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Neue Sheriffs In Der Stadt

Neue Sheriffs in der Stadt

Wer liebt sie nicht, die kleinen rechteckigen Zettelchen, die zwischen Scheibenwischer und Autoscheibe eingeklemmt im Winde wehen und beim Gelbeutel zum Gewichtsverlust beitragen. Dass die Stadt Innsbruck und freie bezahlbare Parkplätze in einer komplexen Beziehung zueinander stehen, ist sicherlich allen von euch bekannt. Da tendiert man doch dazu seinen vierrädrigen Begleiter hin und wieder an einer illegalen Stelle abzustellen oder den Weg zum Parkautomaten auszulassen, um sich schnell beim Bäcker ein Brötchen für die Mittagspause zu kaufen, in der Hoffnung ungeschoren davon zu kommen. Die berüchtigten Falschparker sind schon seit Jahrzehnten Teil unserer Stadt und in den 70er-Jahren wagte man einen neuen Versuch ihnen das Handwerk zu legen.

Wir schreiben das Jahr 1973. Innsbrucks Straßen scheinen außer Kontrolle geraten zu sein, weshalb man beschlossen hat, dass die Innsbrucker Ordnungshüter nun weibliche Verstärkung bekommen sollten. Zwanzig ausgewählte Damen sollten für die Überwachung des ruhenden Verkehrs im Tagdienst ausgebildet werden. Die Anzahl der Beamtinnen sollte auf dreißig aufgestockt werden, sofern  sich genug Frauen dafür zur Verfügung stellen würden. Der Beruf der Politesse war somit geboren und erlebte sein Debüt im Jänner 1974, allerdings beschränkte sich die Anzahl der Ordnungshüterinnen auf zwölf. Ein Bericht des Österreichbild im selben Jahr behauptet, dass durch den Einsatz der Politessen die Zahl der Organmandate um 200 Prozent gestiegen sei. Ein Hauptmerkmal der neuen Beamtinnen sei ihr strenger Umgang mit den Falschparkern, der von den interviewten Männern im Bericht auch durchaus beklagt wurde.

Unser Foto zeigt eine der Politessen beim Ausüben ihrer Tätigkeit. Die Tiroler Tageszeitung schrieb darüber:,, Auch wenn nicht alle so hübsch sein werden wie jene Politesse, die gestern ihren ersten Einsatz absolvierte, so hofft man sich doch von deren Charme, verbunden mit ,,dienstlicher Härte“, eine bessere Überwachung  vor allem des ruhenden Verkehrs in den verparkten Straßen der Stadt.“ 

(Verena Kaiser)

(TT,1973,Nr.88,S.5)

Dieser Beitrag hat 10 Kommentare
  1. Interessant wäre, wie lange die Politessen mit ihren modischen Uniformmützen zum Stadtbild gehört haben.

    Der Schriftzug auf der Bluse der linken Parkraumüberwacherin könnte möglicherweise „Tirol Strassen Aufsicht“ lauten, im Zentrum ist ein Tiroler Adler zu erkennen.

    1. Die weiblichen Straßenaufsichtsorgane (VB/S OStA) versahen in Innsbruck ihren Dienst von 1974 bis 1988.
      Die Ausbildung dauerte drei Monate und umfasste verkehrspolizeiliche Vorschriften, Grundzüge der Bundesverfassung und des
      Strafrechtes sowie Sport.

  2. Ich bin draufgekommen, daß ich mich gar nimmer genau erinnern kann, ab wann die Parkraumbewirtschaftung in Innsbruck besteht. Zuerst gab es ja in der Trafik rote und blaue Parkzettel zu kaufen, deren Farbe die Parkdauer signalisierte. Mit Kuli konnte man Datum und Uhrzeit ankreuzeln. Nein, Buntstift und wieder ausradieren ging nicht, weil das Papier nicht durchgefärbt war. So schlau war man schon bei der Stadt.

    Und kamen danach gleich die Parkomaten oder gab es eine Zwischenlösung?

    Ebensowenig könnte ich mich daran erinnern, einmal von Angesicht zu Angesicht einen Strafzettel erhalten zu haben, keinesfalls habe ich da eine amtshandelnde Politesse erlebt und in Zwistigkeiten versetzt. Ihr Verschwinden war für mich so unbemerkt wie ihr Kommen. Was ja nicht gegen die Politessen spricht.

