Was Sie über die „Waldbahn“ vielleicht nicht wussten – Teil 3/3
Den ersten und den zweiten Teil der Serie schon gelesen? Willkommen zurück!
Die Linie 6 wurde mit 19. Februar 1981 auf den Betrieb mit drei damals noch leidlich zeitgemäßen, gebraucht aus dem deutschen Hagen gekaufte Straßenbahnwagen umgestellt, die auch auf den Linien 1 und 3 verkehrten und für die Linie 6 technisch etwas angepasst wurden.
Vorerst blieb der große Erfolg aus – die Linie 6 begann und endete nach wie vor in der Station Bergisel, wo aus der Linie 1 umgestiegen werden musste. Erst mit 31. Mai 1987 wurde sie, jetzt mit neuer Rasengleis-Wendeschleife in Igls und dem Fuhrpark der Linie 1, über diese wieder in die Innenstadt und bis zur Hungerburgbahn-Talstation verlängert. Jede zur vollen Stunde dort abfahrende Bahn fuhr als Linie 6 nach Igls und ersetzte bis Bergisel eine Bahn der Linie 1. Zum Einsatz kamen aus Bielefeld in Deutschland gebraucht gekaufte Straßenbahnen, von denen zehn Stück für die Linie 6 technisch angepasst wurden. Das war nötig, weil alle Bahnen auf der Linie 1 „6er-tauglich“ sein mussten.
Ab 1987 fuhr nach Igls meist dieser Fahrzeugtyp. Diese Straßenbahnen hatten nur auf einer Seite einen Führerstand. (MS#944)
Die Igler Bahn wurde jetzt noch besser angenommen – aber bei weitem nicht gut genug. Nach wie vor hatten die Verantwortlichen von IVB, Stadt Innsbruck und in der Politik nur den Sommer-Freizeitverkehr und den kaum vorhandenen touristischen Verkehr im Blick. Dass die Linie 6 darüberhinaus auch immer noch Potenzial im Berufs- und Schüler:innenverkehr hatte, wurde nicht gesehen. So waren die halbherzigen Attraktivierungsversuche der nachfolgenden 30 Jahre letztlich allesamt zum Scheitern verurteilt.
Zunächst jedoch war von weiterer Attraktivierung keine Rede: der 31. Oktober 1996 war vom damaligen Verkehrsstadtrat Rudolf Federspiel bereits als endgültiges Einstellungsdatum fixiert worden. Eine Unterschriftensammlung des Vereins Tiroler MuseumsBahnen (TMB) mit über 6.000 Unterzeichner:innen konnte die Einstellung jedoch abwenden.
Der nächste Attraktivierungsversuch der Linie 6 wurde beschlossen. Es war nach der lange zurückliegenden Elektrifizierung, der Fuhrparkumstellung 1981 und der Einbindung in die Linie 1 im Jahr 1987 bereits der vierte. Mehr noch als bei den bisherigen Versuchen setzte man ab Juni 1997 auf naturhungrige Städtetourist:innen und die Freizeitbedürfnisse der Stadtbevölkerung: die Linie 6 wurde aus der Linie 1 herausgenommen, um künftig unabhängig von der „Einser“ im Sommerhalbjahr am Hauptbahnhof zu beginnen und zu enden. Im Winterhalbjahr war wieder Bergisel der Startpunkt. Die Entkopplung von der Linie 1 ermöglichte wieder einen eigenen Fuhrpark, bestehend aus zwei Wagen des Typs „Bielefeld“. Einer davon wurde mit großformatigen Bildern von Ausflugszielen beklebt und in beiden wurden im Innenraum Bereiche für die Fahrradmitnahme umgebaut. Dabei dachte man aber weniger an Fahrradpendler:innen als vielmehr an den gerade boomenden Mountainbikesport.
Zusätzlich wurden im Sommer täglich drei Züge mit Museumswagen der TMB geführt, die zumindest an den Wochenenden gut angenommen wurden. Die Fahrgastzahlen stiegen nach dieser Umstellung um ein Viertel.
