Körperkult

Das Bild des Gewichte-stemmenden Herren wirkt ebenso obszön, wie es Neugierde hervorruft. Nach längerer Recherche konnte ich nicht herausfinden, wo sich dieser an einem See gelegene Sportplatz in den 1930er Jahren befand.

„Sportlich“ bekleidet, mit einem Hauch von Nichts werden hier Gewichte gestemmt. Im Hintergrund ist ein Gerüst mit Ringen und einer Klimmzugstange zur körperlichen Ertüchtigung zu sehen. Das hölzerne Objekt, samt Treppenaufgang, am rechten Bildrand verweist auf eine Badeanstalt.

Wenn es eine derartige Sportanlage mit anliegender Badeanstalt gegeben hat, dann entsprach sie dem damaligen Zeitgeist, des gestählten Körpers, der im militärischen Kontext der allgemeinen Wehrtüchtigkeit, wie auch als Gegenbewegung zur vermehrten Büroarbeit und damit einhergehenden körperlichen Degeneration im Zuge der Industrialisierung zu verstehen ist.

Heute würde man wohl eher vom Körper als Statussymbol und Kapital sprechen. Immerhin macht der junge Herr eine gute Figur, wie es auch der im Stile Bigfoots vorbeischlendernde Betrachter im Hintergrund bemerkt.

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, GoNe-003744)

Autor: Lucas Brand