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Sender Aldrans

Sender Aldrans

„Hallo, hallo, hier Radio Innsbruck auf Welle 294,1“. Mit diesen Worten wurde am 1. Juni 1927 der Radiosender Aldrans feierlich eröffnet, woraufhin ab dem 2. Juni mit dem regulären Programm gestartet werden konnte. Zu Beginn verfügte die Station über eine T-Antenne, welche an zwei ca. 150 m hohen Stahlfachwerkmasten aufgehängt war. Durch die Lage des Senders wurde eine Sendefrequenz im Mittelwellenbereich angestrebt, jedoch aber erst während des Zweiten Weltkriegs erreicht. Nach 1945 sendete man bis zur Betriebseinstellung und Demontage 1984 auf der Frequenz 520 kHz mit einer Leistung von 10 kW. Ab 1950 wurde zusätzlich auch ein Kurzwellensender in Betrieb genommen.

Unser Titelbild zeigt den Sender Aldrans im Jahr 1929, also nur wenige Jahre nach der Eröffnung.

Artikel anlässlich der Eröffnung im Tiroler Anzeiger vom 3. Juni 1927.

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Slg. Gottfried Newesely)

Dieser Beitrag hat 14 Kommentare
      1. Ich weiß es ehrlich gesagt auch nur, weil dort ein lange schon verstorbener Onkel von mir als Rundfunk-Sendetechniker gearbeitet hat…

  1. Ein seltenes Bild vom MW Sender Aldrans mit der T Antenne – Danke!
    Ab und zu gab es ein Wettklettern auf die beiden Masten. Der 10 KW Kurzwellensender steht heute noch im KW Sendezentrum Moosbrunn NÖ als Notsender für 6155 KHz.
    Dem ORF war dieser KW Sender in Aldrans ein Dorn im Auge. Denn es ging nicht an, dass ein Bundeland einen eigenen KW Sender betrieb. Daher Abbau und Verlagerung zum Wasserkopf nach Wien.
    Radio Tirol war mit diesem KW Sender europaweit zu hören. Wir hörten bei einem Türkeiurlaub abends den Tozenhacker aus dem Studio Tirol.

  2. Nach Abbau der T Antenne konnte man jeweils einen Masten mit Hochfrequenz versorgen. Der andere Mast diente als Reflektor um eine bessere Richtwirkung ins Oberland oder Unterland zu erzielen. Beide Masten konnten abwechselnd mit Sendeleistung beaufschlagt werden.
    Es gab auch ein Kuriosum:
    Einige Besitzer der Schrebergärten in der näheren Umgebung kamen drauf, wenn man den Gartenzaun isoliert anbrachte, konnte man mit einer Birne sein Gartenhaus beleuchten. Igenwann kam der Rundfunk auf diese Machenschaften drauf und der Spuk war wieder vorbei. Es gab sogar Strafen wegen Leistungsentzug vom Sender Aldrans.

    1. Das finde ich sehr interessant. Ich habe schon davon gehört, dass Leuchtstoffröhren unter dem Einfluss solcher Sendeanlagen zu glimmen beginnen können, aber wenn die induzierte Spannung so stark war, dass sogar Glühbirnen betrieben werden konnten, die ja ziemlich energiehungrig sind, müsste man mit moderner LED-Technik in entsprechender Schaltung ja ganze Häuser beleuchten können („Wireless LEDs“, eigentlich gedacht zum Betreiben mit passender Spule gibt es zu kaufen). Und dafür wegen „Leistungsentzuges“ bestraft zu werden, ist schon mehr als kurios. Ich frage mich zudem, ob die Leistung ausreichend konstant war, bei AM müsste das ja (im Gegensatz zu FM) ziemlich geflackert haben, oder?
      Bitte um Verzeihung, falls meine Terminologie nicht stimmt oder meine Rückschlüsse falsch sind; ich bin kein Elektrotechniker oder Elektroniker.

      1. Herr Scheiderbauer,
        es ist richtig die Glühbirnchen flakerten im Rytmus der Moduladion vom Aldranser Sender. Damalige Sendeleistung müsste man erfahren können. Ich vermute 50 – 100 KW
        Rund um das Sendezentrum Moosbrunn NÖ musste ein gewaltiger Aufwand betrieben werden um dieses Leuchten von Glühbirnen einzudämmen. Sogar aus Gegensprechanlagen hörte man den Sender.

