skip to Main Content
#bilderschauen --- #geschichtenlesen --- #gernauchwiederimarchiv
Die Getzner-Säule

Die Getzner-Säule

Hinter einer Verkleidung aus Sperrholzplatten, zum Schutz während der Renovierungsarbeiten im Februar 2023, befand sich die sogenannte Getzner-Säule, die seit 1933 im Arkadengang des Kornschüttgebäudes des Ambraser Schlosses steht. Dabei handelt es sich um eine Votivsäule aus Kramsacher bzw. Hagauer Marmor, der an seiner rötlichen Farbe leicht zu erkennen ist. Früher war die Säule darum als „rote Marter“ bekannt. In etwa drei Metern Höhe befindet sich eine kleine Kapellendarstellung. Zu sehen ist Jesus Christus am Kreuz, flankiert sei er von der Gottesmutter Maria und dem hlg. Johannes.

Die Getzner-Säule im Arkadengang des Kornschüttgebäudes bei Schloss Ambras. (Foto: Daniel Haumer)

Unterhalb sieht man einen Wappenschild. Das Eichhörnchen darauf ist ein relativ seltenes Wappentier und wurde meist von Bürgerlichen oder im klerikalen Kontext verwendet. In der Kunstgeschichte wird der Nager nämlich als Symbol für die Suche nach Gott gedeutet. An den Seiten sind noch zwei Spruchrollen angebracht. Links steht der Name Marx, rechts liest man Gecner.
Dieser Marx (I.) Getzner († 1428) übernahm für den Tiroler Landesfürsten Herzog Friedrich IV. „mit der leeren Tasche“ während des ersten Drittels des 15. Jahrhunderts zahlreiche Verwaltungsaufgaben, unter anderem in Amras und Schloss Ambras.
Der Wappenschild mit dem an einer Nuss knabbernden Eichhörnchen wurde von der Familie Getzner geführt. Die Familie kam aus Götzens – daher auch der Name – wo sie im späten 13. und 14. Jahrhundert als Pröpste der adeligen Liebenberger fungierten. Wer das Götzner Gemeindewappen kennt, weiß nun worauf es zurückgeht. Etwa um 1400 ließ sich ein Zweig der Familie in Hall nieder, wo die Getzner sehr bald zu den politisch wichtigsten Familien der Stadt gehörten.

Auf der Hinterseite der Säule gibt es eine Inschrift, die eine genaue Datierung ermöglicht:

Die Rückseite der Kopie der Getzner-Säule. (Foto: Daniel Haumer)

anno domini m
cccc x viii komp
letum est hoc opus
en die sancte
drinitatis

Am Tag der Heiligen Dreifaltigkeit – im Jahr 1418 war dies der 22. Mai – sei die Säule vollendet worden. Der Künstler (des Originals) ist leider nicht bekannt.

Wie Ihnen sicher aufgefallen ist, zeigt das Foto mit der rückseitigen Inschrift eine andere Säule. Es handelt sich um eine Kopie des Pradler Bildhauers Andreas Hinterholzer, die der Thronfolger Franz-Ferdinand 1913/14 bei diesem in Auftrag gegeben hatte. Erst 1933 wurde die Kopie anstelle des Originals südwestlich der Kreuzung zwischen der heutigen Wiesengasse und der Amraser Straße aufgestellt. Dort konnte sie jedoch nicht lange bleiben. Schon 1964 wurde die Straßenbahnlinie 3 verlängert und man verbreiterte die Straße. Die direkt danebenstehende Stapfkapelle fiel diesen Maßnahmen zum Opfer, die Kopie der Getzner-Säule konnte sich aber diagonal über die Kreuzung retten, wo sie heute hinter einer großen Platane und vor (nur mehr) zwei Birken steht.
Einen sehr atmosphärischen Eindruck des früheren Zustands gibt folgendes Foto aus den Beständen des Innsbrucker Stadtarchivs:

Die Getzner-Säule und die Stapfkapelle. (StAI, Ph-20793)

Der Vergleich zu einem Foto von 1958, zeigt bereits einen deutlich veränderten Hintergrund und das fortgeschrittene Zusammenwachsen von Innsbruck und Amras.


Text: Wolfgang Wanek
Titelbild: Daniel Haumer

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Back To Top
×Close search
Suche