Drei Mal, in späteren Jahren zwei Mal am Tag ersetzten solche Züge die „normalen“ Bahnen auf der Linie 6, inklusive eines Güterwagens für Fahrräder. Schön nostalgisch einerseits, andererseits aber leider auch wenig alltagstauglich oder gar barrierefrei. In Genf etwa verkehrten schon seit zehn Jahren Niederflurstraßenbahnen. (MS#614)
Am 16. April 1999 konnte die Linie 6 exemplarisch eine ihrer Stärken zeigen: kurzzeitig kehrte der Winter zurück und Igls blieb den ganzen Tag auf dem Straßenweg unerreichbar. Die Linie 6 war die einzige funktionierende Verbindung in die Stadt. Ähnliche Situationen hatte es schon zuvor im Winter ab und zu gegeben.
Möglicherweise zur Lebensretterin wurde die Waldbahn am 20. Jänner 2000: mitten im Wald wurde sie von einem Notarztteam angehalten, um einen schwer verletzten Holzarbeiter aufzunehmen und ihn zum wartenden Rettungswagen bei der Haltestelle Tummelplatz zu bringen.
Mit Neubau des Hauptbahnhofs und der Sperre des Südtiroler Platzes für alle Tramlinien im Juli 2002 wurde die Linie 6 wieder zum Bergisel gekürzt. Im Sommer 2003 fuhren noch zwei Nostalgiezüge pro Tag bis Maria-Theresien-Straße, im Sommer 2004 wurde die Linie 6 im Sommerhalbjahr bis Maria-Theresien-Straße geführt. Die ständigen Umstellungen und die unkomfortablen Nostalgiezüge im Planbetrieb vertrieben viele der täglichen Fahrgäste, und so endete die Waldbahn ab 2005 schließlich wieder dauerhaft verkürzt beim Bergisel, ohne planmäßigen Anschluss an die Linie 1. Das Budget für die Weiterfahrt in die Innenstadt war in einem sehr schlechten politischen Deal unter Bürgermeisterin Hilde Zach gegen die Intervallverdichtung einer Stadtteilbuslinie in Kranebitten getauscht worden. Der vierte Attraktivierungsversuch war damit ebenfalls endgültig gescheitert.
So dümpelte die aus dem Stadtbild verschwundene Waldbahn ihres Potenzials beraubt in den folgenden Jahren am Stadtrand vor sich hin und verlor Jahr für Jahr weitere Fahrgäste. Dennoch erfolgte mit 11. Juli 2009 auch für sie die Umstellung auf die aktuelle Fahrzeuggeneration.
Zum Klang der schottischen Abschiedshymne „Auld Lang Syne“ aus der mitgebrachten Trompete eines Tram-Enthusiasten und durch einen anderen Tram-Enthusiasten mit einem Kranz geschmückt verließ am Abend des 10. Juli 2009 die letzte 6er-Bahn der alten Generation den Bahnhof Igls. (MS#20090710-11_08)
Und in der Stille des frühen Morgens um 6 Uhr 15 stand am folgenden Tag die erste neue Bahn bereit. (#20090710-11_01)
Trotz weiter sinkender Fahrgastzahlen wurde die Überlandstrecke technisch bestens instand gehalten und, wo notwendig, auch aufwändig saniert. Für die neue „Flexity“-Straßenbahngeneration wurden alle Bahnsteige barrierefrei neu errichtet und neue, schwerere Schienen verlegt, da dieser Fahrzeugtyp die Schienen stärker verschleißt. Auch Fahrleitung und Schwellen wurden erneuert. Die Erneuerung aller Fahrleitungsmasten ist 2024 immer noch im Gang.
Im Jahr 2017 zog die damals ressortzuständige Vizebürgermeisterin Sonja Pitscheider die Notbremse. Die Anzahl täglicher Fahrgäste war zu diesem Zeitpunkt meist nur noch zweistellig. Um eine nachhaltige politische und öffentliche Meinungsbildung zu erzwingen und nicht weiterhin Verluste zu machen, wurde die Linie 6 auf Minimalbetrieb heruntergefahren: an Schultagen fuhr sie nur noch 1-mal frühmorgens, am Wochenende stündlich zwischen 10 und 19 Uhr im Sommer und bis 17 Uhr im Winter. Nur während Schulferien fuhr sie auch unter der Woche ganztags. Ein kalkulierter Teilshutdown mit dem Ziel der nachhaltigen Wiederbelebung.
