Das Thronfolgerpaar zu Besuch in Innsbruck, Teil 1
Großes Aufsehen erregte der Innsbruck-Besuch Erzherzog Karls und seiner Gemahlin Zita am 28. Juni 1915. Die Innsbrucker Nachrichten und die Abendausgabe des Allgemeinen Tiroler Anzeigers berichteten noch am selben Tag ausführlich über das Ereignis.
Bevor das Thronfolgerpaar und sein Gefolge Innsbruck erreichten, besuchten sie die Stadt Hall, wo sie von der Bevölkerung – laut mehrerer Zeitungsberichte – jubelnd empfangen wurden. Auch danach auf der Fahrt nach Innsbruck säumten zahlreiche Schaulustige in Thaur, Rum, Arzl und Mühlauf die Straße, um einen Blick auf die illustren Gäste werfen zu können. Die Innsbrucker Nachrichten berichteten dazu am 28. Juni unter anderem Folgendes: „Auf der Reichsstraße jubelten die Bauersleute, wo sie des langen Autozuges ansichtig wurden, freudig zu. Die Schulkinder von Thaur, Rum und Arzl waren an der Straße aufgestellt, wiederholt hielt das Automobil des Thronfolgerpaares an, um die Blumenspenden der Kinder und die Vorstellung der Gemeindevorstehungen entgegenzunehmen. In Mühlau, das reich mit Flaggen und Blumengewinden geschmückt war, hatte sich eine große Menschenmenge angesammelt. Der Gemeindeausschuß begrüßte die kaiserlichen Hoheiten.“
Innsbruck war scheinbar eher kurzfristig über den Besuch des Thronfolgerpaars informiert worden, weshalb der Empfang beziehungsweise das Rahmenprogramm nicht ganz so spektakulär wie sonst üblich ausfielen. Gleich bei der Kettenbrücke stand ein Begrüßungskomitee, Dort hielt dann auch Bürgermeister Wilhelm Greil eine Begrüßungsansprache, die sowohl im Allgemeinen Tiroler Anzeiger als auch in den Innsbrucker Nachrichten folgendermaßen widergegeben wurde:
“ Eure kaiserl. königl. Hoheiten!
durchlauchtigster Herr Erzherzog!
durchlauchtigste Frau Erzherzogin!
Namens der Bürgerschaft der stets kaisertreuen Landeshauptstadt Innsbruck begrüße ich Euere kaiserlichen und königlichen Hoheiten an der Stadtgrenze in ebenso herzlicher wie ehrerbietigster Weise und bitte den innigsten Dank entgegen zu nehmen für die hohe Ehre Ihres Besuches, wodurch uns Gelegenheit geboten ist, unserer Treue und Ergebenheit, sowie unserer Verehrung und Huldigung Ausdruck zu geben. Leider ist die Nachricht von der der Stadt Innsbruck zugedachten Ehre zu spät zu uns gelangt, als daß es möglich geworden wäre, einen würdigen, festlichen Empfang vorzubereiten, deshalb kann die Landeshauptstadt nichts weiter bieten, als eine einfache, freudige Huldigung der Bevölkerung.
Der Jubel aber, der Euere kaiserl. und königl. Hoheiten bei der Fahrt durch die Stadt umbrausen wird, kommt aus treuen Tiroler Herzen und ist nur ein bescheidener Ausdruck unserer felsenfesten Treue und Ergebenheit für unser angestammtes Kaiserhaus und die Liebe und Verehrung für unser erhabenes Thronfolgerpaar, der Stolz und die Hoffnung Österreichs.
Gott erhalte, Gott beschütze, Gott segne Euere kaiserl. königl. Hoheiten, und möge diesen schweren Krieg recht bald siegreich für unser Land beenden.“
Das Titelbild zeigt die Bildseite einer nicht gelaufenen Postkarte aus dem Kunstverlag Leo Stainer in Innsbruck. Die Aufnahme stammt vom Fotogragen Karl Dornach und zeigt das Thronfolgerpaar bei der Überquerung der Kettenbrücke.
(Stadtarchiv Innsbruck, Sommer-1-47)
Zum Zeitpunkt dieser Aufnahme befanden sich auf dem Widerlager ganz offensichtlich drei verschiedene Hinweis-Schilder. Der Vergleich mit dem Beitrag hier https://innsbruck-erinnert.at/kettenbruecke/ zeigt, dass irgendwann einmal nur zwei Schilder angebracht waren. Außer der Orientierungshilfe „Kettenbrücke“ ist auf keiner der beiden Aufnahmen etwas richtig entzifferbar.
Es stellt sich mir die Frage, ob das untere Schild des Titelbildes — leider fast zur Gänze vom Auto bzw. den Insassen verdeckt — später dazu gekommen ist oder ob es ursprünglich drei Tafeln gab und die untere dann wieder entfernt wurde. Ich bilde mir ein, auf dem (verlinkten!) Foto am rechten Quader unterhalb der beiden Tafeln die Umrisse eines ehemals vorhandenen Schildes zu sehen. Wenn das stimmt muss die Aufnahme mit dem Wache haltenden Soldaten nach dem 28. Juni 1915 gemacht worden sein, im ersteren Fall wäre sie vor dem 28. Juni 1915 entstanden.