen sehr gefälligen Anblick gewährt und wodurch
    überdies an gedecktem Raum für Gäste gewonnen wurde.“

  3. a pro pos Adambräu bzw. „brutalistische Architektur“: man sehe sich das neue Hochhaus PEMA 3 gegenüber an, ich glaube nicht, dass dies im Alkoholdust oder Drogenrausch entworfen wurde!

    Sieht aber aus, wie die kommunistische Architektur der 60 und 70 Jahre, stören tut auch das niemanden, da haben Sie recht, Herr Hofinger. Womöglich wird dieses Gebäude auch in 30 Jahren wieder abgerissen…

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