Der Bau der Nordtiroler Eisenbahn
Es ist schon einige Zeit her, seit ich im Januar 2023 eine Beitragsserie über die Arlbergbahn gestartet habe. Der erste Beitrag mit dem Titel Peterbründl oder Peterbrünnl? war der Auftakt zu mehr als 40 Beiträgen rund um den Bau der Arlbergbahn. Ausgangspunkt damals war eine Mappe mit historischen Fotos vom Bau der Strecke.
Vor Kurzem ist mir erneut eine solche Mappe in die Hände gefallen. Sie befindet sich bereits seit 1979 in unserem Besitz, wurde jedoch erst vor wenigen Monaten digitalisiert und ist somit nun auch für unseren Blog verwendbar. Der rote Samteinband mit goldener Schrift trägt den Titel vielversprechenden Namen „Album der Nordtiroler Eisenbahn„.
Die Geschichte der Eisenbahn in Nordtirol begann mit einem Staatsvertrag zwischen dem Kaisertum Österreich und dem Königreich Bayern. Im Juni 1851 vereinbarten die beiden Staaten den Bau mehrerer grenzüberschreitender Eisenbahnstrecken. Ein wesentlicher Bestandteil war die Verbindung von Rosenheim über Kufstein bis Innsbruck, die bis zum 1. März 1856 fertiggestellt werden sollte. Um die Interoperabilität sicherzustellen, wurden zentrale Trassierungsparameter festgelegt, wie die Normalspurweite von 1.435 mm und ein standardisierter Gleisabstand. Der Unterbau wurde so dimensioniert, dass ein späterer zweigleisiger Ausbau möglich war. Als Grenzbahnhof wurde Kufstein bestimmt.
Der staatlich finanzierte Bau der Abschnitte Wörgl–Innsbruck (Baubeginn 1853) und Kufstein–Wörgl (Baubeginn 1854) wurde von Kaiser Franz Joseph I. angeordnet. Carl von Ghega, bekannt als Ingenieur der Semmeringbahn, war maßgeblich an der Trassenfestlegung beteiligt. Die Bauarbeiten dauerten zwar zwei Jahre länger als ursprünglich anberaumt, waren aber mit insgesamt nur fünf Jahren Bauzeit vergleichsweise schnell.

Am 5. August 1858 eröffnete die Königlich Bayerische Staatseisenbahn den Abschnitt Rosenheim–Kufstein als Teil der Bayerischen Maximiliansbahn. Die Tiroler Staatsbahn nahm am 24. November 1858 den Betrieb auf der Strecke Kufstein–Innsbruck auf. Damit entstand die erste Eisenbahnstrecke in Westösterreich und der letzte Baustein der Verbindung München–Innsbruck. Zu Erinnerung an den denkwürdigen Tag der Eröffnung wurde das hier präsentierte Album mit 15 Lithografien erstellt.

Neben den Lithografien enthält es noch den obigen Plan mit einer anschaulichen Übersicht der Streckenführung. In den kommenden Beiträgen werde ich einige Bahnhöfe und Streckenteile anhand dieser Lithografien vorstellen und unsere Leser*innen auf eine Reise durch das Unterland der 1850er Jahre mitnehmen.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Bi-k-652)