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Ein Zu Früh Beendetes Künstlerleben

Ein zu früh beendetes Künstlerleben

Gerüstet mit Pinsel und Palette steht er da – am Anfang seines Weges als Künstler, den er nicht zu Ende gehen durfte. Aus einem Atelier, das bis unter die Decke mit Zeichnungen und Gemälden gefüllt ist, blickt er uns entgegen: August Pezzey.

Geboren am 2. September 1885 in Innsbruck als Sohn des ladinischen Malers August Pezzey d. Ä. und dessen Frau Agnes, wurde ihm die Malerei buchstäblich in die Wiege gelegt. Inmitten der Werke seines Vaters wuchs er im Atelier auf und begann schon früh, selbst zu zeichnen und zu malen. Seine künstlerische Ausbildung führte ihn zunächst an die k.k. Staatsgewerbeschule in Innsbruck, später an die Akademie der Bildenden Künste in München. Dort studierte er unter anderem bei Franz von Defregger, einem der bekanntesten Maler seiner Zeit.

Im Jahr 1900 kehrte Pezzey nach Innsbruck zurück. Trotz seines jungen Alters konnte Pezzey bald von seiner künstlerischen Arbeit leben. Seine Werke zeugen von einer ausgeprägten Fantasie, die besonders in seinen Märchen- und Landschaftsszenen zum Ausdruck kommt. Ein eindrucksvolles Beispiel dafür ist das Gemälde Feuerbrunst (Das brennende Schloss) aus dem Jahr 1897, das sich heute im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum befindet. In diesem Werk entfaltet sich seine bildgewaltige Vorstellungskraft auf besonders eindrückliche Weise. Ebenfalls im Ferdinandeum befinden sich zwei Porträts Pezzeys: das Frauenbildnis Confectioneuse sowie ein Selbstporträt des Künstlers.

Neben Gemälden in Öl schuf Pezzey zahlreiche Zeichnungen und war auch als Illustrator tätig. Einige seiner Skizzen – etwa ein Offiziersporträt im Profil oder eine Landschaftsstudie – sind heute im Innsbrucker Stadtarchiv erhalten.

Skizze-Offiziersporträt und Skizze einer Landschaft (Stadtarchiv / Stadtmuseum Innsbruck: Bi-K-205 und Bi-K-206)

Doch August Pezzey sollte nicht alt werden – er wurde zum einzigen Todesopfer der sogenannten Fatti di Innsbruck. In der Nacht vom 3. auf den 4. November 1904 kam es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen deutschsprachigen und italienischen Studenten (dazu wurde bereits der eine oder andere Beitrag veröffentlicht). Pezzey stand zwar auf der nicht-italienischen Seite, war jedoch kein aktiver Teilnehmer der Unruhen. Er war gerade einmal 19 Jahre alt, als ihn der Kaiserjäger Luigi Minotti mit dem Bajonett in den Rücken stieß. Der Täter erklärte später, Pezzey habe sich nach seinem Hund gebückt – eine Bewegung, die er als Widerstand deutete und die ihn zum Zustoßen veranlasste.1

So endete ein Künstlerleben, das kaum begonnen hatte. Die wenige Werke die von ihm erhalten geblieben sind, lassen erahnen, welches Potenzial in ihm steckte.

Satan, der Hund von August Pezzey (Stadtarchiv / Stadtmuseum Innsbruck: Ph-1570)

Autorin: Muriël Robbers

(Stadtarchiv / Stadtmuseum Innsbruck: Ph1529)

  1. Mährisch-Schlesische Presse, 12. November 1904 ↩︎

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