Archivding mit vielen Fragezeichen
Es war im wunderschönen Sommer 2019, an einem dieser herrlichen sommerlichen Nachmittage, als ein Besucher des Archivs mit einer besonderen Entdeckung vorbeikam: vier mysteriöse Fahrlinienschilder offenbar aus einem Bus oder einer Straßenbahn.
Sofort war das Archivteam Feuer und Flamme. Die Schilder wirkten vertraut, mit unzähligen historischen Fotos von Bussen und Straßenbahnen in unserer Sammlung, Walter Kreutz sei Dank, waren wir sicher: Die Herkunft dieser Schilder ist im Nu geklärt.
Doch es kam anders.
Trotz aller Bemühungen und stundenlanger Bildvergleiche: Nicht ein einziges historisches Foto passte zu den Schildern. Keine Linie, kein Fahrzeug, keine Aufnahme wollte ins Bild passen. Seitdem liegen die Schilder bei uns, sorgfältig aufbewahrt, aber ohne Geschichte.
Fast sechs Jahre sind vergangen, und sie warten immer noch auf ihre „Entschlüsselung“. Darum wenden wir uns jetzt an Sie, liebe Leserinnen und Leser:
Wer kennt diese Linien? Wer erinnert sich an Fahrzeuge mit solchen Schildern? Wer kann Licht in dieses kleine Rätsel der lokalen Verkehrsgeschichte bringen?
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck; Re-598)
Die zweite, dritte und vierte Tafel könnten schon 2x zur 1er und 1x zur 3er gehört haben, zu den alten Garnituren. Ich werd noch in den Fotos blättern, aber ich bin mir eigentlich sicher.
Die erste Tafel, naja, Wilten fehlt, wahrscheinlich die Tafel für 3er mit den neuen Garnituren nach Auflassung der Station Wiltener Platzl.
Für Herrn Schneiderbauer bleibt sicher genug zu korrigieren und zu sagen.
Geht (wie immer) schon sehr in die richtige Richtung, was Herr Hirsch schreibt. 🙂
Es gab bei der Straßenbahn bei den Fahrzeugen der ersten und zweiten Generation je nach Typ eine ganze Menge unterschiedlicher Zielschilder, da keiner dieser Fahrzeugtypen Zielbandvorrichtungen hatte (diese beleuchteten Kästen mit Bändern, die von Hand (in anderen Städten auch automatisch) weitergekurbelt werden konnten).
Meines Wissens nach waren diese Stecktafeln alle aus Blech und wurden ganz klassisch von Schildermaler:innen in den Werkstätten der LBHiT bzw. der IVB hergestellt.
Unterschiedlich waren die Schilder deshalb, weil sie an unterschiedlichen Stellen schnell auswechselbar befestigt wurden wo auch unterschiedlich viel Platz war.
Ich habe auch ein paar Fotos angesehen und glaube, dass es sich hier um Zielschilder der ex-Züricher Triebwagen (Serie 18-21) handelt. Diese Schilder waren in Fahrtrichtung rechts im ersten Fenster innenseitig befestigt. Hier z.B.: https://postimg.cc/JD31L6fs
Ich hab aber auch festgestellt, dass ich nicht sehr viele Fotos habe, auf denen diese Schilder überhaupt zu sehen sind, weil die meisten Straßenbahnfotos aus dieser Zeit die in Fahrtrichtung linke Seite der Züge zeigen. Die sahen nämlich bis auf diese Schilder von beiden Seiten gleich aus (im Gegensatz zu den Einrichtungsfahrzeugen der nachfolgenden DÜWAG-Generation) und sind im Straßenraum von links leichter zu fotografieren. Das dürfte erklären, dass Sie nichts gefunden, Herr Herbst. Die anderen Arten von Tafeln schauen zwar oft ähnlich aus, aber eben nicht genau so.
Ein weiteres Indiz für diese Fahrzeuggeneration ist, dass erst ab dieser das Wort „Bergisel“ zusammengeschrieben wurde (zuvor „Berg Isel“, noch älter „Berg Jsel“).
Die Schilder sollten sich in Triebwagen Nr. 19 der Museumsbahnen eigentlich direkt aufstecken lassen. Vielleicht mag das ja mal jemand ausprobieren?
