Mord in der Silvesternacht
Vor 100 Jahren, am frühen Morgen des 1. Jänner 1925, ereignete sich in Innsbruck auf offener Straße ein schreckliches Verbrechen. Was war passiert? Zwischen zwei Gruppen von Männern, die zufällig in der Zeughausgasse aufeinandertrafen, kam es zu einem Wortgefecht. Doch es blieb nicht bei gegenseitigen Beschimpfungen. Es entwickelte sich eine Rauferei, die – nachdem einer der Streithähne ein Messer zum Einsatz brachte – mit einem Verletzten und einem Toten endete.
Die Innsbrucker Nachrichten berichteten am 1. Jänner über diesen tragischen Vorfall: „Ein Mord in der Silvesternacht. In den ersten Stunden des neuen Jahres ereignete sich in Innsbruck eine Mordtat auf offener Straße. Gegen 8 Uhr früh waren drei Kanoniere der Brigade-Artillerie-Abteilung 6, die in Zivil an einer Silvesterfeier des Vereines „Tiroler Heimat“ im Gasthof „Goldenes Schiff“ teilgenommen hatten, auf dem Heimweg begriffen, als sie in der Nähe des ehemaligen Waffendepots mit einer Gruppe von Zivilisten aneinander gerieten. Die angeheiterte Stimmung der nächtlichen Passanten führte zu einem Wortwechsel, der schließlich in eine Rauferei ausartete. Dabei erhielt der Kanonier Kreschitz von einem Zivilisten einen Messerstich in den Rücken. […] Der unbekannte Täter ergriff die Flucht.“ Weiter unten in diesem Zeitungsartikel wurde auch die Mitteilung der städtischen Polizei wie folgt angeführt: „Ueber die Bluttat teilt die städtische Polizei folgendes mit: Drei oder vier Soldaten in Zivil sind durch die Zeughausgasse in der Richtung gegen Pradl gegangen; ihnen ist eine ganze Gruppe von Leuten entgegengekommen. Aus unbekannter Ursache entstand zwischen beiden Gruppen ein Wortwechsel, in dessen Verlauf ein Zivilist ein Messer zog und dem Kanonier Thomas Kreschitz einen Stich in die Lendengegend beibrachte. Ein ehemaliger Wehrmann, jetzt Friseurgehilfe, wurde durch drei Stiche am linken Arm verletzt. Der schwerverletzte Kanonier Kreschitz wurde von Soldaten ins Wachzimmer Saggen getragen und von dort mit dem Rettungsauto ins Spital überführt. Auf dem Wege dahin ist er seinen Verletzungen erlegen. Der am Arm verletzte Friseurgehilfe wurde gleichfalls ins Krankenhaus gebracht. Die Kriminalabteilung hat am Neujahrstage mehrere Verhaftungen vorgenommen. Welcher unter den Verhafteten der Täter ist, werden die Erhebungen ergeben. Die Leiche Kreschitz‘ wurde ins Pathologische Institut gebracht.“
Der Täter konnte bereits im Laufe des Neujahrstages von der Polizei ermittelt werden. Am 3. Jänner 1925 erschien dazu eine kurze Meldung in den Innsbrucker Nachrichten: „Die Kriminalabteilung hat noch im Laufe des Neujahrstages alle an der Rauferei Beteiligten ausgeforscht und auch den Täter ermittelt. Es ist der 1899 in Haag am Hausruck geborene und nach Hohenzell, Bezirk Ried zuständige Mühlenbautischler Georg Lederbauer. Lederbauer hat die Tat eingestanden. Er wurde noch gestern dem Landesgerichte überstellt. Der verletzte Friseurgehilfe Otto Gröger hat bereits das Spital verlassen.“
(Stadtarchiv Innsbruck, Ph-6881)