Andere – Huber, nicht Hofer
Der um 1770 in Innsbruck geborene Andreas Huber (er selbst schrieb seinen Namen gleich einem anderen, wohlbekannten Andreas „Andere“) hatte über 61 Monate „als Gemeiner“ im k. k. Tiroler Scharfschützenkorps gedient „und sich während der Dienstzeit dergestalten tapfer, ehrlich und getreu verhalten […], daß man an seinen unsträflichen Betragen ein satsames Vergnügen geschöpfet, ihn auch gerne noch länger bey dem Löbl. Corps beybehalten hätte, wenn solches nach nunmehr geendigten Kriege nicht aufgelößt und demselben als ausgedienten Kapitulanten die angesuchte Entlassung zu ertheilen hohen Orts bewilliget worden wäre.“ Damit endete für Huber im Oktober 1801 sein Militärdienst. Er war zum Glück gesund (keine Selbstverständlichkeit nach den fünf Jahren), hatte aber keinen Anspruch auf eine „Dienst-Gratiale, oder sonstigen Militair-Beneficium“ und war somit auf sich gestellt.
Er trat sodann als „Raucharbeiter“ in städtische Dienste, wo er sich durch besonderen Fleiß auszeichnete. Bürgermeister Casimir Schumacher gewährte ihm daher im Dezember 1808 einen „sicheren“ Wochenlohn von drei Gulden, sofern er sich „jederzeit, und zu jeder Raucharbeit gebrauchen“ lasse „und wenn es nothwendig seyn wird, auch an Sonn- und Feyer-Tägen die angewiesene Arbeit“ erledigen werde. Weiters erwartete das Stadtoberhaupt, dass Huber „sich auch in der Folge eben so fleißig in seinen Arbeiten zeigen wird, als er es seither war.“
Huber konnte sich allerdings nicht lange an seiner ausgezeichneten Stellung erfreuen, da Anno 9 und seine Folgen auch sein (Berufs-)Leben durcheinanderwirbeln sollte. Da „selbst die nöthigsten Bauten eingestellt werden mußten“, gab es auch für ihn keine Arbeit mehr. Er wurde daher kurzerhand als „Marschwesensboth“ verwendet und „was er nun in diesem Dienste von Militär- und Civil-Partheyen erlitten hat – wie er bey Tag und Nacht geplagt gewesen – und noch jedem Militärlastträger unverschuldet verhaßt ist,“ hat ihm diese Arbeit gründlich verleidet.
Im Frühjahr 1817 bewarb er sich daher mit dringlichen Worten als Kanzleibote im Magistrat. Es sei sein sehnlichster Wunsch, diese Stelle zu bekommen und er werde „als dankbarer Bürger“ dieselbe „mit Eifer und nach Kräften“ ausfüllen. Seitens der Stadtverstaltung wurde Huber zugesichert, dass man ihn bei einer allfälligen Besetzung einer Kanzleibotenstelle berücksichtigen werde. Allerdings bleibt offen, ob er sie jemals erhielt …
(StAI, COML 1817 Nr. 795)
Raucharbeiter sind Tagelöhner für schwere Arbeiten. Es wird wohl dabei wohl mehr um ‚rauhe‘ anstatt um ‚rauche‘ Arbeit gehen. Warum der Arme anschließend als Marschwesensboth jedem Militärlastträger unverschuldet verhaßt war, bleibt mir vorerst noch ein Rätsel. Ebenso rätselhaft bleibt die Auflösung seines ‚Corps nach geendigten Kriege‘ 1801, wo es doch erst richtig losging mit den Franzosen und Bayern.
Das Tiroler Scharfschützenkorps wurden infolge des Friedens von Lunéville (9. Februar 1801) aufgelöst. Dieser Friedensschluss „beendete den 1798 ausgebrochenen Zweiten Koalitionskrieg zwischen Frankreich und Österreich. Der unterlegene Kaiser bestätigte in diesem Dokument nach den entscheidenden Niederlagen von Marengo und Hohenlinden weitgehend die Bestimmungen des Friedens von Campo Formio (17. Oktober 1797), der die Gebietsverschiebungen des Ersten Koalitionskrieges regelte.“
Herzlichen Dank Herr Egger für diese Informationen. Habe sie zum Anlass genommen, diesen turbulenten Zeitabschnitt mal genauer nachzulesen. Aus der Schulzeit glaube ich mich zu erinnern, dass 1805, als Tirol zu Bayern kam, das mit ein Grund für die Königswürde des Kurfürstentums Bayern war. Um König zu sein musste man demnach über mehr als ein Land herrschen. Tatsächlich fand ich darüber nichts, es war wohl einzig ein ‚Geschenk‘ Napoleons an die kooperierenden Bayern. Dort ruhte man, sich allerdings nicht auf diese Lorbeeren aus, sondern begann das Land zu modernisieren. Relikte der Leibeigenschaft, ständische Steuerprivilegien sowie
erbliche und käuflichen Ämter wurden abgeschafft. Vor allem Letzteres scheint in einigen ‚rückständigen‘ Ecken noch brisant wie und eh und je. Katholiken, Reformierte und Lutheraner wurden gleichberechtigt, was besonders ‚unserem‘ Pater Haspinger wenig schmeckte. Aber das ist eine andere Geschichte..