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Anders Als Geplant

Anders als geplant

Das neue Gebäude am Campus Innrain der Universität wird demnächst fertiggestellt werden. Damit werden dieses Gelände und die Flächen zwischen dem Hauptgebäude und dem Neubau neu gestaltet und der Campus erhält insgesamt ein anderes Erscheinungsbild. Grund genug, ein wenig auf die Baugeschichte dieses Campus zu blicken.

Dazu begeben wir uns in das späte 19. Jahrhundert: Das Hauptgebäude der Universität befindet sich damals (seit 1776) noch am Standort in der Universitätsstraße (heute Theologische Fakultät). Das Gebäude platzt aber schon seit Jahren aus allen Nähten, zudem ist das Haus in einem schlechten Zustand, die hygienischen Verhältnisse sind aufgrund der schadhaften Aborte, der Lagerung von Leichen für die Anatomie und die verschiedensten Dämpfe aus den chemischen Laboren besorgniserregend. Diese Gemengelage führt zu regelmäßigen Protesten des Rektorats und zu Aufschreien in der Presse. Im Jahr 1889 beklagt sich der Rektor bei der Statthalterei, dass sich in Innsbruck wohl kein öffentliches Gebäude befinde, das „in einem solch verwahrlosten Zustand“ sei. Zwar hatte der Neubau einzelner Gebäude für die Medizinische Fakultät (z.B. Anatomie 1889) und das Anmieten von Räumlichkeiten für einzelne Institute oder Sammlungen einige Besserungen gebracht, aber der Zustrom von Studierenden hält an, die Zahl der Lehrenden wächst und auch der Bibliothek geht schon lange der Platz aus für die jährlich wachsende Zahl an Neuerscheinungen.

Die Universität drängte daher auf einen Neubau für die Universität, was das Unterrichtsministerium schließlich bewilligte. So begann ab der Jahrhundertwende die Suche nach einem Bauplatz für das neue Hauptgebäude, wobei der damalige Botanische Garten direkt hinter der Universität, ein Bauplatz im Saggen zwischen Claudia-, Sieberer- und Falkstraße, der Englische Garten, der sog. Zelger’sche Garten neben der Triumphpforte und das Prügelplatz-Gelände am Innrain in der engeren Auswahl waren. Auf letzteren (einen Holzlagerplatz) fiel bekanntlich die Wahl, obschon dieser Platz der Universität anfangs zu wenig zentrumsnah („exzentrisch“) und zu nah am Inn erschien. Da aber wenig Aussicht auf Alternativen bestanden, arrangierte man sich damit, nicht zuletzt, da die Neubauten der medizinischen Fakultät in unmittelbarer Nähe lagen.

Im Titelbild zu sehen ist nun ein Situationsplan aus der Planungsphase im Jahr 1906. Ein erster Plan des Ministeriums war von zwei Gebäuden ausgegangen, deren Grundrisse im Plan noch braun eingezeichnet sind. Im Jahr 1906 legte die Statthalterei dann einen neuen Plan vor (im Bild) mit einem Ensemble aus drei Gebäuden. Das Universitätshauptgebäude sollte dabei näher zum Innrain rücken, sodass dahinter Platz für den Neubau der Bibliothek und ein naturwissenschaftliches Institutsgebäude entstünde. Zudem war in dieser Phase auch noch an die Errichtung eines Gymnasialgebäudes auf dem Gelände gedacht. Die Stadt opponierte aber gegen diesen Plan: einerseits weil dadurch die hinteren Gebäude wenig Licht und Luft hätten, andererseits weil eine räumliche Trennung von Universität und Gymnasium aus pädagogischer Sicht sinnvoll sei.

Dieser Plan wurde daher bald aufgegeben. Das Gymnasium wurde bekanntlich zwischen 1909–10 hinter dem alten botanischen Garten im Angerzell errichtet. An die Stelle des ursprünglich geplanten Gymnasiums wurde dann die Bibliothek gesetzt. Das Hauptgebäude konnte damit wieder etwas nach hinten gerückt werden und somit entstand auch ein gewünschter repräsentativer Platz vor dem Gebäude. Bis zum Baubeginn sollten jedoch noch Jahre vergehen. Die Bibliothek wurde kurz nach Kriegsbeginn 1914 fertiggestellt. Mit dem Bau des Hauptgebäudes wurde tatsächlich erst 1914 begonnen, durch den Krieg dauerte es bis 1924, bis das Gebäude eröffnet werden konnte.

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Bau 1906/3, 17881)

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