Schalensteine in Innsbruck
Bei meinem Stöbern in der Archivdatenbank bin ich zufällig auf diese Bilder von Schalensteinen in der Innsbrucker Umgebung gestoßen. Die Steine auf den Fotos befinden sich in Tantegert am Paschberg, nahe des Hochmoores.
Schalensteine gehören zu den faszinierendsten Relikten prähistorischer Kulturen und finden sich in vielen Teilen der Welt- von Skandinavien über Mitteleuropa bis in den Alpenraum.
Ganz vage konnte ich mich beim Anblick dieser Fotos wieder daran erinnern, dass ich als Kind beim Wandern mit meiner Familie schon einmal über solche Schalensteine gestolpert bin. Wo, kann ich Ihnen leider nicht mehr genau sagen. Jedenfalls war es nicht in Innsbrucker Gegend. Ich weiß aber noch, dass mir damals auf die Frage hin, was dieses Loch im Stein sein sollte, erzählt wurde, dass es sich hierbei um einen mystischen Drachen- oder Blutstein handle, in dem man das Blut getöteter Drachen auffing und opferte- daher wohl auch im Volksmund der Name „Opferstein“. Als Kind fand ich diese fantastische Erklärung natürlich unglaublich und war total begeistert von diesen mystischen Steinen. Viele Fragen taten sich mir auf: Wer die Menschen wohl waren? Warum bohrten sie diese Löcher in den Stein? War es wirklich für Drachenblut gedacht und wo bzw. wann gab es in Tirol überhaupt Drachen?
Heute- als angehende Archäologin-kann ich darüber nur schmunzeln. Als Kind hat man wirklich eine lebhafte Fantasie. Trotzdem sind viele Fragen, die diese geheimnisvollen Steine betreffen, noch ungeklärt. Man kann nur Vermutungen über deren Zweck und die Menschen, die sie erschufen, anstellen.
Solche Aushöhlungen in Schälchen- Form können auf natürliche Weise durch Erosion entstehen, aber auch von Menschenhand geschaffen sein. Natürlich schließt das eine das andere nicht aus. So könnten die Menschen auch natürlich entstandene Schalen im Stein mit Hilfe von Werkzeugen erweitert haben, was auch Wetzspuren an manchen Schalensteinen bezeugen.
Deuten lassen sich diese Schälchen auf unterschiedliche Weise. Wobei die Unterscheidung auf der Verwendungsart basiert. Einerseits gibt es den praktischen Einsatzzweck, wie beispielsweise die Verwendung als Mörser, Feuerbohrstelle oder Öllampe. Andererseits könnten die Schalensteine auch für kultische Handlungen verwendet worden sein. Hierbei wird in der Fachliteratur oft die Deutung als Opferschälchen angeführt. Doch könnten die Steine auch als Wegweiser, Karten oder Kalender gedient haben.
Heutzutage haben Schalensteine immer noch eine anziehende Wirkung auf die Menschen. Viele glauben, dass die Schalen Energiepunkte sind, die die Kraft aus der Ede bündeln. So sind sie oft auch Orte der Meditation oder spirituellen Einkehr.
In der Archäologie sind Schalensteine jedoch eher von praktischer Bedeutung. Sie geben wertvolle Hinweise auf die Lebensweise und Glaubenswelt der frühen Menschen. Durch den Vergleich der Funde in verschiedenen Regionen erhofft man sich neue Erkenntnisse über den Ursprung und die Verbreitung prähistorischer Kulturen.
Die Geheimnisse der Schalensteine werden die Wissenschaft aber auch in Zukunft noch beschäftigen (und natürlich auch die Frage, ob Drachen jemals existiert haben 🙂 ). Was sie uns jedoch mit Sicherheit lehren, ist, dass der Mensch seit jeher ein tiefes Bedürfnis nach Ausdruck, Symbolik und Spiritualität hatte- unabhängig von Zeit und Raum.
Titelbild: Ph-21213
Bilder im Beitrag: Ph-23315-1, Ph-23315-2
Verfasserin: Laura Madreiter
Eine „etwas“ andere Arte von Schalensteinen findet man hier, an der Nicolaikirche in Velje https://maps.app.goo.gl/1imPNqNoW6E6PJL27. Es wurden dort die Schädelkalotten von Hingerichteten eingemauert – in der Art von Handwärmern bei einem Kachelofen. Mit dem Fahrrad ist es von hier eine knappe Stunden nach Jelling, wo man nicht nur die bekannten Runensteine sondern in der Umgebung auch Schalensteine findet; gelegentlich sind die Wege dorthin mit „Skåltegn“ (Schalenzeichen) markiert.
Bei uns findet man die Schalen auch z.B. auf den Gletscherschliffen in Sistrans – wenn die Sonne günstig steht. Der markanteste Stein liegt m.M. bei St. Philomena in Fließ.
Ein Bißchen New Age – mäßig scheint mir manche Deutung schon zu sein. Am plausibelsten finde ich den Zweck als Wegmarke und evt. als vereinfachte Landkarte.
Werner Kräutler hat hier ein gute Zusammenstellung von Beispielen.
https://www.innsbruck.info/blog/de/kunst-kultur/schalensteine-die-mysteriosen-boten-versunkener-welten/