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Allerhöchste Flurbereinigung

Allerhöchste Flurbereinigung

Mit ein wenig gutem Willen lassen sich Grenzen, die scheinbar gottgewollt durch Innsbruck, Europa und die Welt gezogen worden sind, friedlich neu verhandeln und dann mit etwas Ablöse für die neu gewonnenen Flächen gleich wieder einzeichnen. In unserem Plan zum Tage, der hier in der interaktiven Fassung zu sehen ist, ist die vielleicht wichtigste Information diese „Neue Gränze“, die zum Zeitpunkt des Erscheinens der Neujahrs-Entschuldigungskarte für 1879 wirklich ganz neu gezogen war und auch noch einige Jahre „Grenzstraße“ heißen sollte.
Im Boten für Tirol und Vorarlberg erscheint die genaue vierseitige Liste der Grundbesitzer, die zwischen elf und mehreren tausend Quadratklafter (etwa x3,6 umzurechnen, 11 Quadratklafter sind demnach knapp 40 Quadratmeter) Grund verkaufen müssen, um diese gerade Linie zwischen Sill und Inn zustande zu bringen. An anderer Stelle ist es hier ja auch schon um die Wiltener Perspektive auf das selbe Ereignis gegangen.

Der Vorspann im Boten liest sich so:

Auf Grund der mit der Allerhöchsten Entschließung vom 19. Juli 1878 allergnädigst genehmigten, und von der k. k. Bezirkshauptmannschaft in Innsbruck, vom Stadtmagistrate in Innsbruck und von der Gemeinde-Vorstehung in Wilten mit Edikt vom 2. Oktober d. JS. Nr. 8319 kundgemachten Regulirung der Grenzen zwischen der Stadtgemeinde Innsbruck und der Gemeinde Wilten läuft die neue südliche Grenze der Stadt Innsbruck östlich von der Triumphpforte in einer geraden Linie, welche 16 Meter von der südlichen Fronte des Peterlongo’schen Hauses und des Kölle’schen Neubaues absteht, bis zum Territorium des Bahnhofes westlich von der Triumphpforte wurde die neue Grenze in einer geraden von der Südseite der Ennemoser’schen Gebäude 16 Meter abstehenden Linie festgestellt, welche die Gründe der unteren Wiltener Felder bis zum Fürstenweg durchschneidet und daselbst das Grundstück Dr. Pembaur’s Erben umgrenzend in den Innfluß ausläuft.

Die weiteren Bestimmungen zwischen den Gemeinden war so etwas wie der vorweggenommene Zusammenschluss der beiden Verwaltungen – die seelsorglichen Jurisdiktionsverhältnisse blieben jedoch einstweilen gleich:

Dieser Beitrag hat 7 Kommentare
  1. Hat jemand eine Idee, oder verrät es uns das Stadtarchiv, um welches Gebäude es sich bei der unteren Illustration handelt?
    Oben sieht man die charakteristische Architektur der Schule in der Fallmerayerstraße mit dem damals noch etwas anders gestalteten Turm der Servitenkirche.
    Man möchte meinen, daß das untere Gebäude ein Gegenstück jenseits der „Gränze“ sein könnte, aber die ganzen Wiltener Gründerzeitbauten, die dem unbekannten Gebäude im Stil durchaus ähnlich sehen, standen damals noch nicht. Auch auf Innsbrucker Seite paßt das nicht zur Jahreszahl.

    1. Wahrscheinlich handelt es sich um das Hotel Goldene Sonne am damals noch jungen Bahnhofsplatz. Auf Grund einiger Abweichungen vom späteren Bestand, wie z.B. das fehlende Türmchen und die etwas andere Fassadenkonfiguration, könnte man an einen architektonischen Entwurf denken.

    2. Es handelt sich um das Eckhaus Colingasse 3-5 / Fallmerayerstraße 2, ein Zinshaus für die Sparkasse Innsbruck, errichtet wie das „Pädagogium“ oben 1876.

      1. Für meine Freunde: das Auffinden der Adresse dieser Gebäude war für mich eines der Glücksmomente bei den Recherchen zu meinem Buch „Innsbruck im historischen Kartenbild“. Nachdem weder die Mitarbeiter im Stadtarchiv, noch die des Ferdinandeum mir bei der Suche weiterhelfen konnten, bin ich noch einmal das gesamte Stadtgebiet zwischen Bahnhof und Klinik Straßenecke für Ecke abgegangen, und siehe da, vom Adolf-Pichler-Platz aus ergab sich plötzlich das exakte Bild der Gebäude. Die historischen Daten dazu fanden sich im Tiroler Kunstkataster:
        https://maps.tirol.gv.at/externalcall.jsp?project=tmap_master&x=80140.78507323685&y=236837.98471763614&scale=1000&rotation=0&view=sport_kunst&basemapview=orthofoto_labeling&user=guest&group_id=TMAPS-Gast&client=core&language=de

        1. Danke für die Lösung des gar nicht als Rätsel gedachten Rätsels und für die Hintergrundinformation, daß sich auch Fachleute mit der Lokalisierung schwer getan haben.
          Das Haus hat einstens sogar eine gewissen Bekanntheitsgrad für mich gehabt, dort wohnte nämlich meine Volksschullehrerin, Frau Maria Pechlaner. Gemerkt hab ich es mir offenbar nicht.

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