Ein Kupferstich, mehrere Künstler?
Der oben abgebildete Kupferstich wurde in leicht veränderter Form von mehreren Künstlern und Verlegern für ihre Druckwerke verwendet. Die detailreiche Ansicht von Schloß Ambras wurde ursprünglich unter dem Titel „Das fürstliche Schloß Ombras“ von Matthäus Merian für sein im Jahre 1649 in Frankfurt am Main erschienenes Werk „Topographia Provinciarum Austriacarum Austriae Styriae, Carinthiae, Carniolae, Tyrolis […] angefertigt.
Der deutsche Verleger, Kartograph und Kupferstecher Gabriel Bodenehr bereitete den Kupferstich um 1715 herum neu auf und versah ihn nicht nur mit seiner eigenen Signatur sondern auch mit einem neuen Titel: „Das Ertz-Hertzogliche Lust-Schloß Ombras oder Umbras bey Innsbruck“. Zudem fügte Bodenehr am linken Bildrand ein Textfeld mit folgender kurzen Beschreibung des Schlosses ein: „Ambras ist ein von Erz-Herzog Ferdinand als ein Sommerhaus mit grosse Unkosten Prächtig erbautes Lust-Schloss, an dem Inn gelegen: worinnen eine wunderwürdig, ohnschätzbare Rüst-Kunst u. Raritaeten Kammer anzutreffen.“
Knapp 50 Jahre später verwendete der deutsche Kupferstecher, Verleger und Biograph Georg Christoph Kilian diese Vorlage in nahezu unveränderter Form und signierte sie mit seinem Namen. Eine Abbildung dieses Kupferstichs sehen Sie als Titelbild dieses Artikels. Christoph Kilian fertigte für seine Veröffentlichungen Kopien vieler bekannter, zu dieser Zeit aber bereits verstorbener Künstler an. In der 14-tägig erschienen Zeitschrift „Allgemeine deutsche Bibliothek“, Band 6, Stück 1 aus dem Jahr 1768 kann man über die Tätigkeit Christoph Kilians unter anderem folgendes nachlesen: „Eben dieser H. Kilian, der ein Liebhaber der Geschichte der Kunst ist, und der Verdienste zu schätzen weiß, hat einige Bildnisse, hiesiger verstorbener Künstler in Kupfer radirt und geäzet, um sich und guten Freunden, welche dergleichen sammlen, ein Vergnügen zu machen. […] Da H. Kilian kein eigentlicher Kupferstecher ist, sondern die sogenannte schwarze Kunst übet, so muß man diese Blätter eben nicht nach der Strenge, sondern als Arbeiten eines Liebhabers beurtheilen. Die Aehnlichkeit mit den Originalen macht sie schäzbar, und die Sammler solcher Stücke, werden einer Fortsetzung davon mit Verlangen entgegensehen.„
(Stadtarchiv Innsbruck, Bi-k-81-D)