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Köpfe Zählen Zu Silvester

Köpfe zählen zu Silvester

In den Jahren der ersten mit den – heute dank ZMR automatisierten – Volkszählungen ab 1861 hieß es alle 10 Jahre rund um Silvester das Haus zu hüten oder jedenfalls sicherzustellen, dass die Zählbögen und Dokumente bis 3. oder 4. Jänner im Stadtmagistrat eingetroffen waren. In den Zeitungen befanden sich genaue Handlungsanweisungen für Hausbesitzer und Familienvorstände. Organe der Volkszählung kamen in jedes Haus und überprüften Einwohner, Heimatscheine, Aufenthaltstitel und alle weiteren Angaben zum gezählten Volkskörper. Das System blieb, auch wenn junge Männer im wehrfähigen Alter später anders erhoben wurden, über viele Jahrzehnte das selbe. Die Ergebnisse wurden in dicken Büchern publiziert, oft erst mehrere Jahre nach der Erhebung selbst. Die älteren Semester werden sich noch an die Streitereien im Vorfeld der letzten so durchgeführten Volkszählung von 1991 erinnern, als ausgiebig diskutiert wurde, was man dem dem Staate so von sich mitteilen wolle. Diese Zeiten sind vorbei, wir sind gläserne Bürger*innen und hoffen, dass jemand dort oben ganz unösterreichisch gut auf unsere Daten aufpasst.

Für die Stadt Innsbruck sind die Zahlen zwischen 1861 und 1910 atemberaubend. Mit den 1904 eingemeindeten Stadtvierteln (und auch außerhalb im Megadorf Hötting) gab es Bevölkerungs-Wachstumsraten in astronomischer Höhe. Was es im Detail bedeutete, für eine Vervier- bis Verfünffachung der Einwohnerschaft in diesen 50 Jahren Infrastruktur, Verkehr, Handel, Schulen, Wasser, Gas und Strom mitwachsen zu lassen, erinnert an die Sorgen jeder Boomtown im Wilden Westen.

Vor der Eingemeindung von Wilten und Pradl schrieb folgerichtig 1903 ein in Wilten wohnender Beamter, dass es „wohl amerikanisch zugehen müsste“, wenn Innsbruck bald 50.000 Einwohner*innen haben sollte und unterstellte seinen Berufskollegen, deshalb für die Zusammenlegung zu sein um bessere „Aktivitätszulagen“ (was immer das im Kontext eines städtischen Beamten auch bedeutet haben mag) zu bekommen.

Bei einer flotten Durchsicht der 1897 von Carl Unterkirchner publizierten Chronik nimmt er in seinen knapp 4500 Notizen zu interessanten Fakten aus Innsbruck auch immer die Bevölkerungsbewegung mit auf:

1567 Erste bekannte Zählung der Einwohnerschaft der Stadt Innsbruck. Ohne Hofstaat und Klosterbewohner – 5050 Personen.
Zoller. Geschichte von Innsbruck. I. S. 253.

04.03.1808 An diesem Tage nimmt der Magistrat eine Zählung in der Stadt vor. Ergebniß derselben 9306 Seelen, worunter 620 Studenten, 309 Handwerksburschen, 179 männliche und 953 weibliche Dienstboten.
Pusch’sche Chronik.

26.07.1826 Um diese Zeit wird das Resultat einer damals vorgenommenen Zählung der Bewohner Innsbrucks kundgemacht. Das Ergebniß war folgendes: Häuser 574, Familien 2346, Familienglieder 8843, Dienstboten 1974, Totalsumme 10.767, davon männlich 4900, weiblich 5867.
Pusch’sche Chronik.

11.08.1839 Stand der Bevölkerung nach der letzten durch den Magistrat veranlaßten Zählung ohne Militär, Studenten und Fremde: 11.163 Seelen.
Pusch’sche Chronik.

1.8.1840 Eine vorgenommene Zählung der Stadtbewohner ergibt mit Ausschluß des Militärs und der Studenten das Resultat: 11.417 Einwohner.
Pusch’sche Chronik.

06.07.1845 Eine vorgenommene Zählung der Stadt Innsbruck gibt folgendes Resultat: 12402 Seelen, nach Abzug der Fremden (615) 11.787.
Pusch’sche Chronik.

01.08.1847 Eine vom Magistrat aus unternommene Volkszählung gibt für die Stadt folgendes Ergebniß: 13.052 Einwohner davon 744 Fremde; es verbleiben also 12.308 Einheimische.
Pusch’sche Chronik.

03.05.1851 Eine in diesem Jahre vorgenommene Zählung der Stadtbevölkerung ergibt ohne Militär folgende Ziffer: 13.148.
„Schützen Zeitung“. Jahrgang 1853 Nr. 20.

03.05.1858 Resultat einer vom Stadtmagistrat vorgenommenen Zählung der Einwohner Innsbrucks: Einheimische 8971, Nichteinheimische 5253, zusammen 14.224.
Pusch’sche Chronik.

31.12.1869 Resultat der Volkszählung für die Stadt Innsbruck: 16.880 Einwohner ohne aktives Militär.
„Innsbrucker Nachrichten“. Jahrgang 1870. S. 909.

31.12.1880 Resultat der Volkszählung: Innsbruck: 3628 Wohnparteien, 19.138 Seelen vom Zivilstande, mit Militär 20.537, und 701 Häuser. – Wilten 4049; Hötting 4204; Pradl 1000 Einwohner.
„Innsbrucker Nachrichten“. Jahrgang 1881. S. 179, 1695.

1887 Ergebnis einem Magistratsbericht entnommener Zählung der Einwohner von Innsbruck. 24.066 Einwohner und 1066 Häuser.
„Innsbrucker Nachrichten“. Jahrgang 1887. Nr. 238.

31.12.1890 Volkszählung. Resultat:

Innsbruck 23.320
Wilten 6.206
Hötting 4.718
Pradl 1.247
Mühlau 881
Gesamtsumme 36.372
Ergebniß der offiziellen Volkszählung.

Nach Redaktionsschluss von Unterkircher ermittelt:

31.12.1900 Volkszählung

Innsbruck 24.524
Wilten 12.265
Hötting 5496
Pradl 1870
Mühlau 1017
Gesamtsumme 45.172

31.12.1910 Volkszählung

Innsbruck 53.194
Hötting 8147
Mühlau 1585

Gesamtsumme 62.926

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