Ob das nicht eher Einschubtafeln für den Omnibusverkehr waren?
Von der Hungerburgbahn und von Pradl hab ich Musterbeispiele:
https://postimg.cc/1fQTdh5L
https://postimg.cc/7bDdsrLj
Ein Foto, auf welchem eine Einser in einer Position in Richtung Bergisel fährt, aus der die Zieltafel zu sehen wäre, habe ich noch nicht gefunden. So schön wie das Gegenstück Hungerburgbahn war sie anscheinend nur bei den uralten Garnituren mit offener Plattform zu finden. Die oben abgebildete Bergiseltafel hat nebenbei noch ein zusätzliches Rätsel zu bieten, irgendwas muß einmal drübergeklebt worden sein. „Verschub“ vielleicht? Dafür waren die alten Triebwagen noch lange gut genug.
Ich glaube, dass es eben nicht diese Tafeln sind, keine Hecktafeln (vermutlich ident mit den Brustwandtafeln) und auch keine Basler-Beiwagen-Zielschilder. Es hülfe, die Abmessungen zu kennen, damit ließe sich das sicher bestimmen.
Ich glaube, es müsste nur jemand vom Museumsbahnverein hier vorbeischauen, dort dürften alle Sorten von Tafeln lagern.
Leider habe ich bisher keinen eindeutigen Beleg für meine Omnibus-Theorie finden können. Vielleicht beim Bild auf Seite 221 vom Kreutz aus dem Jahre 1931, da würden die Tafeln oberhalb der Windschutzscheiben ganz gut hineinpassen und auch Sinn machen.
Die Tafeln im Beitrag sind meiner Meinung schmäler, aber länger wie auf den Straßenbahnbeispielen von Herrn Hirsch, sie weisen keinerlei Ösen zum einhängen / aufhängen auf (Hungerburgbahnbild!), die Lage von „Pradl“ innerhalb der Tafel ist anders.
Ich glaube auch, dass die Straßenbahntafeln aus stärkerem Blech waren, die Tafeln des Beitrages scheinen dünner zu sein („wellig“), dafür haben sie Verstärkungen an den Rändern.
Eine Straßenbahnlinie von / nach Amras gab es früher nie.
Eigentlich fein, dass wir uns in dieser unguten Zeit mit solchen Problemen beschäftigen dürfen! Oder?
Für alle weitere Spekulationen wäre es hilfreich wenn wir die Abmessungen der Tafeln und auch Fotos von der Rückseite haben könnten.
Gehe ich recht in der Annahme, dass jedes dieser Schilder aus mind. zwei Blechtafeln besteht, die mit einem (Klavier?)scharnier miteinander verbunden sind?
Und war das Metall oder Pappendeckel?
Die Amraser Tafel könnte aus der Zeit der Endstation der 3er bei der Umkehrkurve in Amras stammen. Der Omnibus der Linie K fuhr vom Dorf Amras nach Sankt Nikolaus.
Fest steht für mich nur, dass die Ziele Bergisel und Hungerburgbahn ausschließlich von der Einser bedient wurden. Pradl könnte auch zum Obus B gehört haben, Allerdings hab ich die Obustafeln anders in Erinnerung, da stand doch die Linie auch noch drauf (?). Ich bilde mir auch ein, dass die Tafel, die rechts neben dem Schaffner am Seitenfenster prangte, und die man mit einem Griff vom Schaffnersitz aus umdrehen konnte, aus Pappe war.
Es geht mir wie Herrn Roilo, ich hab kein Foto, welches beweiswürdig wäre. Aber spekulieren ist einfach interessanter als wissen, das wäre ja nichts besonderes.
Straßenbahn oder Bus? Pappe oder Metall? Mit Linienbezeichnung oder nur Zielangabe? Ich erlaube mir noch die Frage zu stellen, innen oder außen? Zumindest eine der wie ich glaube eher selteneren zweizeiligen Tafeln habe ich hier gesehen, außen angebracht:
https://www.ansichtskartenversand.com/ak/90-Alte-Ansichtskarte/25171-Innsbruck/
Die selbe Schriftart von „Hungerburgbahn“ findet sich im „Kreutz“ von 2011 auf Seite 126 an einem Stadtbeiwagen der Linie 1. Die restlichen Schilder konnte ich nicht zuordnen.