Am alten Bezirksgericht – die Burg St. Petersberg
Zum Abschluss meiner persönlichen Beitragsreihe über Burgen besuchen wir die altehrwürdige Burg St. Petersberg bei Silz im mittleren Oberinntal. Zwischen Silz und Haiming auf einem Hügel thronend, hat der imposante Bau bis heute kaum etwas von seinem majestätischen Anblick eingebüßt.
Der gezeigte Schnappschuss aus dem Jahre 1929 zeigt uns die Burg in ihrer restaurierten Gestalt, welche sie im Verlauf des späten 19. Jahrhunderts erhalten hat. Niemand geringeres als Kaiser Franz Josef I. hatte die von einem Brand zerstörte Burg im Jahre 1893 erworben und wieder in Stand setzen lassen.
Ursprünglich befand sich an jener Stelle bereits im 11. Jahrhundert eine romanische Burg, welche zum Grundbesitz der Welfen-Herzöge gehört hatte. Dies änderte sich gegen Ende des 12. Jahrhunderts, als die Grafen von Tirol die Anlage erwerben konnten.
Um 1275 kam die Feste schließlich in den Besitz Graf Meinhards II. von Tirol-Görz, welcher die alte Welfenfestung großzügig erweitern ließ und machte sie zu einem administrativen Zentrum im damals schwer kontrollierbaren Oberinntal. Zeitgleich setzte der Landesregent dort einen landesfürstlichen Richter ein, welcher sogar mit der Blutsgerichtbarkeit ausgestattet wurde. Im Bergfried wurde ein Teil der gräflichen Amtskasse verwahrt.
Mitte des 17. Jahrhunderts, nachdem Petersberg mehrmals die Pfleger und Besitzer gewechselt hatte, wurde der Gerichtssitz ins Ortszentrum von Silz verlegt. Bis heute befindet sich in Silz das Bezirksgericht von Imst. Ein Umstand, der untrennbar mit der Geschichte der Burg St. Petersberg verbunden ist, welche mittlerweile zu einem Kloster des Ordens der Regularkanoniker vom Heiligen Kreuz umfunktioniert wurde.
Titelbild: Stadtarchiv/ Stadtmuseum Innsbruck GoNe-001890
Autor: Andreas Czermak
Vor einiger Zeit bin ich spätnachmitags vom Haimingerberg über Petersberg nach Silz runtergewandert. Bei Pertersberg war dann die Sonnen schon weg. Auf einsamen Wege nahe des Sees ist mir ein Regularkanoniker begegnet. Die einherschreitenden hagere Gestalt in der Kutte war für mich etwas irritierend, wohl auch weil dann ein Mischkulanz aus Engelswerk – und Dan Brown – Vorurteilen mitschwingt. Wir haben uns beide freundlich gegrüßt und nach meinem Eindruck beide eilig das Weite gesucht.
Habe den Text erst jetzt genauer überlesen und bitte um Richtigstellung des Satzes: „Bis heute befindet sich in Silz das Bezirksgericht von Imst“.
Der politische Bezirk Imst ist in zwei Gerichtsbezirke unterteilt:
Gerichtsbezirk Silz mit dem Sitz in Silz für 13 Gemeinden im Süden (Ötztal inklusive Kühtai) und im Osten (Inntalgemeinden bis Roppen und Mieminger Plateaugemeinden ohne Wildermieming).
Gerichtsbezirk Imst mit dem Sitz in Imst für die restlichen 11 Gemeinden ab Karres bzw. Nassereith, inklusive Stadtgemeinde Imst und den Pitztaler Gemeinden.
Die Richtstätte für das Gericht Petersberg ist auf der Ersten (Josephinischen) und Zweiten (Fransziszeischen) Landesaufnahme abgebildet.
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Auf der Ersten LA ist ein dreistempeliger Galgen oberhalb der alten Wegverbindung nach Imst zu sehen, auf der Zweiten LA ein dreieckiges Symbol mit der Bezeichnung „Hochgericht“. Unmittelbar westlich weist der Flurname „Galgenmure“ auf die Richtstätte hin. Ob hier Hinrichtungen stattgefunden haben, ist unbekannt bzw. scheinen keine Schriftquellen darauf hinzuweisen. Der Überlieferung nach sollen aber bei der Anlage eines Kalkofens in diesem Bereich Menschenknochen gefunden worden sein.
Das Hochgericht von Imst befand sich westlich von Imst am Galgenbühel. Die Lage ist durch Flurnamen und Karten bekannt (Otto Stolz, Die Scharfrichter von Tirol, 1982. Wilfried Beimrohr, Mit Brief und Siegel. Die Gerichte Tirols und ihr älteres Schriftgut im Tiroler Landesarchiv, Tiroler Geschichtsquellen 34, 1994).
Wenn das 1982 im Steiger Verlag erschienene Buch „Die Scharfrichter von Tirol“ gemeint ist dann ist der Autor Heinz Moser.
Völlig richtig, lieber Herr Hirsch. Seltsame Verwechslung meinerseits.