Das Wetter von damals
Heutzutage überzieht ein dichtes Netz an Messstationen zur Aufzeichnung von Wetter- und Klimadaten unseren Globus, das immer bessere Vorhersagen des Wetters erlaubt. Viele dieser Wetterstationen zeichnen schon seit Jahrzehnten und ohne Unterbrechungen Daten auf und geben uns somit auch Einblick in die historische Entwicklung des Klimas. Einige wenige dieser Aufzeichnungen reichen sogar bis in das 18. Jahrhundert zurück.
Für Innsbruck gibt es zwar keine so weit zurückreichenden durchgehenden Wetteraufzeichnungen, aber im Jahr 1777 startete Franz von Zallinger zum Thurn (1743–1828), ehemaliger Jesuit und Professor für physikalische und mathematischen Wissenschaften an der Innsbrucker Universität mit der Aufzeichnung verschiedener Wetterdaten, die er für 50 Jahre fortsetzte und damit einen wertvollen Datenschatz produzierte. Nach seinem Tod wurden diese Daten – gemeinsam mit einer biographischen Skizze des Wissenschaftlers – durch das eben erst gegründete Ferdinandeum in einem Buch veröffentlicht. Als Digitalisat ist dieses über die Website der ULB zugänglich.
Wie es sich für einen Wissenschaftler gehört, machte Zallinger sein methodisches Vorgehen in einer Einleitung zu den Messreihen transparent. Die Messungen fanden täglich um 4 Uhr früh und um halb 2 Uhr nachmittags in seinen Wohnhäusern in der oberen und unteren Sillgasse statt, wobei er jeweils Barometer- und Thermometerstand und den optischen Eindruck des Wetters notierte. Im Vorlesungsverzeichnis der Universität vom Jahr 1800 wird seine Adresse mit Untere Sillgasse 82 angegeben – die Nummer passt indes so gar nicht zu den in zeitgenössischen Karten verwendeten Katasternummern, daher gehe ich davon aus, dass 282 gemeint ist, was heute Universitätsstraße 16 wäre. Oder gibt es andere Erklärungen hierfür?
Wenn Sie also wissen wollen, wie das Wetter heute vor 200 Jahren war, genügt ein Blick in die Tabelle (31. Juli 1825: Temperatur morgens 10° Re = 12,5° C, mittags 21,3°Re = 26,6° C). Zallinger ermittelte aus diesen Daten dann einige statistische Mittel, die ebenfalls in dem Buch zu finden sind. Auch wenn man bei den damaligen Instrumenten und der langen Dauer der Aufzeichnungen durch eine einzelne Person von einigen Fehlern ausgehen muss, so fasziniert dennoch, welch große Hingabe hinter so einem jahrzehntelange Projekt stecken musste. Es verwundert daher nicht, dass in der Folge durchgehende Aufzeichnungen fehlen. Erst seit 1877 gibt es wieder kontinuierliche Aufzeichnungen aus Innsbruck, die über die Website der Geosphere abgerufen werden können.
Im unserem Archiv hat das Leben und Wirken von Franz von Zallinger indes nur wenige Spuren hinterlassen. Darunter sticht ein Exlibris mit dem Wappen der Familie Zallinger aus der Sammlung Hochenegg, das Sie im Titelbild sehen, hervor.
Das Ferdinandeum besitzt ein Konterfei des Herrn Professors, welches in der Fischnaler Chronik auf Seite III/86 abgebildet ist.
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