Ein Wunderkind auf Tournee
Maria Serato wurde 1840 oder 1841 – genaue Geburts- und Sterbedaten sind leider nicht bekannt – in Castel Franco geboren. Bereits in frühester Kindheit erhielt sie Geigenunterricht. Ab dem Jahr 1850 gab sie Konzerte in verschiedenen europäischen Städten. Am 23. Juni 1851 trat Maria Serato in Innsbruck im großen Redoutensaal auf. Das 36,5 x 23,0 Zentimeter große Plakat mit dem die Veranstaltung angekündigt wurde, dient als Titelbild dieses Beitrags. Es wurde in der Wagner´schen Buchdruckerei gedruckt.
Die junge Violinistin trat im Jahr 1851 auch in mehreren weiteren österreichischen Städten auf, unter anderem in Graz. Die Grazer Zeitung vom 26. Februar 1851 berichtete über die Veranstaltung Folgendes: „Maria Serato. Das schüchterne, liebliche Kind, mit seinen tiefdunkeln, südlichen Augen, mit seinem Gesichtchen, das weit über dieses Kindesalter durchgeistigt ist, hat nun auch unsere Bühne betreten, und einen überraschend glänzenden Erfolg gehabt, was um so erfreulicher war, als ihr kein erkünstelter Ruf, keine prätentiösen Ankündigungen vorangingen. Sie ist kein Wunderkind, aber sie wird ein Mal Wunderbares leisten, denn es lebt in dem kleinen Wesen etwas Geniales, das um so urkräftiger ist, als Serato selbst keine Ahnung davon hat. Sie spielt, wie sie eben spielen muß, und das est deus in nobis hat bei ihr seine volle Geltung.“
Im Jahr 1859 gab Maria Serato ihr viertes Konzert in Innsbruck. In der Tiroler Schützen-Zeitung vom 27. April 1859 wurden die Auftritte in Innsbruck und weiteren Tiroler Gemeinden folgendermaßen angekündigt: „Musikalische Kunstnotiz. Die schon seit Jahren in vielen Hauptstädten hochgefeierte jugendliche Violinvirtuosin Maria Serato wird auf ihrer in dieser Osterwoche nun zum viertenmal angetretenen Kunstreise vorerst Tirol und namentlich unsere Hauptstadt berühren, um je nach Gunst der Umstände ihre außerordentlichen Kunstleistungen zu entfalten. Da der Kunstzauber ihres ersten Auftretens als neunjähriges Mädchen noch allen Kunstfreunden sicher unvergeßlich geblieben, seitdem aber die Kraft und Fülle der Vollendung mit den jungen Jahren ungleich stärker sich entfaltete, und die errungenen Triumphe in vielen Hauptstädten laut den Kunstnachrichten des vergangenen Jahres constatirt sind, bedarf es wohl keiner weitern Empfehlungen. Nur soll hier kurz erwähnt sein, daß ihr vortreffliches Spiel die höchsten Anforderungen moderner Technik ebenso als die höchste Weichheit der Töne erreicht und somit Kenner und Laien befriedigt. Auch ist in ihren Konzertprogrammen die größte Auswahl und mannigfaltigste Schule des französischen, belgischen und deutschen Kunstgeschmackes reichlich vertreten in den großartigsten Konzertstücken von Vieurtemps, Alard, Leonard, Prüme, Spohr so daß sie den gegenwärtig triumphirenden Geschwisterten Virginia und Karolina Ferni gleichwie den jetzt in Paris konzertirenden Violin-Virtuosen Angelo und Theres Ferni würdig zur Seite steht.“
Auch die Innsbrucker Nachrichten vom 28. April 1859 informierten die Leserschaft über Maria Seratos bevorstehende Auftritte: „Im Laufe dieser Woche wird die gefeierte Violin-Virtuosin Maria Serato auf ihrer Kunstreise Tirol und namentlich Innsbruck berühren, um ihre außerordentlichen Talente zu entfalten.“
Nach ihrer Heirat Anfang der 1860er Jahre zog Maria Serato sich ins Privatleben zurück.
(Stadtarchiv Innsbruck, VO-1581)