Wie zu erwarten, verschwanden nun auch noch die letzten Stammfahrgäste, als Alltagsverkehrsmittel war sie nicht mehr brauchbar. Sie war jetzt „eingefroren“. Von der Vizebürgermeisterin wurde eine politische Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, die dem Stadtsenat eine Beschlussvorlage liefern sollte, wie die Linie 6 in Zukunft am besten zu betreiben sei.
Die Beinahe-Einstellung bewegte auch diesmal wieder die Öffentlichkeit, die ihre Igler Bahn noch nicht ganz vergessen hatte, und so wurde die Waldbahn zu einem Wahlkampfthema der Gemeinderats- und Bürgermeisterwahl 2018. Als Gemeinderatskandidat der Grünen habe ich damals in Abstimmung mit dem damaligen Bürgermeisterkandidaten Georg Willi das 28-seitige Positionspapier Zukunftsperspektiven für die Linie 6 erarbeitet, das die Basis für alle weiteren Entwicklungen bildete. Gemeinsam mit dem Bürgermeister und verschiedenen Gemeinderät:innen arbeitete ich in den folgenden Jahren an der Weiterentwicklung in Abstimmung mit der gemeinderätlichen Arbeitsgruppe und verschiedenen Stakeholdern, und anschließend an der Umsetzung der dort erarbeiteten Vorlage. Als erste Maßnahme ließ das Bürgermeisterbüro vom Innsbruck Marketing eine Dauerkampagne mit Website erstellen, damals noch unter der etwas sperrigen Bezeichnung „Waldstraßenbahn“. Es folgten Machbarkeitsstudien einer externen Beratungsfirma und der IVB. Die Corona-Pandemie verhinderte zunächst eine Umsetzung der Attraktivierungspläne.
2023 konnte dafür aber endlich grünes Licht gegeben werden und die Verlängerung ins Stadtnetz wurde durch Austausch zweier Weichen und Bau eines neuen barrierefreien Bahnsteiges in der Station Bergisel baulich vorbereitet. Im Dezember 2023 konnte zunächst der tägliche und ganztägige Stundentakt zwischen Bergisel und Igls wieder eingeführt werden.
Mit der Verlängerung der Waldbahn zum Claudiaplatz bzw. zur Mühlauer Brücke und kleinen wie größeren Begleitmaßnahmen ist jetzt auch der vorerst größte Umsetzungsschritt nach Bewältigung zahlreicher Schwierigkeiten gelungen. Die Linie 6 konnte obendrein im Arbeitsprogramm der neuen Stadtregierung verankert werden, so dass ihre Weiterentwicklung über die dreijährige Probephase hinaus sichergestellt ist.
Bereits die begonnene Attraktivierung lockte mit Stichtag 22. Mai nach punktuellen Zählungen im Mittel bereits wieder 168 Fahrgäste pro Tag (350 an den Wochenenden), das sind 5040 Fahrgäste pro Monat, in die Waldbahn. Verglichen mit den pro Monat ca. 12 Millionen Fahrgästen des Linienbündels 2 und 5 ist das freilich wenig, aber es geht in die richtige Richtung.
Der entscheidende Unterschied zu den Attraktivierungsversuchen der Vergangenheit ist, dass heute das Potenzial der Linie 6 als wertvolle städtische Schieneninfrastruktur nicht nur für den Freizeit-, sondern auch für den Alltagsverkehr zunehmend erkannt wird – in einer Zeit, in der der private Autoverkehr in der Stadt immer mehr an Bedeutung verliert und der emissionsfreie elektrische Schienenverkehr – die Innsbrucker Tram fährt mit 100% Ökostrom der IKB – immer wichtiger wird. So soll die Waldbahn sich nicht nur langfristig den Streckenabschnitt zwischen Bretterkeller und Schönruh mit einer neuen Stadtregionalbahnlinie nach Aldrans teilen, sondern auch möglichst bald in die Ortsmitte von Igls verlängert werden, wofür dort schon seit über hundert Jahren eine Trasse freigehalten wird. Auch eine schnellere Strecke zwischen Bergisel und Innenstadt wurde aktuell vom Land Tirol in einer Studie der IVB und der Universität Innsbruck untersucht, deren Ergebnisse im Sinne möglichst umfassender Transparenz bald der Öffentlichkeit vorgestellt werden.
