Im Dienste der Wissenschaft (Teil III)
Meine Damen und Herren, bitte schnallen Sie sich an, unser Flug startet in Kürze. Wohin, fragen Sie? Nun, ich hoffe, dass Sie Ihren besten Regenschirm und Ihre liebste Teetasse eingepackt haben, denn es geht ins Vereinigte Königreich. Wir werfen einen Blick auf das Leben und die Errungenschaften von Mrs. Kate Friedländer, eine Innsbruckerin, von der man zumindest einmal gehört haben sollte.
Kate Friedländer, damals noch Käthe Frankl, wurde im September 1902 in Innsbruck geboren. Ihr Vater war der Textilkaufmann Carl Frankl (siehe Foto) und stammte ursprünglich aus Pressburg. Sie war eines von vier Kindern der Familie. Kate maturierte am Ursulinengymnasium und studierte anschließend Medizin an der Universität Innsbruck und der Universität Berlin. 1926 promovierte sie und spezialisierte sich auf die Teilbereiche Neurologie und Psychatrie. Bis 1929 arbeitete sie als Volontärärztin an der Psychatrischen Universitätsklinik in Berlin und war auch als Gutachterin am Jugendgerichtshof tätig. Friedländer interessierte sich vor allem für die Kinderpsychoanalyse, die jugendliche Delinquenz, die Weiblichkeit und den Masochismus. Sie publizierte unter anderem Werke mit den Titeln „Zur Frage des masochistischen Charakters“ und „Über Kinderbücher und ihre Funktion in Latenz und Vorpubertät“. Ab 1933 war Kate Friedländer Mitglied der Berliner Psychoanalytischen Vereinigung und gehörte zur Gruppe der linken Psychoanalytikerinnen und -analytiker um Otto Fenichel. Da Friedländer Jüdin war, flüchtete sie nach dem Reichstagsbrand nach Paris und später nach England, wo sie ihre medizinische Ausbildung wiederholen musste. Zuvor hatte sie in Deutschland ein Berufsverbot erhalten. Nachdem ihre erste Ehe geschieden worden war, heiratete sie 1937 den Arzt Georg Friedländer, ebenfalls ein Flüchtling.
Durch ihre rechtzeitige Flucht konnte Kate Friedländer auch während der nationalsozialistischen Herrschaft ihre Arbeit fortsetzen. Ab 1938 arbeitete sie eng mit Anna Freud, der Tochter von Sigmund Freud, und dessen Partnerin Dorothy Burlingham im Kriegskinderheim. Sie war Mitarbeiterin am Institute for the Scientific Treatment of Delinquency und sie gründete 1944 die erste Erziehungsberatungsstelle Englands in West Sussex. Nach dem Krieg erhielt sie die britische Staatbürgerschaft und setzte sich für die Gründung des Hampstead Child therapy Course ein, wo sie auch unterrichtete. Weiters reiste sie viel und hielt Vorträge, unter anderem auch in den USA. Jedoch meinte es das Schicksal nicht gut mit ihr, Kate Friedländer erkrankte gegen Ende der 40er-Jahre an Lungenkrebs, woran sie schließlich 1949 verstarb.
(Verena Kaiser)