Attila der Märchenkönig
Die Episode ist so weit bekannt unter Freund:innen der noch ungeschriebenen Theatergeschichte Innsbrucks des 20. Jahrhunderts: Im Winter 1945 strandeten die Hörbiger-Wesselys in Sölden um dort das Ende der Zweiten Weltkriegs abzuwarten. Im Gegensatz zu seinem Bruder Paul Hörbiger hatte es Attila nicht geschafft, während der NS Zeit irgendeine Form des wahrnehmbaren oder später dokumentierten Widerstands zu setzen, seine Frau Paula Wessely war nicht nur Unterzeichnerin einer Anschluss-Bejubelungs-Grußadresse an ihren Führer sondern in den Jahren des Nationalsozialistischen Grauens auch in wirklich üblen Propagandafilmen erfolgreich.
Nach der Befreiung, bei der in Sölden der nach seinen Worten „Kurzzeit-Bürgermeister“ Attila Hörbiger wild entschlossen bei der Entwaffnung der SS „dabei war“ (beides völlig unbelegt – siehe weiter unten), kamen die Hörbigers herunter ins Tal und Attila wurde vorläufig im Tiroler Landestheater engagiert. Er gab wie vorher in Salzburg und später am Burgtheater den Jedermann, auf dem Bild oben zu sehen mit Fred Liewehr und Trude Link (die auf dem Foto aussieht wie die junge Angelica Ladurner). Bei einem Interview mit einer Schweizer Zeitung für Auslandsösterreicher vom August 1945 garniert er seine fantastische Erzählung mit heroischer Waffenversorgung der bis heute historisch bestenfalls wackeligen Ötztaler Partisanen (nach selbst verfassten Quellen tausende Männer unter Kommando des halbwüchsigen Wolfgang Pfaundler) und sagt als vermutlich einzigen ehrlichen Satz, dass er uns seine Frau nur einen großen Wunsch hätten, nämlich bald wieder nach Wien zu kommen.
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Das Beste kommt zum Schluss: Zu den Ereignissen in Sölden gibt es zwei neue Quellen aus der Sammlung von Markus Wilhelm. Hier berichtet er zur vermeintlichen SS-Entwaffnung durch den Theatermann Hörbiger (der auch im Hotel Post residierte), hier mit Originaldokumenten aus dem genannten Hotel zum Zufall, dass die Schauspieler-Familie sowohl 1938 als auch 1945 die Europäische Geschichte in Hinteren Ötztal in führenden Rollen verschlafen hat. Markus Wilhelm hat, falls Sie es noch nicht gesehen haben, vor einigen Wochen begonnen, besondere Stücke aus seinem privaten Archiv online zu stellen. Lese- und Bilderschau-Empfehlung!