In den nächsten drei Jahren kommt es jedoch zunächst darauf an, dass die in den Saggen verlängerte Waldbahn auf niedrigem Niveau möglichst viele neue gelegentliche und regelmäßige Fahrgäste begeistern kann, die ihr dauerhaft treu bleiben. Viele kleine und große Mosaiksteine, die in nächster Zeit noch verwirklicht werden sollen, werden sie als Freizeit-, vor allem aber auch als Alltagsverkehrsmittel für die Fahrt ins Büro oder in die Schule wieder interessant machen. Zwischen Igls und Wilten ist sie nicht nur die komfortableste, sondern auch die schnellste Öffi-Verbindung, und die Fahrt von Igls, Lans oder Aldrans in die Innenstadt mag zwar einige Minuten länger dauern als mit dem Bus, ist aber deutlich angenehmer und komfortabler.
Ich wiederhole daher meine Aufforderung vom Anfang dieser kleinen Artikelserie: nutzen Sie die Waldbahn und erfreuen Sie sich an ihr. Steigen Sie am Westbahnhof ein, in der Andreas-Hofer-Straße, am Marktplatz, in der Museumstraße oder im Saggen, ganz wie Sie wollen. Pendeln Sie mit ihr, wenn Sie in Igls wohnen oder vielleicht auch in Aldrans. Besuchen Sie das Kunsthistorische Museum und den Ambraser Schlosspark. Packen Sie ihr Fahrrad (zu den erlaubten Zeiten) in die Bahn und radeln Sie durchs Mittelgebirge. Planschen Sie im Lanser See. Gönnen Sie sich einen Eiskaffee in Igls. Am besten noch heute!
Manni Schneiderbauer
Quellen:
- Tiroler Museumsbahnen, 2000: Durch Wälder und über Wiesen – Ein Jahrhundert Innsbrucker Mittelgebirgsbahn
- Walter Kreutz, 2011: Straßenbahnen, Busse und Seilbahnen von Innsbruck
- Walter Pramstaller, 2023: …von Dampf zu Niederflur
- Sabine Pitscheider, 2019: Privat oder Stadt?
- Die Innsbrucker Grünen, 2018: Zukunftsperspektiven für die Linie 6, Download: https://shorturl.at/tIMeE
- Eigene Aufzeichnungen des Autors
Bildnachweis:
Alle Fotos sind restaurierte und korrigierte Bearbeitungen von Ausschnitten der analogen Originale aus der Sammlung Manni Schneiderbauer.
- MS#927: Foto-AK, Verlag Fritz Gratl, Innsbruck, ca. 1910
- MS#602: Foto-AK, Verlag Fritz Gratl, Innsbruck, ca. 1910
- MS#205: Foto-AK, Verlag Fritz Gratl, Innsbruck, 1910
- MS#227: Correspondenz-Karte, Verlag unbekannt, 1906
- MS#615: Werksfoto, Lokomotivfabrik Krauss & Co, Linz, 1900
- MS#103: Foto-AK, Verlag Wilhelm Stempfle, Innsbruck, ca. 1925
- MS#99: Foto-AK, Verlag Wilhelm Stempfle, Innsbruck, 1923
- MS#524: Foto-AK, Verlag Tiroler Lichtbildkunst, Hall, ca. 1920
- MS#181: Designstudie, MAN-Archiv, Nürnberg, 1940
- MS#461: Archivfoto, Bildautor:in unbekannt, 29. Juli 1957
- MS#701: Foto-AK, Verlag Wilhelm Stempfle, Innsbruck, 1940
- MS#684: Foto-AK, Verlag Much Heiss, Innsbruck, ca. 1962
- MS#951: Barytabzug, Bildautorin: italienische Militärverwaltung, 1918
- MS#391: Archivfoto, Bildautor: K.T. Hoorn, 26. September 1970
- MS#422: Originalnegativ, Bildautor:in unbekannt, 22. Juni 1964
- MS#757: Archivfoto, Bildautor:in unbekannt, ca. 1960
- MS#456: Originaldia, Bildautor:in unbekannt, Mai 1981
- MS#944: Abzug, Bildautor: P.M., Juni 1995
- MS#614: Originalnegativ, Bildautor: P. Schulz, 17. September 1999
- MS#20090710-11_08: Originalfoto, Bildautor: Manni Schneiderbauer, Innsbruck, 10. Juli 2009
- MS#20090710-11_01: Originalfoto, Bildautor: Manni Schneiderbauer, Innsbruck, 11. Juli 2009
Ziehe meinen Hut vor Ihnen, Herr Schneiderbauer, unheimlich interessant Ihre Artikel zur 6er.
