Friedensfantasien mit Filzstift
Solche Stadtentwicklungspläne haben wir immer wieder gesehen. An diesem ist besonders, dass er aus dem frühen Jahr 1913 stammt. Von den Träumen, die die Menschen 1913 für Innsbruck und Tirol hatten, ist in den 50 Jahren danach wenig wahr geworden. Zwei Weltkriege haben einen unermesslichen Zoll an menschlichem Leid, Tod und Zerstörung gefordert. Außer den größenwahnsinnigen Plänen der Nazis für einen Umbau der Stadt kam erst mit dem Wirtschaftswunder der 1960er etwas Farbe in die Gesichter der fantasievollen Stadtplaner.
Der Plan, den man hier in der interaktiven Fassung überblenden kann, geht sehr realistisch an die vielen noch unbebauten Flächen in den ebenen Regionen der Stadt heran. Ein Hauch von k.u.k. Nostalgie weht aus dem Entwurf, keine ganz großen Verlegungen und Umbauten, nur hier ein Quadrant einstöckig, dort einer zweistöckig, der dritte vierstöckig und dazwischen ein paar Spitäler und Fabriksflächen.
Wie viel Leid wäre Europa erspart geblieben, hätten die Österreicher und Deutschen nicht die beiden Weltkriege ohne jede heute nachvollziehbare Notwendigkeit vom Zaun gebrochen. In diesem Sinne auch von mir ein friedliches Weihnachtsfest und Alles Gute für die Menschen in Weltregionen wo die sinnlose Vernichtung von harmlosen Träumen argloser Menschen wieder voll im Gange ist.
Das Interessante an diesem aufschlussreichen Plan ist, dass die großen verkehrstechnischen Würfe des 20. Jahrhunderts in Innsbruck, wie
– Olympiabrücke
– Freiburger Brücke
– Universitätsbrücke
– Grenobler Brücke
– Konzert-Kurve
bereits 1913 sehr ähnlich geplant waren.
Die ersten Planungen für diese visionären Projekte reichen somit bis in die Zeit vor dem 1. Weltkrieg zurück.
Die Grünflache auf den Zelger-Gründen ist in diesem Plan vorausschauenderweise als Park freigehalten worden anstatt als Baugrund zu enden. Zur Geschichte dieses Areals gab es von Herrn Bürgschwentner einen interessanten Beitrag zum Thema „Verhinderter Stadtpark“:
https://innsbruck-erinnert.at/der-verhinderte-stadtpark-2/
Interessant auch, daß man die geradlinige Anbindung der Holzhammer (Freiburger) brücke einer verlängerten Stafflerstraße zugewiesen hat, während die direkte Verbindung von Wilten nach Pradl über die „Olympiabrücke“ über die Egger Lienz Straße geplant war. Ähnlich feine Unterschiede in der Reichenau. Dort zielt eine anders geplante Reichenauerstraße pfeilgerade zur Reichenauer (Grenobler) Brücke. Ansonsten ist dort schon alles als Wohngebiet geplant. Flughafen? Für Zeppeline und Ballone genügt doch irgend eine Wiese?