Bevölkerungsbewegung anno 1872
Auf der Suche nach einem Akt kam mir unlängst eine interessante Aufstellung unter, die Einblicke in das Leben und Sterben in Innsbruck zu Beginn der 1870er-Jahre eröffnet. Es handelt sich um eine Übersicht über die Bevölkerungsbewegung „im Stadtbezirk Innsbruck“ im Jahr 1872, basierend auf den Zahlen des Stadtpfarramtes St. Jakob. Zu diesem Zeitpunkt zählte unsere Stadt ca. 16.500 Einwohner und rund 650 Häuser. Amras-Pradl und Wilten waren – wie auch Arzl, Hötting, Igls, Mühlau und Vill – noch eigenständige Gemeinden. Wie die Volkszählung vom 31. Dezember 1869 ergeben hatte, wohnten „außer der Innbrücke, in den Pfarreien St. Nikolaus und Maria-Hilf […] 5036 Personen. Verhältnißmäßig am dichtesten ist die Bevölkerung unter den Viaduktbogen, von denen 36 zu menschlichen Wohnungen benützt werden. Es wohnen dort 296 Personen. Ein Bogen beherbergt allein 4 Partheien mit 24 Köpfen.“ (Quelle: IN v. 11. Jänner 1870).
Nachdem wir nun zumindest eine grobe Vorstellung vom Innsbruck des Jahres 1872 bekommen haben, wenden wir uns der Bevölkerungsbewegung in diesem Jahr zu:
Wie die Auswertung zeigt, waren nur in einem Fall die beiden Partner bereits verwitwet. Apropos verwitwet: im Jahr 1872 wurden 99 Ehen durch den Tod eines Ehepartners aufgelöst; Scheidungen waren – wenig überraschend – jedoch keine zu verzeichnen.
Zwischen dem 1. Jänner und dem 31. Dezember 1872 erblickten in der Stadt Innsbruck 391 Kinder das Licht der Welt, darunter gleich acht Zwillinge. Der Anteil der ehelichen Geburten betrugt 90%; insgesamt sind für dieses Jahr nur 36 „uneheliche“ Kinder verzeichnet.
Mit Blick auf die Sterblichkeit lässt sich konstatieren, dass im Stadtbezirk Innsbruck im Jahr 1872 insgesamt 422 Todesfälle zu verzeichnen waren, wobei „das älteste verstorbene Individuum männlich [und] 98 Jahre alt“ war. Zwei Frauen und ein Mann fielen einem gewaltsamen Tod zum Opfer.
(StAI, 1156 publ. ex COML 1873)
Hab in den Kirchenbüchern von 1872 vergeblich das 98 jährig verstorbene ‚männliche Individuum‘ gesucht.
Vermutlich hab ich’s einfach überlesen.