Danke auch nochmals für Ihren Tip zu den Tiroler Museumsbahnen, habe mir den Besuch für demnächst schon vorgemerkt und wer weiß, vielleicht werde ich ja als begeisterter Straßenbahnfahrer auch Mitglied im Verein…?
Danke Herr Fink. Der Verein freut sich immer über neue Mitglieder!
Zuerst einmal vielen Dank für die wunderbare 3teilige Serie über die Waldbahn, sie macht mi happy!!
Die 6er hat mich im Leben nie ganz losgelassen. Als Kind mit unzähligen Fahrten mit meinem Papa als „Lokführer“ mit Schwammerl suchen und am Lanser Moor.
Als Teenager eng verbunden als Lehrmädchen in Igls in den 70er Jahren. Pendelt täglich morgens hin, abends retour. Zur gleichen Zeit fuhren stets dieselben Leute, es entstanden Freundschaften, die teils noch heute bestehen. Der alte Bahnwärter sei erwähnt, der täglich früh inTantegert zustieg. Er wohnte in dem „Hexen Häuschen“ mit seiner Familie dort. (schon lange verstorben), abends zur Heimfahrt noch schnell ein Cola bei Depaoli, der das kleine Souvenirgeschäft an der Endhaltestelle Igls Betrieb und ein bisschen „schäkern“ mit den Herren der Bahn, alles Kollegen meines Papas.
Einige Jährchen später dann als junge Mutter mittlerweile wohnhaft im Saggen genossen meine Tochter, Jahrgang 1986, die Fahrt durch den Wald, wo vor allem die durchgehende Fahrt von der Hungerburg bis Igls sehr fein war.
Es ist glaub ich überflüssig zu erwähnen, dass ich zu den 6000 Befürwortern bei der Unterschriftensammlung des(TMB) gehörte
Waldbahn I steh auf di
Danke für die interessanten Geschichten zum 6er-Alltag von damals und danke für Ihre damalige Unterschrift! Ohne diese Unterschriftensammlung wäre die Iglerbahn heute vielleicht unwiederbringlich verloren wie so viele andere kleine Bahnen in Österreich, weil die Trasse mit Einstellung der Bahn an die vielen verschiedenen Waldbesitzer zurückgefallen wäre und rückgebaut werden hätte müssen.
Ein Corrigendum zu diesem Artikelteil: die ca. 12 Millionen Fahrgäste des Linienbündels 2/5 sind natürlich der Jahres-, nicht der Monatswert. Der durch simple Multiplikation hochgerechnete aktuelle Vergleichswert der Linie 6 dazu wäre 60.480.
Was der Igler einige Fahrgäste kostete, war in der Vergangenheit das häufige Wechseln der Zonengrenzen. Mal durfte man mit der Stadtnetzkarte bis Aldrans, mal nur bis Tantegert oder Schönruh, in einer anderen Periode war n.m.E. Lans dazwischen heraus getrennt. Das wurde zwar kaum kontrolliert aber es war doch lästig. In Zeiten eines Klimatickets kaum mehr vorstellbar.
Ja. Da wollte man Geld rausquetschen und bedachte nicht, dass man eher welches verliert, wenn man’s den Leuten komplizierter macht und den Verwaltungsaufwand in die Höhe treibt.
Vielen herzlichen Dank für die sehr interessanten , detailgenauen und präzise ausgeführten Berichte. Es ist ein wunderbarer Exkurs in die problematische Verkehrspolitik unserer Stadt. Hoffe sehr, dass die neue Linienführung gut angenommen wird, denn welche Stadt kann schon von einer Waldbahn sprechen.
