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Brennende Berge

Brennende Berge

Eine Fotografie mit langer Belichtungsdauer. Im Zentrum des Bildes die beleuchtete Wiltener Basilika. Doch das eigentlich Interessante an dem Bild befindet sich im Hintergrund. Die Berge scheinen zu entflammen, die Nordkette in ein Lichtermeer getränkt. Es ist der 19.06 1960 und Innsbruck feiert die Sommersonnenwende, den längsten Tag des Jahres an dem die Sonne auf ihrem Zenit über dem nördlichen Wendekreis steht. Die Feierlichkeiten an diesem längsten Tag des Jahres haben weltweite Tradition, auch bekannt in den skandinavischen Ländern unter Mittsommer. Dementsprechend bekommen die vorsätzlich und kontrolliert gelegten Feuer große Aufmerksamkeit von der Bevölkerung. So auch hier in Innsbruck. Da scheint es kaum verwunderlich, dass sich der karge Fels der Nordkette, mit seiner senkrechten Hangneigung hervorragend als Projektionsfläche eignet, von der aus künstlerische, aber auch politische Ansichten ihren Weg in die Öffentlichkeit finden. Bei genauerer Betrachtung fällt dem/der LeserIn auf, was sich für ein politischer Gehalt hinter dem Schriftzug „Südtirol“ unterhalb der Frau Hitt verbergen könnte. Nicht nur einmal fungierte die Innsbrucker Nordkette als politische Reklametafel. Zur Zeit des Nationalsozialismus in Österreich wurde hier an selber Stelle ein brennendes Hakenkreuzsymbol angebracht. Die Propaganda der Blut und Bodenideologie, sollte mittels altgermanischer Sonnwendtradition weitreichende Verbreitung in der heimischen Bevölkerung finden. Ähnliche Wirkung, die eigene politische Gesinnung betreffend, erhoffte man sich wohl auch hier, auf diesem Foto deutlich zu erkennen. Entgegen der Verbreitung faschistischen Gedankenguts, etwa zwanzig Jahre zuvor, ging es hier den Aktivisten des brennenden Schriftzuges um die Vereinigung Tirols mit Südtirol. Im darauffolgenden Jahr, beinahe an selbigen Datum flogen 37 Südtiroler Strommasten in die Luft, mit dem Ziel den Italienischen Staat zu schwächen und der Vereinigung Südtirols mit Tirol essentialistischen Ausdruck zu verleihen. Der Tag um den 12 Juni 1961 ging in die Geschichte ein als Feuernacht. Eine terroristische Tat die auch auf diesem Bild ihre Schatten wirft.

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck; Ph-31092)

Autor: Lucas Brand

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