„Sieben Fässer Wein…
… können uns nicht gefährlich sein!“ Was Roland Kaiser schon seit Jahrzehnten zu wissen glaubt, muss den Innsbruckern und den Besuchern der Stadt ebenso schon durch den Kopf gegangen sein, als sie das ehemalige Café Hierhammer in den Jahren um die vorletzte Jahrhundertwende besuchten. Zentral in der Innenstadt gelegen – nämlich in der Museumstraße 5 – bot es seinen Gästen einst neben dem eigentlichen, mit zahlreichen Billard-Tischen ausgestatteten Café-Saal noch einen weiteren Großraum im Untergeschoss, den die Ansichtskarte aus dem Bestand des Stadtarchivs als die 1. Tiroler Weinhalle preist. Gleichsam als Beweis sowohl für die Leistungsfähigkeit seiner Angebotsfülle als auch für die schiere Menge der zur Auswahl stehenden edlen Tropfen gewährt uns der stolze Gastbetrieb Einblicke in den Fass- sowie in den Flaschenkeller, in denen emsige Angestellte für den dringend benötigten Nachschub an gekelterten Trauben für die zahlreichen Gäste sorgen. Während es in der Weinhalle mit ihren massiveren Sitzmöbeln gediegener zuzugehen scheint, herrscht in der anderen Szene im Parterre deutlich mehr Trubel: So wird miteinander diskutiert, an den Tischen gespielt, an den runden Café-Tischen gemeinschaftlich konsumiert und daneben bei der streng taillierten Kellnerin bestellt. Im Cafébereich gehen mehr Menschen umher als im gemütlicheren Weinkeller, der aufgrund der hölzernen Wandvertäfelung und der fehlenden Uhr etwas weniger den Eindruck erweckt, den wir heutzutage wohl eher mit einem Wartesaal an einem Bahnhof assoziieren würden, als es auf dem rechten Bild wirkt. Überhaupt scheint wohl derjenige am meisten Glück gehabt zu haben, der möglicherweise durch Bekanntschaft privilegiert genug gewesen sein muss, um direkt im Flaschen-Weinkeller bei einigen Schoppen in Ruhe eine Weinprobe zu genießen. Wobei wir da aber im Ernstfall wieder bei Roland Kaiser wären…
Von 1863 bis 1874 befand sich im Eckhaus Angerzellergasse/ Museumstraße das alte Café Grabhofer. Nach Johann und Maria Grabhofer folgte Carl Bilger als neuer Cafetier, der im Keller des Hauses sein Weinlokal – Bilgers Hölle – einrichtete. 1884 schließlich eröffnete das Café Hierhammer, dessen Pforten sich jedoch 1921 inflationsbedingt schlossen. Im November 1895 kaufen Franz und Marie Hierhammer das gesamte Haus von Baumeister Josef Mair. Nachdem sich die letzte Besitzerin gezwungen gesehen hatte, das Caféhaus zu schließen, befanden sich in den einstmaligen Gasträumen über dreizehn Jahre lang die Schalterräume des Wiener Bankvereins und der Österreichischen Kreditanstalt für Handel und Gewerbe. 1934 erfolgte ein Umbau und anstelle der Bank wurde der Museumkeller eröffnet.
Die Vorderseite der Karte enthält die schelmische Beischrift „An die schlimme Irene einen Gruß von Elsa“ sowie die Uhrzeit „1 ½ Uhr Nachts“. Vielleicht wurde die Karte also noch direkt im Hause erworben und beschrieben. Obwohl die Karte gelaufen ist, weist sie weder einen Poststempel noch eine Briefmarke auf, dafür aber einen Stempel aus Imst.
(Stadtarchiv/ Stadtmuseum Innsbruck, Sommer-6)
Autor: Hendrik Stanway
Die streng taillierte Kellnerin wird den Wein wohl nicht selber vom Keller geholt haben. Wie wir hier lesen gab’s dafür emsige Angestellte. Kann mich allerdings in meiner Jugendzeit noch an ältere Leute erinnern die die Kellnerin noch tatsächlich mit „Kellerin“ ansprachen. Sooo lang ist’s gar nicht her.
In der Annahme, daß sich das Äußere des Hauses Museumstr. 5 bis heute kaum geändert hat, habe ich Probleme mit dem „Großraum im Untergeschoß“. Ich glaube, da waren beide Säle im Erdgeschoß und nur das Weinlager im Keller, wie sonst? Platz ist in dem großen Haus genug.