Ein Fall für die zweite Auflage
Als Provenienz könnten wir für diese Bilderserie nur angeben: Am Flughafen von einer Person im Trenchcoat durch den Zaun gesteckt die dann ohne einen Namen zu nennen im Dunkel der Nacht verschwunden ist. So erging es ca. 2000 n. Chr. einem befreundeten Innsbrucker Segelflieger. Danach verschwanden die Fotos in dessen To-Do-Schublade und als er nun zum Geburtstag das neue Flughafen-Buch von Tanja Chraust geschenkt bekam, fielen ihm die Bilder wieder ein. Das Kuvert ist handschriftlich mit „Segelflieger Ibk“ beschriftet, darin sind 22 Fotos, großteils aus den 1930er Jahren. Leider nicht alle aus Innsbruck, aber einige dank Nordkette gut zu lokalisieren, viele ausgestreckte rechte Hände auf der deutschen Wasserkuppe, einige entzifferbare Flugzeugkennungen, Unfälle, Gummizug-Segelstarts auf Schneefeldern und steilen Hängen.
Es gehört ein wenig zum Schicksal von Ausstellungen und Buchpublikationen, dass am Tag der Präsentation oder Eröffnung jemand an die Autorin oder die Kuratoren herantritt und sagt: „Ja, dazu hätte ich ja auch noch gaaanz viel Material zu Hause“. Besser spät als nie, pflege ich dann zu antworten, vielleicht gibt es ja eine zweite Auflage.
Ich wollte das Titelbild eigentlich als Rätsel einstellen, aber die Buchautorin höchstselbst war freitags bei uns im Stadtarchiv und hat die Szene eindeutig in der Reichenau verortet. Empfänger einiger Ansichtskarten aus der Serie war ein gewisser Karl Frena, den in Innsbruck jeder Flugschüler kennt. Er segelte nicht nur von der Nordkette, sondern stellte viele österreichische Langstreckenrekorde auf. Seine politischen Aktivitäten zur Entstehungszeit der Bilder führten zur März-1938-Erinnerungsmedaille für Alte Kämpfer und 1945 zu einem nicht ganz dünnen Entnazifizierungsakt, da er als Prominenter gleich als Sturmführer in den NS-Fliegerkorps eingestiegen war und angeblich auch NSFK-Standartenführer wurde, ohne diese Funktionen jemals auszuführen.
Hier nun die anderen 21 Bilder, wenn es beschriftete Rückseiten gibt, kommen diese gleich danach. Wenn Ihnen noch etwas dazu einfällt, freut sich unsere Bilddatenbank über qualifizierte Einträge jenseits von „Segelflugzeug über den Wolken, ca. 1930“.



























Mich hätt man auch fragen können 😀 .
https://postimg.cc/06cGPr88
https://postimg.cc/MnYVmXf1
Ich habe dieses Foto zusammen mit anderen Boden- und Luftaufnahmen von einem Sammler, der sie wieder als Fotografien aus dem Nachlass von Günther Thien erhielt. Etliche der Luftaufnahmen wurden bereits in diesem Blog gezeigt. Angeblich sind alle Aufnahmen von Günther Thien, vielleicht hat er sie, wenigstens teilweise, auch nur gesammelt.
Die offenbar als Star bestaunte und schon recht modern aussehende Klemm könnte auch für einige Luftbilder gedient haben, wir haben ja mindestens 5 Flugzeuge zur Auswahl, die Tirol Udet, die ÖLAG A-3, die Klemm 2202 und zwei unbekannte, ein Hochdecker mit deutlicher Strebe zum Flügel, vielleicht die am Titelbild abgebildete Hopffner A-131, und eine Fenstereinfassung, möglicherweise aus der Kabine der modernen Klemm D-2392.
Die Freude am Zusammentreffen der vier Piloten und ihrer Flugzeuge war anscheinend etwas besonderes. Man hat die Flugzeuge auch umgedreht damit man die Kennzeichen lesen hat können, was ich zuerst glatt übersehen habe.
Grad noch eine Frage: Unter den Fotos ist auch eines, welches einen spektakulären Absturz im Wald zeigt. Gibt es da auf der Rückseite wirklich keinen Hinweis, Kennzeichen, Datum, oder wo das passiert ist? Der Unfall sieht vielleicht schlimmer aus als er es für den Piloten gewesen sein könnte. Bei einem quasi „baugleichen“ Unfall mit Absturz in den Wald bei Graz wurde der Pilot nur leicht verletzt.
Interessant ist auch der Familienausflug mit Auto und Flugzeuganhänger auf den Gaisberg.
Aus dem Thema gefallen ist die Postkarte mit der Douglas DC-2 HB-ITI der Swissair. Sie erlitt im Februar 1936 nach einem Startabbruch in Zürich einen Totalschaden (2 verletzte Passagiere). Im März 1936 wurde die einzige DC-2 der ÖLAG („Regierungsflugzeug“) an die Swiss Air Lines verkauft. Zusammenhang?
P.S.: Für an der Geschichte des Segelflugs Interessierte gibt es (mindestens) zwei Adressen. das Segelflugmuseum Hundsheim-Spitzerberg und das Aviaticum in Wiener Neustadt, dazu das Österreichische Luftfahrtarchiv.
Danke Herr Hirsch für die Analysen. Nein das Absturzbild hat leider gar keine Infos auf der Rückseite, das Kennzeichen würde ich als „endend auf 248“ lesen kenne aber keine europäische Webseite oder Datenbank für Flugzeugcrashs.