Ja, da ist in ver Vergangenheit schon so einiges verkehrspolitisch falsch gelaufen, der ÖV wurde Jahrzehnte lang finanziell ausgehungert, unter manchen Versäumnissen leiden wir bis heute, etwa jenes, dass die Linien 1 und 3 bis heute nicht zeitgemäß neu trassiert worden sind, um schneller und pünktlicher sein zu können.
Es gibt schon noch einige vergleichbare Bahnen; eine der technisch interessantesten und schönsten, die ich kenne, ist die Tram di Opicina in Triest, die leider seit 2016 (vorgeblich nur temporär) eingestellt ist – leider ein Beispiel, wie schlecht es laufen kann, denn die Triester:innen hängen genauso an ihrer Bahn wie wir Innsbrucker:innen an der unseren.
Schad um die 4er, aber gut dass wir die 6er noch haben, was zuletzt auch der Verdienst von Herrn Schneiderbauer ist, wie ich hier lese.
Herzlichen Dank Manni dafür und selbstverständlich auch für diese informative Serie.
Meine Erinnerungen an die 6er sind etwas schweißtreibend und entbehrungsreich. Aber daran hat die 6er freilich keine Schuld:
Ich war mit ca. 12 Jahren einen halben heißen Sommer lang Caddy am Golfplatz Sparbegg um Geld für ein Fahrrad zu verdienen, und fuhr täglich mit der 6er hinauf. Hinunter ging’s zu Fuß um Geld zu sparen. Wir Buben warteten auf einer Bank, bis uns wer aussuchte bzw. engagierte. Dann durfte man das Golfwagele ziehen, die richtigen Schläger reichen und verschossene Bälle im Gestrüpp suchen. Von den ‚Reichen‘ gab’s besonders wenig Trinkgeld und eigentlich spielten dort hauptsächlich Reiche. Irgendwann tat ich meinen Eltern leid und ich bekam das noch fehlende Geld um endlich mein eigenes Radl kaufen zu können. Der Golfplatz sah mich nie wieder. Eigentlich könnte ich jetzt, wo ich drüber hinweg bin wieder mal dort hin.
Danke! Auch eine sehr nette Geschichte, heute in Zeiten meist panisch herumknatternder Helikopter-Elternschaft mit Tür-zu-Tür-SUV-Fahrdienst wahrscheinlich gar nicht wiederholbar. Danke fürs Erzählen! Was für ein Radl wurde es? Ich hatte es deutlich leichter und habe mit 10 ein silbernes Rennrad mit 12 Gängen bekommen. Selbstverständlich erst, nachdem ich den Fahrradführerschein in der Tasche hatte. xD
Zuerst einmal a sakkrisches DANKSCHIAN an Manni Schneiderbauer für den 3 teiligen Bericht. Ich als Lanser (Wohnhaft seit meiner Geburt in Sichtweite der Haltestalle Lans- Sistrans) bin jahrelang mit dem „Tschunglexpress“ -wie wir sie früher immer nannten- in die Stadt zur Schule und natürlich auch wieder retour gefahren. Damals sind auch viele Schüler aus Lans Downtown mit der 6 er gefahren. Es war als Neo Hauptschüler immer eine Ehre wenn man bei den „großen“ bei den Anhängern hinten im freien sein durfte bzw. einen Platz ergattert hatte.
Später haben wir dann verbotener weise dort auch die ersten Tschigg geraucht- lustig war es auch immer wenn die Bahn extrem langsam fuhr (wir sagten immer sie fährt mit „Halbstrom“) während der Fahrt ausgestiegen sind und eine weile hinter der Bahn nachgelaufen sind 😉
Noch lustiger war es für uns wenn auf eimal die Bahn wieder volle Leistung bekam und ein nachrennender Kollege immer kleiner wurde- wir waren jedoch immer so nett und haben die Schultasche vom zu langsamen Läufer nicht in der Tram liegen lassen.
Eine Anregung um die Strecke mehr zu beleben- die Fahrradfahrer welche sich auf der Route München Venedig eher oft gemeingefährlich auf der Iglerstrasse hinaufquälen könnten doch mit der 6 er hinauffahren die Zeit zum Ausrasten nützen und die Fahrt genießen.
