Spannende Lektüre
Wir sehen einen Mann gesetzteren Alters mit einer Zigarette im Mund, der ein Magazin liest. Auf dem Cover ist ein Girl zu sehen, das sich in der Sonne räkelt, aber mit Badeanzug, also fad. Dennoch scheint die Lektüre recht packend zu sein, immerhin trägt er eine Regenpelerine, bleibt aber trotzdem auf der Straße stehen. Zu gerne würden wir – naja, zumindest ich – wissen, was der Mann da liest.
Wo gehen wir um? Schwer zu sagen, eigentlich ist nichts zu entdecken, was uns bei der Lokalisierung helfen könnte. Die Oberleitungen im Hintergrund lassen auf den Bahnhof oder seine Umgebung schließen. Im Dunst des Hintergrunds könnte man vielleicht den Paschberg erahnen. Aber ohne echte Beweiskraft. Es wird aber nicht so weit danebenliegen.
Der Baracke rechts hinten ist eine gewisse Eleganz nicht abzusprechen. Große Fenster. Es bleibt aber ganz unübersehbar eine Baustelle im Wiederaufbau. Um 1950 oder so.
Wie sehen Sie das?
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck; Slg. Kreutz; Kr/Ne-1181)
Wir sind hier Anfangs des 2. Drittels der 50-er jahre – tät ich einmal raten. Wird nicht mehr allzu lange dauern und in den viereckigen Löchern der Mauer, durch welche man einen Zug am Mittenwald-Bahnsteig mehr ahnt als erkennt – in diesen Löchern also werden bald schon Schaukästen „eingelassen“ werden – als Ostabschluß des „Neuen Busbahnhofs“
Da wird dann auch statt der (Bahnhofsmission?)s Baracke die neue „Ankunftshalle“ stehen. Um wieviel Uhr in der Früh war dann hier jeweils der Sonntagsgottesdienst für Frühwegfahrer – Ausflügler, Bergeler etc. ? Jedenfalls mußte sich der jeweilige „Nachtdienst“ (von Samstag auf Sonntag) darum kümmern, daß „alles“ hergerichtet war – genau nach Liste! Und wenn er ein guter Kerl war, dann durfte er auch gleich ministrieren – und die Epistel vortragen (wir sind hier noch nicht bei „Lesung aus…“) Und natürlich räumte er auch auf – obwohl da schon die am Sonntag diensthabende Schwester herbei-
schoß und sagte „…gengans doch heim und schlafens Ihnen aus – ich mach das scho!“ (Als Frau weiß man – sie wäre froh gewesen, wenn er nicht mit dem Aufräumen begonnen hätte – weil so muß sie ja alles wieder auseinandnehmen – und dann RICHTIG zusammenlegen)
Und in der Ankunftshalle war ja auch – nach einiger Zeit halt! -die Notwendigkeit einer Schülerbeaufsichtigung und Aufgabenbetreuung für Fahrschüler erkannt worden….
Aber davon ist am Bild nichts zu sehen – da war das alles noch Zukunftsmusik…
Jedoch sehen wir, daß dieser Herr im Nieselregen ein echter Ratefuchs ist- er hat das Kreuzworträtsel aufgeschlagen – (und keine hübsche Dame!) und freut sich schon aufs Nachhausekommen…und aufs Rätsellösen!
Gerade frage ich mich, ob dieser brave Mann Mitte der 50-er Jahre bereits so einen (damals epochal neuen) Kugelschreiber
benutzen konnte – oder ob er doch zum guten alten „Tintenblei“ griff – oder zu einem „normalen“ Bleistift?
Übrigens, weil wir gerade vom Kugelschreiber sprechen – dieser war (natürlich!) in der Liquidierungsabteilung der Post- und Tel. Dion v e r b o t e n – also entweder (selbst gekaufte!) Füllfeder (und gleich eigene Pelikan-Tinte dazu – möglichst schwarz) – oder postalischen Federstiel und Feder.
Und warum war der Kugelschreiber verboten?
Weil die Kollegin an der Buchungsmaschine die Ziffern nicht lesen konnte! Bei der einzigen „Funzel“ im Buchungsmaschinzimmer glänzten die Ziffern derart und spiegelten, daß der Guten die Augen schmerzten. Sagte sie. Glaubte ich ihr auch. Auch mit der Verwendung von “ Pelikan Tinte schwarz “ konnte man Freude bereiten.
https://postimg.cc/HJvW2cJ5
Die Schaukästen haben ein anderes Format gehabt und waren in Dreiergruppen mit deutlichem Abstand voneinander zusammengefaßt.
Feldmarschall Hradetzky ?
Die Zeitung heißt jedenfalls „Tirol heute „.