Am Lanser Meer
Ende der 1970er Jahre merkten die Innsbrucker Politiker und Stadtplaner, dass die Nachkriegszeit vorbei ist. Die Bombenruinen waren weitgehend verschwunden, die Olympischen Spiele hatten eine Flut an Neubauten im Osten der Stadt und eine nachhaltige Ebbe in der Stadtkasse hinterlassen. Moderne und unbegrenzter Fortschritt als einzige Glaubensrichtungen der Politik wurden auch in bürgerlichen Wählerkreisen zunehmend hinterfragt. Die Volksabstimmung von Zwentendorf etablierte eine Grüne Bewegung dauerhaft in der Bundes- wie auch Gemeindepolitik. 1977 hatte die Alternative Liste zwar nur 834 Stimmen gewonnen, aber man machte sich in der Stadt Gedanken, was sich mit überschaubarem Aufwand für eine ökologisch anmutende Neupositionierung der Stadt eignen würde.
Es erschien ein Stadtentwicklungskonzept (hier als PDF) mit einigen beigelegten bunten Karten, mit denen wir uns heute und morgen näher beschäftigen werden. Was sofort ins Auge fällt: Auf allen Karten wird das Viller Moor zum Lanser Meer upgegraded. Die uns vorliegende Kurzfasssung des Konzeptpapiers hatte minus der Vorworte 26 Seiten. Auf diesen kommt dieses neue Mare Mediomontagnoso zwar nicht vor, aber die Idee wäre schon verführerisch, nur dass man das nun streng geschützte Moor für das Ruhebedürfnis der Eigentümerfamilien des kleinen Lanser Sees hätte aufgeben müssen.
Die im Titelbild verwendete Karte entwirft (hier die interaktive Version dazu) laut ihrer Legende ein Grünkonzept. Dabei werden einige neue Straßen in den Außenvierteln als Alleen imaginiert (gestrichelte Linien); gerade was die Rossau betrifft, kann aus heutiger Sicht von einer Nicht-Umsetzung dieser Idee gesprochen werden. Die im Text vorgenommene Aufzählung besonders schützenswerter Grünflächen nennt unter anderen noch die Hänge der Peergründe als Zielgebiet… ist dann auch etwas anders gekommen. Auch wenn es natürlich leicht ist 45 Jahr später zu schauen was sich an Ideen ausgegangen ist und was nicht: Viel Neues war in dem Plan nicht enthalten. Und: Ich würde schon gern auf dem Lanser Meer surfen lernen oder scuba diven.
Vielen Dank für das Ausheben und Aufbereiten dieser sehr interessanten Karte. Ich bin schon auf den nächsten Teil der Serie gespannt und auf das PDF des STadtentwicklungskonzepts (es ist wahrscheinlich versehentlich oben im Artikeltext leider nicht verlinkt).
Ich habe in den vergangenen Jahren als grüner Ersatzgemeinderat seit 2012, der vor allem im Hintergrund in den Bereichen Mobilität und Stadtentwicklung tätig ist und das auch in der kommenden Gemeinderatsperiode weiterhin sein wird, immer wieder Inspiration auch in eigentlich sehr guten, aber schubladisierten Überlegungen der Vergangenheit gefunden und diese in politische Projekte einfließen lassen, und die eine oder andere gute Idee konnte auf diese Weise wiederbelebt oder das eine oder andere gute Projekt fortgeführt werden. Manchmal wurden auch Projekte während der Ausführung nach einem Regierungswechsel in aller Stille abgebrochen und schubladisiert und konnten von uns Grünen dank immer noch aufrechter Beschlüsse wiederbelebt werden, Beispiele dafür sind das „Baumreihenkonzept“ und Maßnahmen aus dem „Verkehrskonzept 1989/91“. Oft muss das Rad wirklich nicht ein zweites Mal erfunden werden. Danke dass ihr als Stadtarchiv so vielfältig auch in die Gegenwart wirkt!
Danke Herr Schneiderbauer für die freundliche Rückmeldung und sorry, jetzt funkt der Link!