Album Tiroler Landestheater 1939-1944, Teil 2: La Bohème
Die Oper „La Bohème“ wurde von Giacomo Puccini komponiert. Luigi Illica und Giuseppe Giacosa verfassten das Libretto nach der Vorlage des 1851 erschienenen Romans „Les scènes de la vie de bohème“ von Henri Murger. 1896 fand die Uraufführung in Turin statt. Nach anfangs sehr verhaltenen Kritiken, entwickelte sich das Werk bald zum Publikumsmagneten und gehört auch heute noch zum Standard-Repertoire vieler Opernhäuser.
Im Jahr 1940 wurde „La Bohème“ am Tiroler Landestheater mehrfach aufgeführt. Die Erstaufführung fand am 21. Jänner 1940 statt. Die musikalische Leitung übernahm Hans-Georg Ratjen, die Spielleitung Rudolf Hille. Die Bühnenbilder stammten von Hans Siegert. Der Titel der Oper und auch die Namen der handelnden Personen wurden für die Aufführungen in Innsbruck teilweise „eingedeutscht“. Den Part des Dichters Rudolf (Rodolfo) übernahm Wilhelm Lückert. Den Musiker Schaunard spielte John Witt, den Maler Marcel (Marcello) Adolf von Beerenkamp, den Philosophen Collin (Colline) Max Bender und den Hausherrn Bernard (Benoît) Hans Birnstiel. Die weiblichen Hauptrollen übernahmen Virginia Mott als Musette (Musetta) und Margaretha Castana bzw. Erna Reiniger als Mimi (Mimì).
Die Oper ist in vier Teile (Bilder) gegliedert. Eine kurze Zusammenfassung des Inhalts: Im ersten Teil der Oper sitzen der Dichter Rudolf und der Maler Marcel trübsinnig und ohne Geld in der Tasche in ihrer ungeheizten Mansardenwohnung. Ihr Freund, der Philosoph Colin, kommt ebenfalls frustriert nach Hause. Er hat nämlich vergeblich versucht, seine wenigen Habseligkeiten in einem Pfandhaus zu versetzen. Erst als der Musiker Schaunard – der endlich einen Auftrag an Land gezogen hat – mit Geld, Wein und Brennholz nach Hause kommt, bessert sich die Stimmung schlagartig. Während Marcel, Colin und Schaunard in ein Kaffeehaus gehen um zu feiern, bleibt Rudolf in der Wohnung zurück, da er einen Artikel fertig schreiben möchte. Kurz darauf klopft die Wohnungsnachbarin Mimi an der Tür, da sie Feuer für eine Kerze braucht. Nach einem Schwächeanfall Mimis kommen sich die Beiden rasch näher und beginnen eine Liebesbeziehung. Im zweiten Teil des Stücks genießen Rudolf und Mimi ihre junge Liebe und auch Musette kehrt – nach einer Affäre mit einem reichen Mann – zu ihrem Ex-Geliebten Marcel zurück. Im dritten Teil trennen sich nach einigem Hin und Her beide Paare. Im letzten Teil sitzen die vier Männer zusammen beim Abendessen als plötzlich Musette mit der todkranken Mimi, die Rudolf noch ein letztes Mal sehen möchte, in die Wohnung stürzen. Die Freunde und auch Musette opfern ihr letztes Hab und Gut um Geld für Medikamente und einen Arzt für Mimi bezahlen zu können. Diese stirbt aber trotz aller Bemühungen und lässt einen untröstlichen Rudolf zurück.
Das Titelbild dieses Artikels stammt aus dieser Schlussszene und zeigt Rudolf (Wilhelm Lückert) am Sterbebett seiner an Schwindsucht leidenden Geliebten Mimi (Erna Reiniger). Das folgende Foto zeigt eine Kaffeehausszene.
Am 25. Jänner 1940 wurde eine Aufführung der Oper „La Bohème“ mit ermäßigten Eintrittspreisen von der NS-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“ organisiert. Folgender, sehr wohlwollender Artikel erschien daraufhin am 27. Jänner 1940 in den Innsbrucker Nachrichten:
(Stadtarchiv Innsbruck, Ph-A-994-276, Ph-A-994-271, Ph-A-277)