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Bilder Aus Fernost (I.)

Bilder aus Fernost (I.)

Wie genau diese Bilder ihren Weg ins Stadtarchiv gefunden haben, wissen wir nicht; vielleicht war ein Mitglied der Familie Brunner-Nemec, aus deren Sammlung sie stammen, auf Reisen in Südostasien um die Jahrhundertwende. Das im Titel zu sehende Bild zeigt einen Teil des berühmten Tempelkomplexes Angkor Wat (Khmer für Tempelstadt), im Nordwesten des heutigen Kambodscha.

Der Tempel wurde für Suryavarman II. (1095–1150) errichtet, der seit 1113 über das Reich der Khmer herrschte, nachdem er seinen Onkel gestürzt hatte. Das Bauwerk war gleichzeitig auch ein Grabmal für den König. Aufgrund der eindrucksvollen Ausmaße des Komplexes wurde er nie gänzlich fertiggestellt. die zentrale Anlage thront auf einer über einen Kilometer langen und beinahe so breiten künstlichen Insel. Der Tempel selbst besteht in ihrem inneren aus Sand, der von Laterit umschlossen wird, der wiederum von Sandstein bedeckt ist, in welchen die zahllosen Verzierungen und Reliefs gemeißelt wurden. Anfänglich ein hinduistischer Tempel, der Vishnu geweiht war, wurde er vielfach renoviert und bearbeitet. Beginnend im 14. oder 15. Jahrhundert wurde er zu einem buddhistischen Schrein, womit auch Statuen des indischen Propheten dort Einzug hielten. Inschriften erinnern an die zahlreichen Veränderungen und die Herrscher, die sie beauftragt hatten. Nach dem Fall des Khmer-Reiches im 16. Jahrhundert erobert der Dschungel die Tempelstadt allmählich zurück.

Während Angkor Wat heute weltberühmt ist und jedes Jahr über 2.5 Millionen Touristen anlockt, war die Tempelstadt zu der Zeit als das Foto aufgenommen wurde, noch eine Neuheit für westliche Augen. Die erste Beschreibung, die in Europa bekannt wurde, stammte von dem französischen Forscher Henri Mouhot (1826–1861), der 1860 das Gebiet bereiste und das alte Wunder „wiederentdeckte“. Er beschrieb die Tempelstadt als „nahezu perfekt, und womöglich ohnegleichen auf dieser Welt“.

Das Interesse, das durch seine Berichte geweckt wurde, war einer der Beweggründe für die Expansion Frankreichs in der Region in den folgenden Jahren die zur Etablierung der Kolonie Französisch-Indochina führte. Unter dem französischen Protektorat legten Archäologen große Teile Angkor Wats wieder frei. So kamen auch immer mehr Europäer um die Anlage zu bestaunen – darunter auch die Fotografen des hier zu sehenden Bildes.

(Ausschnitt eines der Türme des Tempelkomplexes, Signatur Ph-Pl-2045)

(Titelbild Signatur Ph-Pl-2056)

Dieser Beitrag hat einen Kommentar
  1. Die Bilder stammen von meinem Onkel Rudolf Brunner (Sohn des Anglisten Prof. Karl Brunner) der 1958 nach Bali ausgewandert ist und sehr viele Reisen zu Tempelanlagen unternommen hat. Seine Frau (aus Bali) und seine beiden Söhne leben alle auf Java.

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