Maritimes aus Innsbruck (I)
Von Innsbruck bis zur Adria sind es doch ein paar Kilometer (nach Triest knapp 260, Luftlinie wohlgemerkt). Und doch finden sich auch bei uns in der Stadt Bezüge zur Marine. Man muss nur einen Blick in die Innsbrucker Adressbücher werfen. Da stößt man dann etwa auf die Marinedienerswitwe (!) Dorothea Vonjahr in der Innstraße, auf die k. u. k. Fregattenkapitäne i. R. Ottokar Pogatschnigg (†1911) und Ludwig von Vitorelli (1852-?) oder die k. u. k. Linienschiffskapitäne a. D. Konstantin Freiherr von Gerlach (1862-?) und Franz Lepuschitz (1893-?). Letzterer diente zu Beginn des Ersten Weltkrieges als Fregattenleutnant auf dem Panzerkreuzer Kaiser Karl IV., der 1898 in Triest vom Stapel gelaufen war. Am 22. November 1914 schrieb er nonchalant an seine Freundin Ella Perwög nach Innsbruck:
Liebe Ella!
Nun bin ich auch einmal wieder da. Wie geht’s immer? Hoffentlich gesund und munter. Was ist sonst neues? Wie Du siehst bin ich noch am Leben und laß es mir gut gehn [sic]. Jetzt hat’s wohl ein paar mal Boarrlen [?] und Eisenkeil gehagelt nur haben unsere lieben Gegner immer die Freundlichkeit gehabt nichts zu treffen. Mordshetz. Zuerst hört man sehr schön das Sausen der uns zugedachten Grüße und dann ein großer Platsch ins Wasser. Jetzt ist schon seit fast 3 Wochen nichts mehr los. Daher hübsch fad. Vermutlich habens alle ihre Boarrlen [?] und Eisenkeil verhagelt. Bin neugierig wanns wieder losgeht, Wir haben ihnen einige nette Grüße in ihr großes Maul gestopft. Sie haben eine Mordswut auf uns. Und ich glaube fast wenn sie uns derfangen täten, können wir [unser] Testament machen. Mir ist die Sache halt so, daß zum derwischen halt immer zwei gehören und wir haben wenig Lust dazu. Wie Du also siehst Humor großartig. Manchmal machen uns auch die Franzosen eine Parade zur See vor. Wie Du wissen dürftest bin ich seit 2 Monaten in der Bocche die Cattaro. Sehr nette Gegend nur regnets und strümts häufig. Sonst sehr nett und lustig. Na und was treibst Du immer? Bis noch immer Rätin? Was machts Nilpferd? Nie mehr gesehen. Nun aber Schluß. Laß bald wieder etwas hören.
Mit herzlichsten Grüßen
Dein Franz.
(Brief & Ansichtskarte aus der Slg. Kurt Klieber, Privatbesitz)