Abschweifungen über Tankstelle
Der nun weitgehend fertiggestellte Neubau am Ende der Leopoldstraße, drängte dieses Bild aus vergangenen Tagen fast auf. Das neue Gebäude ist – auch durch die Nutzung des oberen Geschosses als Proberaum für die Wiltener Sängerknaben – nun deutlich mächtiger ausgefallen, als es die bis dahin existierende Tankstelle auf dem Bild gewesen ist. Gleichzeitig stellt die Variante auf dem Bild nicht die Situation vor dem Abriss dar, denn die Überdachung der Zapfsäulen ist offenbar irgendwann einmal aufgestockt worden. Ich vermute, damit auch höhere und größere Fahrzeuge darunter passen, denn die Größe der Fahrzeuge ist vor allem ab dem Ende des 20. Jahrhunderts, wie wir alle wissen, massiv angestiegen. Eindrücklich vor Augen führt dies auch eines der geparkten Autos an der Tankstelle: das rosarote Gefährt mit geöffneter Tür, wohl eine BMW Isetta. Denkt man an die heute übliche Größe/Motorisierung der Autos des bayerischen Herstellers, erscheint dieses Fahrzeug wie aus einer anderen Welt.
Eine Frage, die sich mir während der Bauphase dieses neuen Gebäudes auch immer wieder gestellt hat, war: wie lange wird es wohl noch solche Tankstellen mit fossilen Energieträgern geben bzw. wie lange wird es dauern, bis Menschen im Archiv bei Aufnahmen der jetzigen Tankstelle, diese als ein Kuriosum des 20. und 21. Jahrhunderts verschlagworten werden?
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Bilder Fritz Nickel)
Immer wenn ich mir vornehem, einmal eine Pause einzulegen, kommt wieder was Interessantes. Und diese Tankstelle ist in ihrer selbstverständlich vergessenen alten Bauform ein Leckerbissen.
Man hat sie tatsächlich einwenig angehoben, der rückwärtige Teil blieb gleich hoch. Dafür hat man stadtseitig eine doppelte Servicebox drangebaut.
Zwei Details gefallen mir besonders: Der Siesta haltende Tankwart (der Beruf selbst ist schon ein Zeitdenkmal) im willkommenen Schatten des Vordachs und die nicht ganz enträtselte „Zimmer“ Tafel. Sie steht unabhängig von der Tankstelle außerhalb des Mäuerls. Im gerade im Nachkriegsfoto zu sehenden Haus Leopoldstraße 59 vermietete man nämlich Zimmer, vielleicht weist die Tafel darauf hin. Vice versa war dort als gewerbliche Verschränkung eine Semperitreklame an der Hausmauer zu sehen.
Und endlich weiß ich sicher, daß das einmal eine Esso und keine Mobiltankselle gewesen ist.
Danke für dieses Foto!
Bitte, Herr Hirsch, keine Pause einlegen – weitermachen! Ich lese immer sehr gerne Ihre Einträge, sicher auch viele andere aus Innsbruck!
Der Isetta Fahrer mit Handy-Haltung scheint in Wirklichkeit zu rauchen (Linkshänder?) , während der Tankwart dahinter seine Siesta hält.
Die Isetta ist mit dem ihr eigenen Bewegungsablauf beim Ein- und Aussteigen sowieso eine Nummer für sich. Ich seh den Herrn grad aus dem Ei springen und zur Tankstelle sausen. Vielleicht telefonieren, davor aber schnell noch ein Zug?
Zum heute falsch geparkten VW Pritschenwagen gehört der – im übrigen modemäßig durchaus in unsere Zeit passend – zu adrett angezogene Handy-Dreier-Mann eher nicht.
und am Bergisel Bahnhof steht schon einer der 1960 neu angelieferten 4achsigen Triebwagen.