Eine Kirche ohne Türme
Die Errichtung der Jesuitenkirche in ihrer heutigen Form wurde von Erzherzog Leopold V. im Jahr 1627 in Auftrag gegeben, da der noch nicht fertiggestellte Vorgängerbau ein Jahr zuvor eingestürzt war. Die Grundsteinlegung fand am 30. Mai 1627, dem Fest der Hl. Dreifaltigkeit, in Anwesenheit Leopolds V. und seiner Ehefrau Claudia de Medici statt. Der Bauleiter Pater Carl Fontaner und der Maurermeister Adrian Pfefferle wurden mit der Durchführung und Beaufsichtigung der Bauarbeiten, die in den ersten Jahren rasch voranschritten, betraut. 1629 wurde die von Christoph Gumpp geplante Fassade in Angriff genommen. Drei Jahre später starb Erzherzog Leopold V., der testamentarisch verfügt hatte, dass die Kirche mit eigens dafür gewidmeten Geldern fertiggestellt werden müsse.
Im Jahr 1635 wurde Pater Carl Fontaner aus nicht bekannten Gründen aus dem Orden entlassen. Auch die Bauleitung wurde ihm entzogen und die letzten Arbeiten an der Kirche endeten aus Geldmangel im Jahr 1640. Die Inneneinrichtung der Kirche war zu diesem Zeitpunkt bereits so weit fertiggestellt, dass darin Gottesdienste gefeiert werden konnten. Die Fassade – die in ihrem heutigen Aussehen der Fassade des Salzburger Doms sehr ähnelt – und die beiden Türme konnten aber erst zwischen 1900 und 1901 durch eine äußerst großzügige Spende des Freiherrn Johann von Sieberer vollendet werden.
Das Titelbild zeigt die Jesuitenkirche in ihrem Bauzustand vor dem Jahr 1900. Die von Christoph Gumpp geplante Schaufassade war zu diesem Zeitpunkt genauso wenig wie die beiden Kirchtürme fertiggestellt. Die Kirchenglocken hingen über eine lange Zeit in einem kleinen, behelfsmäßigen Holztürmchen. Auf dem zweiten, um 1910 herum entstandenen Foto sieht man die Jesuitenkirche nach Vollendung der von Freiherr Johann von Sieberer gesponserten Bauarbeiten.
(Stadtarchiv Innsbruck, Ph-7835, Ph-35824)
Johann von Sieberer (1830 bis 1914) ein bürgerlicher Mäzen seiner Zeit, musste noch einige Wohltaten vollbringen, bis er 1909 endlich Eherenürger der Stadt Innsbruck und ein Jahr später in den Freiherrenstand erhoben wurde. Lange konnte er sich nicht darüber freuen.