Blick in den Sitzungssaal
Viele Ansichten des barocken Plenarsaals im Alten Landhaus findet man auf unserem Bilderblog nicht, weshalb ich Ihnen hier zwei Aufnahmen aus der Sammlung Newesely zeigen möchte. Zu welchem Anlass unser Fotograf den Sitzungssaal besucht hat kann ich Ihnen leider nicht sagen. Einige Personen kann man zwar sehen, aber jemanden identifizieren kann ich zumindest nicht. Entstanden ist die Aufnahme in den Wintermonaten 1950/1951.
Details zum Alten Landhaus und zum Sitzungssaal gäbe es in Hülle und Fülle. Ich halte mich aber nur kurz und gebe Ihnen ein paar Eckpunkte. Das Land Tirol hat eine Broschüre herausgegeben in der man die Geschichte sehr gut nachlesen kann. Erbaut wurde das Alte Landhaus in den Jahren 1725 bis 1734 im Auftrag der Tiroler Landstände vom Hofbaumeister und Architekten Georg Anton Gumpp. Regelmäßig genutzt wurde das Landhaus jedoch nach Fertigstellung nicht, denn die politischen Situationen des 18. bis 20. Jahrhunderts ließen dies nur sehr wechselhaft zu. Seit 1946 tagt der Landtag wieder in den Räumlichkeiten, die zuletzt 2020 renoviert wurden.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Slg. Gottfried Newesely, GoNe-14193, GoNe-14194)
Dazu passt natürlich auch dieser wunderbare Beitrag:
https://innsbruck-erinnert.at/lauter-honorige-herren/
Bei der Figur links vom Ofen handelt es sich um den Tiroler Statthalter Karl von Lothringen, seines Zeichens Großvater von Kaiser Franz Stephan von Lothringen und damit der Urahne aller heutigen Habsburger in direkter männlicher Linie. Seine Amtszeit als Statthalter von Tirol begann anno 1679. Als Feldherr war er an der Schlacht vom Kahlenberg gegen die Osmanen entscheidend beteiligt.
Von 1690 bis 1697 war sein Leichnam provisorisch in der Innsbrucker Jesuitenkirche beigesetzt und wurde anschließend nach Nancy überführt.
Rechts vom Ofen steht Kaiser Leopold I., der Großvater väterlicherseits von Maria Theresia, welche wiederum mit Franz Stephan verheiratet war.
Mit der symbolische Bedeutung der Gemälde und prachtvollen Stukkaturen samt ihren historischen Hintergründen könnte man ein ganzes Buch fühlen.
Erratazettel: füllen statt fühlen.
Sieht man genauer hin, sieht man interessanterweise, dass es zwei verschiedene Öfen sind, welche sich im Sitzungssaal genau gegenüber stehen. Der Putto über dem Ofen trägt nämlich zwei verschiedene Attribute.
Auf dem zweiten Bild dürfte somit nicht Kaiser Leopold, sondern der Tirolische Statthalter und Gubernator der ober- und vorderösterreichischen Lande Karl Philipp von der Pfalz zu erkennen sein.
Wie man in der sehr empfehlenswerten Broschüre nachlesen kann, symbolisiert der Putto mit der Traube den Bauernstand. Der Putto mit dem Liktorenbündel symbolisiert hingegen den Bürgerstand.