Wo waren Sie heute vor 12 Jahren?
Ich hoffe Sie sagen nicht „keine Ahnung“, und können es nicht beweisen…. denn das würde Sie natürlich verdächtig machen, bei einem der historisch unpassendsten Scherze der neueren Wiltener Grätzelgeschichte federführend dabei gewesen zu sein. Die Avenue des Nouveau Riches, im Brettspiel Das Kaufmännische Talent im Mittelpunkt nicht nur Wiltens sondern auch ganz Innsbrucks angesiedelt, erinnert sich mit schaudern an einen Vandalenakt, der gleich mehrere Ebenen der Schäbigkeit in ein „künstlerisches“ Kostüm zu kleiden suchte.
Ohne jeden bösen Nebengedanken ging der heute noch vor Zorn erbebende Autor dieser Zeilen vor 12 Jahren zur Arbeit. Es war ein Mittwoch, aber es war auch 2009 und man mußte mit anarchistischen Aktionen zugereister Kunstkollektive zur Herabwürdigung des kurzzeitregierenden Wirtes aus dem Passeier rechnen. Aber wenn es dann so weit ist, erwischt es einen doch kalt und im Grunde kann man so einen Tag gleich vergessen. Die neuen Innsbrucker Straßenschilder, liebevoll vom büro54 unter Maestra Lily Moser entworfen, mit Geist und Witz von den Mitarbeiter*innen des Stadtarchivs getextet, seit 2008 erst im systematischen Austausch mit den in Fraktur gehaltenen und für nicht-Deutschsprachige schlicht unlesbaren alten Desinformationstafeln befindlich, wurden samt Schriftart und RAL-Farbe kühn kopiert und mit einer Hommage an ein 16-jähriges schwedisches Mädchen, eine Kunstfigur aus der Kinderliteratur, an die Stelle der vorhandenen platziert. Erst gegen Mittag konnten die – wenigsten das – originalen Schilder von der mobilen Überwachungseinheit wiedergefunden und dann zurück an ihre Ehrenplätze gehängt werden. Ein schlimmer Tag. Heute vor 12 Jahren.
ich will nach Taka-Tuka-Land!
Schon in der Heiligen Schrift steht: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ Man kann nur beten und hoffen, dass sich die Täter besinnen und auf den Pfad der Tugend zurückkehren.
Ich bin jedoch zuversichtlich, dass man sich anlässlich der nicht mehr allzu fernen 1000-Jahrfeier im Jahre 2809 an diesen Vandalenakt erinnert und alle betreffenden Straßenschilder bestens bewachen und beschützen wird.
Schließlich geht es um das ruhmvolle Gedenken an den größten Tyroler aller Zeiten. Jeder Tyroler denkt mit Thränen der Rührung an unseren großen Andreas Hofer und seine tapferen Kampfgefährten, welche im Jahre 1809 den ehrenvollen Kampf für das geliebte Vaterland gefochten haben. Das welthistorische Jahr 1809 möge nachfolgenden Generationen auf ewig ein Beyspiel seyn, die Freyheit des Vaterlandes zu vertheidigen.
Schade, daß ich das damals total übersehen habe.
@Herrn Auer: Danke für ihre ironische Eloge an unseren Oberhelden, der bei exakter historischer Beschreibung anstelle der zum Evangelium erhobenen Lesebuchvariante als großer Schadensfall für das Land in die Geschichte einginge. Vielleicht ein Eintrag ins Buch der Rekorde als weltmeisterlicher Rotweinsäufer, aber nicht mehr.
Was für ein fürwahr trauriger Tag heute vor 12 Jahren 8 Monaten und 29 Tagen…