    Das Parkplatzproblem – ob real oder herbeizitiert sei außer Acht gelassen – war immer ein irgendwie lustiger Spagat zwischen dem Wunsch der Wirtschaft, den in die Stadt fahrenden Kunden Parkplätze anbieten zu können, und dem dazu passenden Paradoxon, zu diesem Zweck die Autofahrer eben nicht mehr in die Stadt zu lassen, damit die Parkplätze frei sind. Dazu der Wunsch der Tiefgaragenbetreiber, alle in die Stadtfahrenden mit Parkverboten in die Garage zu treiben. Swierig, swierig.

    Noch eine bundesdeutsche Glosse am Rand: Mit der Einführung männlicher Politessen entstand in Deutschland der erste Genderkonflikt. War das jetzt ein Politess? Ein Politesser? Man einigte sich auf Der Politess. Zuvor drohte man die Sache mit den Vorschlägen Polifax und Knöllerich zu verblödeln.

  3. Schade, dass niemand sich berufen fühlt zu klären, wo dieses Foto geschossen wurde. Die lächerlichen Hütchen,die von den „OrdnungsorgaNinen“ (bitte, bitte – ist das jetzt ricthtig gegendert!) getragen wurden, haben ihr revival in diversen Fastfood-Lokalen.

    1. Das ist in der Tat eine perfekte Rätselfrage, Herr Ritzenfeld!

      Die Straßenbahngleise deuten darauf hin, dass es sich um eine wichtige Verkehrsstraße handelt.
      Der undeutlich verschwommene Schriftzug im Hintergrund lautet offenbar „Elektra Bregenz“, wenn man in alten Telefonbüchern nachschaut, müsste man die genaue Adresse finden und der Fall wäre geritzt.

      Zuerst habe ich geglaubt, es sei in der Bürgerstraße oder in der Andreas-Hofer-Straße 6, habe aber adhoc keine passenden Ähnlichkeiten gefunden.

      1. Wenn sich meine vage Lesevariante LER|TELESYSTEME je nach Vergrößerung in Elektra Bregenz umwandeln läßt, dann ist das daneben wirklich der Hellenstainer. Und daneben wirklich die damals im empfohlenen alten Telefonbuch an der Adresse AH-STraße 2-4 angesiedelte Elektra Bregenz Filiale.

    2. Gegenfrage: Wo war doch gleich das Büro der (Tiro)ler Kabelsystem Gesellschaft? Damals in aller Munde, weiß ich nicht einmal mehr den Namen des seinerzeit sehr rührigen Geschäftsinhabers. Klimitsch?
      Neben dem Kabelbüro studieren Frauen einen kleinformatigen Aushang, der eine Speisekarte sein könnte. Also wo gabs Schnitzel neben Kabelfernsehen? Sieht aus wie der Eingang zum Hellensteiner, aber alle meine Lkokalisierungsfehler begannen immer mit diesem „sieht aus wie“.

      Ordnungsorganinnen wäre zwar korrekt, die Frauen würden aber sofort eine Anspielung auf ihren oft bis zur Geduldsgrenze ausgereizten Ordnungssinn in Form eines falsch gelesenen Ordnungsorgan innen vermuten.

      1. Die Lokalisierung als Gasthof Hellenstainer ist sicher richtig, Herr Hirsch, Gratulation!
        Die Fensteranordnung passt perfekt, wie man anhand alter Postkarten nachweisen kann. Das Foto wurde definitiv in der Andreas-Hofer-Straße aufgenommen.

        1. Lustig ist nur, daß ich mit der Vergrößerung der Schrift dieselbe verzerrter anstatt lesbarer gemacht habe, aus LEK wurde LER, das T zum | und RABREGENZ zu KABELSystem (System assoziativ geraten).
          Ich weiß, ich muß mich nicht rechtfertigen, aber die Genese des Irrtums hat mich selber interessiert. Der Computer funktioniert ja nicht wie eine Lupe, sondern rechnet mit jedem Vergrößerungsschritt die Bildpunkte neu und ergänzt sie durch Interpolation. Ein garnicht zur Schrift gehörender etwas dunklerer oder hellerer Fotopunkt wird dann leicht zu einem anderen oder undefinierbaren Buchstaben.
          Ich hoffe, die USA Geheimdienste haben etwas bessere Software, sonst bricht einmal noch ein Krieg aus.

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