Ich bedanke mich ebenfalls, und es freut mich sehr, dass einen Monat nach Erscheinen der Serie immer noch Kommentare geschrieben werden. Danke auch für die Geschichte mit den bedauernswerten Kindern, die da plötzlich ohne Schultasche mitten im Wald gestanden sein müssen und nur noch mit betretenem Gesichtsausdruck der davonziehenden Bahn nachblicken konnten in dem Wissen, dass der Schulweg nun zwei Stunden länger dauern und mit einem Donnerwetter enden würde. Köstlich!
Den Begriff „Halbstrom“ höre ich zum ersten Mal, er könnte aber zumindest manchmal zutreffend gewesen sein, weil die Linie 6 mit 1.000 V betrieben wurde und es tatsächlich vorkam, dass die Spannung manchmal vorübergehend auf 600 V reduziert wurde. Das war z.B. dann der Fall, wenn die eigene Stromversorgung der Linie 6 ausfiel und der Streckentrenner im Bereich der Sillbrücke geschlossen werden musste, um die LInie 6 vorübergehend aus dem Stadtnetz mit 600 Volt zu versorgen. Durch die dann einseitige Spannungsversorgung trat dann zusätzlich ein Spannungsabfall ein, der mit zunehmender Entfernung vom Trenner immer gravierender wurde. Gut möglich, dass weiter oben nur noch Schritttempo gefahren werden konnte, zumal der Triebwagen auf 1.000 Volt geschaltet war.
Ich hoffe, dass es gelingt, eine Lösung für den Fahrradtransport zu finden. Möglich ist das schon jetzt, aber es haben offiziell nur vier Fahrräder pro Bahn Platz.
Wenn, ja wenn es noch die alte Umkehrschleife gäbe, dann könnte man ja ein modernes Güterwagele anschaffen. Oder könnte man das hinauf schieben? Herunter geht nicht, weil dann die Bierstindlquerung im Blindflug vonstatten gehen müßte. Oder halt eine Doppelgarnitur.
Die Umkehrschleife gibt es noch (für die, die es nicht wissen) und sie kann auch befahren werden. Geschobenes Beiwagerl wurde geprüft und auch bei einer Spezialfirma ein Angebot eingeholt, das sprengte aber leider das Budget bei weitem. Vielleicht wird das in Zukunft mal eine Option. Der Beiwagen müsste bei Bergisel an- und abgekuppelt werden, denn über die Linie 1 wird man damit niemals fahren können. Aber daran würde es technisch nicht scheitern, der Wagen könnte bergseitig mitgenommen (also aufwärts Schieben, abwärts Ziehen) und automatisch an- und abgekuppelt werden. Er bliebe dann einfach in der Station Bergisel (im Bereich der früheren Ausstiegshaltestelle) und würde von der nächsten Bahn nach Igls wieder mitgenommen.
Sobald zwei Bahnen auf der Strecke wären, ginge das allerdings nicht mehr so einfach. Dann bräuchte es zwei solcher Beiwagen und die könnten auch nicht einfach am Gleis stehenbleiben. Technische Lösungen dafür wären autonomes Rangieren des Beiwagens ins und aus dem Abstellgleis oder zwei Haltestellengleise. Alles machbar, es kostet nur. Ich hoffe, dass auch dafür eines Tages eine Lösung gelingt. Am besten eine, die auch auf der STB verwendet werden kann.
Also machbar wäre es, es scheitert nur am Geld. Was mir einwenig bedenklich erscheint. Wenn man ernsthaft daran denkt, den Individualverkehr auf die Öffis umzuverteilen. Dann wird man den Fuhrpark verdreifachen müssen. Und jetzt scheitert es schon an der Anschaffung von ein paar antriebs- und fahrerlosen Güterwagelen.
Gut dass Sie auch an die StB denken, dort ist die Fahrradmitnahme oft platzmäßig spielend möglich, auch zu den Zeiten des „bitte gerne, aber nicht jetzt“ Gebotes. Aber ich werde oft Zeuge, wie ein einzelner Radler unter Hinweis auf eine zu erwartende Armee von Kinderwagen zurückgewiesen werden. Und wenn der Fahrer mit seinem Hausverstand ein Auge zudrücken täte, dann gibt es so einen externen Aufpasser, den man früher auch anstellen hätte können, um nur Arier mitfahren zu lassen. Ein lieber Mensch 🙂 .