Auf den zweiten Blick
Das heutige Bild hatte ich schon vor längerer Zeit abgespeichert, um es bei Gelegenheit zum Thema Radfahren zu verarbeiten. Das bietet sich mit dem schneidigen Herren und seinem Fahrrad natürlich an. Im Hintergrund ist Inzing (oder?) zu erkennen, noch weiter dahinter erhebt sich die Hohe Munde mit der Mieminger Kette.
Als ich das Bild hingegen etwas genauer betrachtete, sind mir erst die enormen Hanfstauden im Garten links aufgefallen. Diese alte Kulturpflanze ist ansonsten selten auf alten Fotos abgebildet, was mich immer wieder gewundert hat, war sie doch für die Herstellung etwa von Seilen ein wichtiger Rohstoff. Leider konnte ich in der österreichischen Statistik der Jahrhundertwende um 1900 – die Zeit, in die ich das Bild ungefähr datiere – keine Angaben zu Anbauflächen, Anbaumengen usw. finden. Offenbar war der Hanfanbau für Statistik der gesamten Monarchie dann doch eher marginal. Auch hier sind die Stauden nicht gerade in einer Plantage zu finden. Ansonsten herrscht eine gewisse Vielfalt an landwirtschaftlichen Produkten auf dem Bild, was heute ja oft fehlt. Allerdings sieht man in den vergangenen Jahren immer mal wieder Hanffelder, aus denen Fasern oder Samen gewonnen werden.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum KR-Pl-2000)
Die Erntestatistik des Jahres 1926 berichtet: „An Hanf erntete Tirol 223 Zentner Faser und 110 Zentner Samen […]“ (IN, 8. Aug. 1927, S. 5)
Die Gesamtfläche des Ackerlandes in Tirol betrug im Jahre 1921 (!) 44.647 Hektar. (IN, 20. Okt. 1922, S. 6)
Buarli buarli, no kannt des sein, daß de hanfanbauenden Bauern damals eppa a bissi einkraaacht warn ? Ein Schelm, wer Böses dabei denkt…