Sein oder nicht sein….
…das ist heute nicht die Frage. Aber dennoch werden wir uns heute mit Dichtung und Lyrik beschäftigen und schauen uns das Leben und Wirken von Angelika von Hörmann genauer an.
Hörmann wurde 1843 in Innsbruck als Emilie Geiger geboren. Schon in ihrer Jugend beschäftigte sie sich mit Literatur. Ihre ersten vierzehn Gedichte veröffentlichte sie 1863 unter dem Pseudonym „Angelica“. Der Herausgeber der Gedichte, Ludwig Hörmann von Hornbach, war nicht nur ihr Förderer, sondern später auch ihr Ehemann, da das Paar 1865 heiratete. Nach Aufenthalten in Klagenfurt und Graz lebte Angelika Hörmann ab 1877 wieder in Innsbruck. Mit ihren mehr als 500 Werken, bestehend aus Gedichten, Versepen und Erzählungen, galt sie als eine der wichtigsten Dichterinnen ihrer Zeit, um die sich ein beachtlicher Freundeskreis bildete. Unter anderem pflegte sie regelmäßigen Kontakt mit Adolf Pichler, Julius von Ficker und Karl Schönherr. Zudem war Hörmann von 1903 bis 1917 das einzige weibliche Mitglied im Tiroler Zensurbeirat. Als die Lyrikerin 1921 stirbt, hält der Tiroler Dramatiker Franz Kranewitter eine bemerkenswerte Grabrede, in der er Hörmanns Lebenswerk wie folgt würdigt: „In unserem Herzen ungeschmälert bleibt Dein Name als der größten Frau Tirols.“ Die heute ausgewählte Fotografie zeigt die betagte Hörmann mit ihrem Gatten Ludwig zusammen im Porträt.
Nachfolgend habe ich noch das Gedicht „Dein Liebeshimmel ist ein Wahn“ von Hörmann für Sie rausgesucht. Da ich im Deutschunterricht bei Gedichtanalysen entweder anderweitig beschäftigt oder nicht anwesend war, bitte ich Sie an meiner Stelle die Analyse zu übernehmen.
Dein Liebeshimmel ist ein Wahn,
Mein Herz, und glaubst du heute dran,
Bist morgen du betrogen;
Leicht wie die Ranke an der Kluft,
Wie Spinnengewebe in der Luft
Ist er im Wind verflogen.
Ein feurig Aug‘, ein lockig Haar
Sind meiner Feinde schlimmstes Paar,
Die drohen mir Verderben;
Urewig ist der Schönheit Macht; –
Zeigt sie dem Liebsten ihre Pracht,
So bricht mein Glück in Scherben.
(Verena Kaiser)
(Ph-A-882-3-023)
Das Gedicht „Dein Liebeshimmel ist ein Wahn“ der berühmten Innsbrucker Lyrikerin Angelika von Hörmann handelt von der Vergänglichkeit der Liebe und der Täuschung, die damit einhergehen kann. Eine Person warnt ihr Herz davor, sich in den Liebeshimmeln und deren Sphären zu verlieren, da sie glaubt zu wissen, dass sie am nächsten Tag betrogen sein wird.
Der erste Vers des Gedichts stellt bereits die lyrische Grundstimmung dar: Der Liebeshimmel wird als Wahn bezeichnet, was darauf hinweist, dass die Liebe nicht real und beständig ist. Das Herz wird aufgefordert, nicht an diesen Wahn zu glauben.
Im zweiten Vers wird deutlich gemacht, dass die Liebe flüchtig ist. Sie wird mit einer Ranke verglichen, die leicht im Wind verflogen ist. Auch das allegorische Bild des Spinnengewebes in der Luft verdeutlicht die Zerbrechlichkeit und Vergänglichkeit der Liebe.
Im dritten Vers werden die Feinde der sprechenden Person erwähnt. Ein feuriges Auge und lockiges Haar symbolisieren hier die Verführungskraft anderer Personen, die dem Sprecher Schaden zufügen wollen. Die Schönheit dieser Feinde ist eine Bedrohung für den Sprecher und seine Beziehung.
Im vierten Vers wird betont, dass die Macht der Schönheit ewig ist. Wenn sie dem Geliebten ihre Pracht zeigt, bricht das Glück des Sprechers in Scherben. Hier wird deutlich gemacht, dass die Liebe des Sprechers zerstört wird, wenn die geliebte Person von der Schönheit anderer Personen beeindruckt ist.
In der synoptischen Zusammenschau der Verse kann man sagen, dass das Gedicht „Dein Liebeshimmel ist ein Wahn“ von Angelika von Hörmann die Vergänglichkeit der ewig lockenden Liebe und die Täuschung, die damit einhergehen kann, thematisiert.
So weit die Gedichtinterpretation, liebe Frau Kaiser! Bitte korrigieren Sie noch den Namen Ludwig von Hörmanns, sein Adelsprädikat war nicht Hornbach wie der gleichnamige Baumarkt, sondern Hörbach…
Vielleicht nicht ganz unerwähnt sollte bleiben, dass Angelika von Hörmann in ihrer Grabrede von Franz Kranewitter als „die erste Frau Tirols von wahrhaft nationaler Empfindung“ als Summe ihres Wirkens beschrieben wurde.
Nach den Forschungen von Univ.-Prof. Eberhard Sauermann lässt sich ihr Werk als das Oeuvre einer deutschnationalen (Kriegs-)Lyrikerin verstehen.
1891 schickt Angelika von Hörmann z.B. einige ihrer Gedichte an den „Kyffhäuser“, eine von 1887 bis 1894 erscheinende deutschnationale Monatszeitschrift, welche zuerst wöchentlich und ab 1890 am 1. jeden Monats erschien.