Alles auf Schiene_Teil 7
Nach Fertigstellung der Abfahrtshalle schrieb die Österreichische Bundesbahndirektion im März 1954 einen Wettbewerb für die künstlerische Ausgestaltung aus. Geladen waren Max Weiler, Max Spielmann, Fritz Berger, Fred Hochschwarzer und Raimund Wörle.
Max Weiler gewann mit seinen Entwürfen, die Innsbrucks Geschichte und Gegenwart zum Thema hatten. Das nördliche Wandbild zeigte das historische Innsbruck mit Kaiser Maximilian I., ein mittelalterliches Turnier vor dem Goldenen Dachl und eine Szene aus dem Tiroler Freiheitskampf. Die Gegenwart wurde mit sportlichen Aktivitäten im Sommer und im Winter, verbunden durch die Universität, dargestellt.
Max Weiler erzählt später über den Wettbewerb: „Ich gewann den Wettbewerb um die Bahnhofsfresken und wurde mit der Ausführung betraut. In Bildern hatte ich mir ein Repertoire von Formen erobert. Ich konnte Sonne malen, abgegrenzte Strahlen, Wellensysteme um die gelbe runde Scheibe, bald rund ausstrahlend, bald wasserfallartig herabfließend. Dann den Himmel, blau mit gelben Streifen, der sonnendurchstrahlte Himmel. Die Berge, den Fluss, den Baum weiß oder schwarz. Damit machte ich die Bahnhofsfresken.“
Mit dieser Darstellungsweise löste sich Max Weiler vom naturalistischen Naturbild. Und diese neue künstlerische Formensprache rief heftige Diskussionen und Kritik nach der Enthüllung des ersten Bildes hervor. Der mediale Aufschrei war groß. Fast alle Künstlerkollegen stellten sich gegen ihn. Der Landeshauptmann von Tirol verlangte die Einstellung der Arbeit. Die Leute empörten sich über die gesichtslosen Mannsbilder – noch dazu der Kaiser und die Freiheitskämpfer – mit viel zu kleinen Köpfen. Es gab Drohungen, die Arbeiten mussten eine Zeit lang von der Polizei geschützt werden. Die Volkshochschule organisierte einen Diskussionsabend über das neue Bahnhofsbild an, der auf reges Interesse stoß.
2001 gab es wiederum einen großen Aufschrei wegen der Weiler Arbeiten. Aufgrund des Bahnhofneubaus mussten die denkmalgeschützten Wandmalereien mit großem Aufwand abgenommen und 2004, diesmal auf der Längsseite, nebeneinander, neu aufgestellt werden.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Ph-24428 und Ph-24429)
Eine herrliche Dokumentation der Publikumsreaktionen ist in einer Fotoserie der Österreichischen Nationalbibliothek zu sehen.
https://search.onb.ac.at/primo-explore/search?institution=ONB&vid=ONB&onCampus=false&query=lsr19,contains,US12644&search_scope=ONB_gideon