Zum Weltspartag
Der 31. Oktober ist nicht nur Tag eines von mir verachteten, überkommerzialisierten Events, sondern auch „Weltspartag“. Zu Schulzeiten durften wir zu diesem Zweck immer hinüber in die Sparkasse gehen zum Zwecke der finanziell-ökonomischen Weiterbildung. Im Grunde freuten wir uns aber hauptsächlich über die vielen Werbeartikel, die wir geschenkt bekamen.
Anlässlich des Weltspartags möchte ich auch diese neue Archivalie präsentieren, die uns vor nicht allzu langer Zeit überlassen wurde. In Zeiten von Krypto-Währungen, ETF’s und Aktien ist das gute alte Sparbuch vielleicht noch nicht gerade vom Aussterben bedroht, wird aber mehr und mehr an den Rand gedrängt. Im konkreten Fall sehe wir ein Sparkassebuch der Innsbrucker Sparkasse von Friedrich Pezzei, der in der Gilmstraße in die Volksschule ging, angelegt im Jahr 1933. Besonders fesch ist der „Gutschein über zwei Schilling. Der sparenden Jugend gewidmet“.
(Stadtarchiv Innsbruck, noch nicht aufgenommen).
Ob es sich hiebei wohl um das Sparbüchlein des späteren Unfallchirurgen und Primars des Krankenhauses Zams Dr. F. Pezzei handeln könnte, der 2019 im hohen Alter von 92 Jahren verstarb (dem Alter nach könnte es hinkommen)?
Der Gutschein stammt aus dem Jahr 1933, da war der kleine Pezzei grade Erstklassler. Da der Spargedanke schon in jungen Jahren gezündet werden sollte, ein durchaus annehmbarer Gedanke, daß es aich um den späteren Arzt handelt.
Meines Wissens ist MR Dr. Friedl Pezzei in der Tschurtschenthalerstraße aufgewachsen. Er hatte nicht nur als Arzt die Unfallchirurgie am Krankenhaus Zams begründet und war deren langjähriger, verdienstvoller Leiter, er war auch begeisterter Sportschütze!
Mir ist der Weltspartag in der Haspinger Volkschule noch bruchstückhaft in Erinnerung. Die Sparkasse schickte ihre Leute in die Schule, wo sie im Konferenzzimmer ihre Bank eröffneten. Das war die einzige Gelegenheit, wo wir Schüler ins streng geheime Konferenzzimmer vordringen konnten.Jeder Schüler hatte brav die rote Spardose aus Pappendeckel mitgebracht, die Oberseite mit dem Einwurfschlitz war silbrig mit einem Schillingmuster. Seitlich sorgten Sparkassepickerln für die Versiegelung, welche nach der Entleerung der Büchse durch den Sparkassenmenschen wieder angebracht worden ist. Später verwendete meine Mutter die Dose zur Unterbringung der A&O Rabattmarkelen. Leider ging die Dose verloren, heute könnte man sie als Trödel vielleicht gut verkaufen.
Natürlich kann man jetzt flammende Reden zur Frühbeeinflussung der Kinder durch das böse Kapital halten, Für die damals zahlreich anwesenden Kinder aus bescheidenen Verhältnissen war die Szene eher bedrückend, wenn ihre Büchsen nach jener des „reichen“ Mitschülers halt nur ein paar Schilling hergaben. Daran dachten wir nicht. Noch schnell ein Rundumblick durchs Konferenzzimmer, dann war es wieder für ein Jahr vorbei. In der Hand das Geschenk, entweder ein Brevillier-Urban Bleistift Nr. 2 (die 100-Schilling-Büchseler wußten, daß man Brewiljé sagte und nicht Präwiller) oder ein rotblau-weichharter Radiergummi.