Ein Foto für Autofreunde
Diese Aufnahme ruft bei Menschen über 40 verschiedene Assoziationen hervor. Da war das urbane Abenteuer Straßenüberquerung: Selbst im Beisein eines Polizisten war man als Fußgänger der Gnade der Herrenfahrer im Mercedes, Volvo oder Jaguar beziehungsweise der Tageslaune der Besuchergruppe aus Innsbruck-Land in ihrem VW Käfer oder Opel Kadett Kombi ausgeliefert. Der O-Bus fährt nicht in die Altstadt sondern in den Marktgraben ein (Danke Manni Schneiderbauer für den Hinweis); auf dem Markt- und Burggraben erlaubte damals eine zwei- bis dreispurige Stadtautobahn nur Fahrten in eine Richtung zur Museumstraße oder durch den Franziskanerbogen auf den Rennweg, die Busspur verlief bis zur Einführung von Dieselbussen noch ähnlich wie heute gegen diese (Danke Walter Rangger).
Eine göttliche Citroën DS (Déesse für frankophile), die vielleicht dem in der Nähe arbeitenden Architekten Richard Gratl gehört hat (vom dem der Autor weiß, dass er einmal eine besessen hat), parkt ohne Parkschein vor dem Kaufhaus Tyrol. Dahinter ein Fiat 850, mit etwa gleich viel ccm Hubraum (so einen musste man im Autoquartett gleich loswerden; da aber die Großmutter so einen in weiß fuhr, hatte man auch schöne Erinnerungen an den idealen italienischen Zweitwagen der Akademikergattin).
Das Teleobjektiv des Fotografen verkürzt die lange Prachtstraße Innsbrucks optisch extrem. Es soll ja Menschen geben, denen für Innsbruck 2020 auch so ein Verkehrskonzept näher läge… für viele stellt sich beim Betrachten dieses Fotos keine Sehnsucht nach einer „Guten Alten Zeit“ ein. Wer das Jahr der Aufnahme errät, hat das Rätsel dieses Bildbeitrags gelöst.
Also, aus dem Bauch heraus und aufgrund verschiedener Assoziationen zu den Bildeindrücken würde ich auf das Jahr 1974 tippen.
Aufgrund einiger Indizien würde ich den Zeitraum auf 1969 bis Feber 1976 einschränken.
Nachdem die typischen 70-Jahre-Autos komplett fehlen, dürfte das Bild eher am Anfang des o.a. Zeitraumes aufgenommen worden sein.
Ich ignoriere die Autos im Vordergrund, über deren Verschwinden ich mehr als heilfroh bin, und erfreue mich an den Bussen im Hintergrund. 🙂
Der O-Bus fuhr nicht durch die Altstadt, er ist gerade davor, nach rechts auf den Burggraben abzubiegen, oder steht noch an der Haltestelle, die bei genauem Hinsehen auch erkennbar ist.
Auch interessant: die Donau-Versicherung hat heute noch ein Werbeschild auf dem Gebäude Ecke Herzog-Friedrich und Marktgraben. Es hängt nur nicht mehr so weit oben. Wie viele Varianten es davon wohl im Lauf der Jahrzehnte gab, und wann das erste dieser Leuchtschilder montiert wurde? Wahrscheinlich ist das bisher nur den urbanen Typograf*innen des Innsbrucker Buchstabenarchivs aufgefallen.
Der abgebildete Obus der Linie A fuhr nicht nach rechts in den Burggraben sondern nach links in den Marktgraben und dann über die Innbrücke nach Hötting (Linie A) bzw. über den gesamten Innrain zum Bahnschranken beim Peterbrünnl (Linie C).
Die stadtauswärtige Führung der beiden Linien über Burggraben-Franziskanerbogen-Herrengasse-Herzog-Otto-Straße wurde erst nach der Umstellung auf Dieselbusse 1976 eingeführt. Bis dahin fuhren die Obusse am Marktgraben in einer Fahrtrichtung gegen die Einbahn.
Stimmt, Walter, danke für die Korrektur!
@ Manni Schneiderbauer: Die größte Dreckschleuder auf dem Foto scheinen Sie wohl übersehen zu haben. Der Dieselbus, der auf der Maria-Theresien -Straße in Fahrtrichtung Süden steht. Das scheint mir ein luftgekühlter Diesel (Gräf & Stift?) zu sein, der auf der Route nach Kranebitten (Umkehrschleife durch den Hof des Gasthofs Kranebitten) verkehrte und hier gerade zur Endstation Bozner Platz zurückkehrt. Manchmal wurde diese Linie auch mit – in der Kranebitter Allee gefährlich schlingerndem – Anhänger geführt.
Die Partikelemission dieser Fahrzeuge lag locker um zwei Zehnerpotenzen über jener heutiger Nutzfahrzeug-Diesel. auch für reichlich SO2 war gesorgt.
Trotzdem leben wir noch…
Aus dieser Perspektive sieht man zumindest heute ein kleines Stück des Terrassenhauses von Norbert Heltschl (links von der Annasäule) dieses wurde zwischen 1971 und 1975 errichtet. Einen Baukran, der ziemlich sicher zu dieser Baustelle gehört, sieht man links des Turms der Spitalskirche.
Die umfangreichen Gleisanlagen der Tram für die Züge der Haller scheinen noch da zu sein.
Nettes Detail: vorm Norz fährt jemand ein Bonanzarad oder zumindest ein mit einem solchen Lenker „verfeinertes“
Das Terrassenhaus ist im Luftbild 1973 bereis so erkennbar, dass man hier im Bild Spuren sehen müsste.
Ich tippe auf 1972.
Der Ford auf dem zweiten Bild ist kein „Taunus“ (dieser Typenname existierte für diese Modelle nicht mehr), sondern scheint mir ein Ford 17m oder 20m der Baureihe P7 zu sein.
Rechts geparkt steht kein Simca 1000, sondern das viel größere Mittelklasse-Modell von Simca mit Frontmotor und Hinterradantrieb, der Simca 1301 oder 1501, gebaut ab 1966.
Ja, da hast du Recht. Der abgebildete Ford ist ein P7b (Bj. 1968-1971). Die Nachkriegsmodelle bis inkl. zum P6 (Bj. 1966-1970) wurden als „Taunus“ bezeichnet, der 1970 vorgestellte TC lief dann als „Ford Taunus“. P7a und P7b hießen hingegen „Ford P7“.
Deiner Meinung zum Simca kann ich mich auch anschließen. Das sollte ein 1301 oder 1501 (Bj.1966-1970) sein.
Beindruckend ist das Eck vom weißen Jaguar. Sehr wahrscheinlich ein XJ6 Serie 1. Die zwei Auspuff sind nicht zu erkennen, sonst könnte man an der Dicke sagen, ob es ein XJ6 oder ein XJ12 ist. Wäre es ein XJ12 Serie 1 oder ein XJ6 Serie 2 oder ein XJ12 Serie 2 hätte er keine Zierkappen montiert, da diese aus dieser Perspektive von den Felgen hinausragen würden.