Nahtlos provokant: Eine Zeitreise mit Palmers
In letzter Zeit war die Firma Palmers vor allem wegen finanzieller Schwierigkeiten in den Schlagzeilen. Ganz anders war das früher: Damals machte das österreichische Traditionsunternehmen vor allem mit seinen provokanten Werbekampagnen von sich reden. Die Plakatwerbung von Palmers galt als kontrovers, teils als sexistisch – doch vor allem war sie eines: effektiv und auffallend erfolgreich.
Dass diese Werbung offenbar auch bei unserem Jörg Thien Eindruck hinterließ, zeigt ein bemerkenswertes Fundstück: ein Foto eines alten Palmers-Plakats, vermutlich aus dem Jahr 1961. Darauf deuten die Plakate der Meisterkonzerte sowie das Plakat von Alfons Gorbach, dem damaligen ÖVP-Politiker und seit 1961 Bundeskanzler, hin.
Das Motiv selbst ist ein typisches Sujet jener Zeit und zugleich ein Paradebeispiel für den damaligen Stil von Palmers: lange Frauenbeine, ein für die frühen 60er durchaus gewagter Rocksaum und der Slogan „Der Feinste der Welt“. Man kann annehmen, dass sich dieser Werbespruch auf Strümpfe bezieht, auch der Zusatz „nahtlos“ würde dazu passen.
Doch ein Detail wirft Fragen auf: Warum wird auf dem Plakat mit „474 Nadeln“ geworben? Was genau hat es mit dieser Zahl auf sich? Handelt es sich um eine technische Angabe zur Fertigung und wusste damals jeder was das bedeutete?
Falls jemand aus der Leserschaft mehr darüber weiß ich würde mich über Hinweise freuen.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, 04.05.04-55)
Je feiner der Strumpf desto mehr Nadeln sind nötig. War damals anscheinend Allgemeinwissen. Wenn Palmers diese Zahl in die Werbung einfließen ließ, dann war das wohl etwas besseres.
Allzu große Rezüberflutung sehe ich Mitglied einer abgestumpften Gesellschaft keine mehr. Das Plakat mit Papa und Baby war aber damals geradezu Geschäftsstörung.
Off: Der heute kaum noch bekannte Dr. Gorbach war ein als konziliant bekannte Genrleman. Kreisky schätzte ihn sehr. War noch wer anderer als die heutigen verbalen Raufbolde.
Sehr richtig, Maestro Hirsch, kann Euch wieder mal nur Recht geben.
„Damals machte das österreichische Traditionsunternehmen vor allem mit seinen provokanten Werbekampagnen von sich reden. Die Plakatwerbung von Palmers galt als kontrovers, teils als sexistisch…“
Zur Klarstellung als Zeitzeuge: damals hat niemand die Werbekampagnen von Palmers als provokant empfunden, eher als ansprechend. Und das Wort „sexistisch“ gab es damals auch nicht, ist erst mit der Gutmenschenbewegung aufgekommen.
Also, damals alles entschleunigt, die Riesenprobleme, die heute vielfach künstlich erzeugt werden, gabs damals nicht. Herrlich, die „gute alte Zeit“ !