Schatten für die Stadt
Die klimafitte Stadt ist in den letzten Jahren in aller Munde. Hitzeinseln sollen ausgemacht und durch bauliche Maßnahmen sowie punktuelle Begrünung entschärft werden. Gerade Bäume stehen da als Schattenspender im Fokus. Einen Baum der offenbar seinen „Dienst“ unbeirrt seit etlichen Jahren versieht, sieht man in der Titelaufnahme, die Jörg Thien angefertigt hat. Das Foto zeigt die Ecke Brixner Straße und Meinhardstraße mit Blick auf den Uhrturm des Hauptbahnhofgebäudes. Der Blick auf die Straße dahinunter ist noch immer sehr vertraut, die Häuser haben sich kaum geändert, nur die Geschäfte und Autos verraten, dass die Aufnahme schon etwas älter ist. Doch am erstaunlichsten ist für mich der Baum im Vordergrund, denn selbiger scheint fast ident. Na ja, vielleicht ist er etwas in die Breite gegangen, aber über Dimensionszunahme in der horizontalen Ebene soll ja man bekanntlich nicht sprechen. Ansonsten ist nur die Straße etwas näher an den Baum herangerückt und das nette Bankerl drumherum verschwunden. Der Baum aber spendet nach wie vor seinen Schatten für die InnsbruckerInnen.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, 04.05.01-482)
Ein Bild aus Jugendtagen (der Eiche) https://innsbruck-erinnert.at/ein-vergangenes-idyll-2/
Oben, am anderen Eck zur Bruneckerstraße, bemüht sich ein anderer auch schon stattlicher Baum, eine Pappel glaub ich(?)
Natürlich googelt man wieder Eiche Wachstum und lernt, dass das nach den ersten zehn Jahren nurmehr gemächlich von statten geht. Der Baum auf dem verlinkten Idyll reicht schon bis in die Höhe des Oberlichte der Fenster des 4. Stacks vom Hotel. Für den Wurzelbereich schlägt man alles vor, nur keinen Asphalt. Muß ja einmal eingehen, dieser Störenfried.
Von den Geschäften ist nur mehr der Friseur übrig geblieben. Uralt geworden hielt sich die Trafik noch bis ins 21. Jhdt., ich erinnere mich gut an die Ewigkeitsexponate im Schaufenster, zwei oder drei (ich erinnere mich eben gut) Meerschaumpfeifen derer sich niemand erbarmte. Lange gehalten hat sich der Händler für Briefmarken und Briefmarkenzubehör, sein Nachbar Swissair ist lange vor Ende der Fluglinie verschwunden.
Unter dem Schutz des Uhrturms die alte (autogerechte 🙂 ) Mobil Tankstelle. DAS gibts wirklich nimmer, „in die Stadt“ tanken fahren. Naja, die Ex-BP in der Südbahnstraße gäbe es noch.
Dieser Baum, so ist im städtischen Online-Baumkataster zu erfahren, ist eine Stieleiche, und wurde, so ist im Verzeichnis der Naturdenkmäler in TirisMaps zu erfahren, am 7.11.1934 vom Bürgermeister per Bescheid geschützt worden. Bürgermeister war damals Franz Fischer.
Somit hat diese Stieleiche noch das 19. Jahrhundert gesehen, wie dieses Foto aus 1902 beweist, wo sie zumindest schon über dem Sillkanal bis zum 2. Stock ragt:
https://postimg.cc/JDfJphqT
Wir sollten gut zu ihr sein, denn nicht vieles in dieser Stadt hat so lange Bestand.