  3. Innsbruck
    Die ersten Rundfunk-Probesendungen in Innsbruck gab es schon im Dezember 1926. Der Sender in Aldrans wurde aber erst am 2. Juni 1927 eröffnet. Der Standort Aldrans liegt südlich von Innsbruck auf einem kleinen Plateau. Wegen der gebirgigen Topografie des Landes musste eine möglichst niedrige Frequenz gewählt werden, um eine große Reichweite über die Bodenwelle zu erzielen. Dies führte lange Zeit zu Problemen. Zuerst wurde auf 767 kHz mit 500 Watt über eine zwischen 2 je 151 m hohen Masten aufgehängte Drahtantenne gesendet. 1928 erfolgte eine Frequenzänderung auf 658 kHz, 1929 auf 1071 kHz und 1931 auf 1058 kHz. Im Sommer 1934 wurde die Sendeleistung von 500 Watt auf 1 kW verstärkt, und in der Zeit des „Reichsrundfunks“ auf 1,5 kW. Während des 2. Weltkrieges wurde auf der „Süddeutschen Gleichwelle“ 519 kHz gesendet, der man auch später treu blieb.
    Als 1948 bei der Kopenhagener Wellenkonferenz Innsbruck eine Frequenz im oberen Bereich der Mittelwelle zugeteilt worden wäre, einigte man sich, eine Frequenz unterhalb des offiziellen Mittelwellenbandes benützen zu dürfen (520 kHz), sofern dies nicht den Seefunk stört (Seefunk-Notruffrequenz 500 kHz). Nachdem keine Störungen bekannt wurden, verblieb es bei dieser Regelung bis zur Betriebseinstellung des Senders 1983. Die „Sendergruppe West“ (Innsbruck, Dornbirn) in der französischen Besatzungszone wurde 1955 in den Österreichischen Rundfunk eingegliedert, nachdem die Stationen in den anderen drei Besatzungszonen diesen Schritt schon am 15. März 1954 vollzogen.
    Zwischen 1953 und 1955 erfolgte der Umbau und die bauliche Erweiterung der Sendeanlage in Aldrans in Hinblick auf den Einsatz von 2 leistungsstärkeren Sendern. Zunächst wurde 1953 der alte 1,5 kW-Sender gegen einen mit 25 kW Leistung ausgetauscht, der jedoch auf 629 kHz für das Regionalprogramm zum Einsatz kam. Die alte Stammfrequenz 520 kHz wurde in der Folge von einem Sender am Funkhaus in Innsbruck mit 200 Watt Leistung besetzt, über den aber ab 1955 das 2. (nationale) Programm auf 520 kHz zur Ausstrahlung kam. Dieser Sender wurde kurze Zeit später gegen ein neuen 10 kW-Sender in Aldrans ersetzt. – Ab dem 1. Oktober 1967 wurde Ö1 auf 520 kHz, ÖR auf 629 kHz ausgestrahlt. Am 5. September 1977 wurde die Ausstrahlung von „Österreich-Regional“ auf 629 kHz (25 kW), am 1. März 1984 des verbleibenden Mischprogramms auf 520 kHz (10 kW) eingestellt.
    Schon Anfang der 50er-Jahre wurde in Aldrans auch ein 100 Watt-Kurzwellensender auf 6000 kHz mit dem Zweck in Betrieb genommen, abgelegene Bergtäler zu versorgen und das Regionalprogramm aus Innsbruck auch in Südtirol empfangbar zu machen. 1956 wurde ein Sender mit 400 Watt Leistung installiert, welcher in den Folgejahren auf 1 kW verstärkt werden konnte. 1975 erfolgte eine Leistungserhöhung auf 10 kW durch Ankauf eines neuen Senders, ehe ab 1978 der Auslandsdienst des ORF den Standort übernahm. Da der Kurzwellensender Aldrans eine steil strahlende Antenne verwendete, war der Sender auch im Nahbereich gut zu hören. 1984 wurde der Kurzwellensender nach Demontage der gesamten Sendeanlage in das Sendezentrum Moosbrunn bei Wien verlegt.
    Zu erwähnen ist noch, dass Anfang 1958 in Lienz/Osttirol eine Sendeanlage in Betrieb ging, die über einen 104 m hohen Antennenmast verfügte, das 1. (regionale) Programm auf 629 kHz mit 1 kW und das 2. (nationale) Programm auf 584 kHz mit 10 kW ausstrahlte. Zuvor stand in Lienz nur ein 100 W-Kleinsender, der vom „Reichsrundfunk“ in den 1940er-Jahren errichtet, zunächst auf der „Ostmärkischen Gleichwelle“ 1285 kHz und dann von der Postverwaltung auf 520 kHz für das 1. (regionale) Programm betrieben wurde.

  4. „Zu Beginn verfügte die Station über eine T-Antenne, welche an zwei ca. 150 m hohen Stahlfachwerkmasten aufgehängt war.“
    Das wird immer weiter falsch behauptet, die erste Antenne des Sender Aldrans ist im Bild richtig dargestellt. Die beiden Masten, die das abstrahlende Element, eine Reusenantenne, trugen, waren lediglich 45 Meter hoch. Die Proportionen Haus zu Antenne im Bild stellen das gut dar.
    Die beiden 151 Meter hohen selbststrahlenden Masten wurden erst etwa 1931-1933 errichtet, das genaue Datum ist nicht mehr eruierbar. (Siehe auch: https://de.wikipedia.org/wiki/Sender_Lauterach Zugriff 26.8.2022)
    War von 1955 bis 1966 Sendertechniker am Sender Aldrans, Kompetenz ist also gegeben.

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