Aus der Sammlung Hochenegg IV
Im letzten Beitrag zur Sammlung Hochenegg stand die Exlibris Sammlung im Fokus. Die ursprüngliche Verwendung selbiger als Herkunftskennzeichnung von Bibliotheken wurde dort bereits thematisiert. Dabei ist jedoch eine Spezialform des Exlibris oder besser gesagt der Bibliotheken an sich etwas untergegangen. Denn Büchereien wie wir so heute kennen als öffentliche Einrichtungen, die Bücher ohne Gewinnabsichten verleihen, waren nicht immer die Norm. Früher waren Leihbibliotheken oft wirtschaftliche Betriebe, die gegen eine bestimmte Gebühr ein Buch für einen definierten Zeitraum zur Verfügung stellten oder bei der man, ganz wie heute bei der sogenannten „Flat rate“, einen monatlichen Beitrag zahlen musste, um auf alle Bücher eines Bücherkataloges zugreifen zu können.
Diese Form der Leihbibliothek entstand wie die Lesegesellschaften während der Aufklärung, um die Diskrepanz von Kaufkraft und Leseinteresse zu überwinden. Oft waren selbige eigentlich Antiquariate oder Buchhandlungen, die als Nebeneinkunft auch Bücher verliehen. Dementsprechend unterschiedlich waren auch die Bestände dieser „Privatbibliotheken“, welche zwischen einigen Hundert Büchern bis zu mehreren Zehntausend schwankten.
Auch in Innsbruck war diese Form des Bücherverleihs für einige Zeit sehr beliebt. Nun die eine Million Euro Frage: Was hatten alle diese Bibliotheken gemeinsam? Richtig, eine Herkunftsbezeichnung, womit wir wieder bei unseren Exlibris wären. In der Sammlung Hochenegg finden sich dazu gleich mehrere verschiedene Beispiele aus Innsbruck. Das älteste in unsere Sammlung ist ein Exlibris aus der öffentlichen Leihbibliothek des Jakob Hinterwaldner.
Diese Bibliothek wurde am 1. September 1826 mit einem Bestand von über 4000 Bänden gegründet, wie auch der Bote von Tyrol ausführlich berichtete.
Des Weiteren findet sich in der Sammlung ein Exlibris von Carl Pfaundler, der 1838 eine Bibliothek zu seinem bestehenden Antiquariat eröffnete.
Im Boten von Tyrol vom 24. September 1838 findet sich dazu diese Anzeige.
Nicht fehlen in der Reihe durfte natürlich die Wagner’sche. 1878 wurde in der Pfarrgasse 4 ebenfalls eine Leihbibliothek angelegt.
In einer Werbung veröffentlicht in den Innsbrucker Nachrichten wurde unter anderem mit „mäßigsten Abonnement Bedingungen“ geworben.
Nach dem 2. Weltkrieg kam mit dem Aufkommen des Fernsehens und des billigen Taschenbuches der Niedergang dieser Form des Bücherverleihs. Wann die letzte in Innsbruck ihre Pforten schloss, konnte ich leider nicht herausfinden, aber vielleicht hat jemand unter den LeserInnen eine Idee?
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Sammlung Ho-Ex-0054, Ho-Ex-0056, Ho-Ex-0926-1)
Die Wagnerische war bis Ende der 60er in den Räumen der Buchhandlung in der Museumstraße in Betrieb, da, wo jetzt immer noch die Romane, Belletristik, Bestseller und literarischen Eintagsfliegen auf Kunden warten. Meine Großmutter frequentierte sie eifrigst. Jede Woche tauschte sie die gelesenen Arzt- und Schicksalsschwarten, das Hauptangebot, in ihrem Brixnerdeitsch „Biescher“ genannt, gegen „neie“ aus. Als ich ihr später einmal den Weg abnehmend einen Krimi mitbrachte, änderten sich ihre Interessen schlagartig von „Hochzeit auf Schloß Sternenhöh“ auf „Mord auf Schloß Sternenhöh“.
Ich erinnere mich auch die „LeserInnen-Zinken“ auf der Innenseite der Buchdeckel, damit man die zum Verwechseln ähnlichen Titel nicht noch einmal auslieh.
In der Stadtbücherei konnte man noch in den 80ern, wenn nicht später auch noch, Bücher ausleihen.