Durch und durch unspektakulär
Was sagt man eigentlich zu so einem unspektakulären Bild? Vielleicht dass die Fassaden der Gebäude wohl noch von Bombensplittern beschädigt sind? Oder dass die Bettdecke und Pölster, die zum lüften im Fenster liegen, fast noch das Aufregendste bei diesem Foto sind?
Durch den Blütenstand des Mais könnte man noch die Jahreszeit gut einschränken. Das gilt auch für die vielen geöffneten Fenster. Da stellt sich die Frage, was sich heute an dieser Stelle befindet. Mais? Weizen?
Und wieder einmal verleiht eine Tasache der ganzen Szenerie eine gewisse Trostlosigkeit: Es gibt keine Menschen zu sehen.
Wo wir uns befinden ist eigentlich? Und welche Straßen sehen wir rechts?
(Stadtarchiv/Stadtmuseum, Ph/A-24.372-115)
Hörmann Straße – rechts Amraserstraße / Gumppstraße
Noch, so glaube ich, könnte sowohl Türken als auch Weizen angebaut werden – oder ist man hier inzwischen auch schon beim Häuser bauen? Wem gehört eigentlich dieser gewaltige Fleck??
Im 11er Haus sind 1934 meine Großeltern eingezogen , ich selber war bis 1973 dort. Leider wurden wir nach dem Tod meiner Mutter gezwungen , die Wohnung aufzugeben. Das Feld mit dem Kukuruz gehörte dem Plattner Hannes , der den Erbhof in Pradl nahe der Kirche führte. Ich glaube das Feld ist immer noch im Familienbesitz. Am östlichen Rand hatten wir einen Schrebergarten. Meine Mutter und mein Onkel waren damals Kunden bei der Bäckerei Roilo , wo die damals Kleinen von der Frau Roilo immer Seidenzuckerln bekamen.
Danke, Herr Welzl, für die Beantwortung dieser Frage. Ich habe gar nicht gewusst, dass auch dieser große Fleck – wie das riesige Geviert Egerdachstraße / Gabelsbergerstraße / Amthorstraße zum Stamserhof gehört. Herr Plattner ist leider am Heiligen Abend 2016, einen Tag nach seinem 90. Geburtstag, verstorben. Er war ja fast ein Nachbar von uns. Es ist nur zu hoffen, dass die Nachkommen gleich sorgsam mit diesen einzigartigen und noch intakt gebliebenen „grünen Lungen“ Pradls umgehen wie er.
Ja, die Seidenzuckerlen – das war eine Spezialität meiner Tante Moy. Ich kann mich noch erinnern, wie sie irgendwann nach dem Krieg ihre großen Gläser hervorkramte – während des Krieges und lange danach gab’s ja nichts – und sie in Reih und Glied am Fensterbalken aufstellte. Brave Kinder, so wie Sie, wurden damit beschenkt, ich bekam sie fürs Brotaustragen.
Haha – jetzt habe ich erst weitergelesen und gesehen, dass ich weiter drunten schon vom Stamserhof geschrieben habe!
@Lukas: ich bin gerade da eingezogen wo die Bettwäsche aus dem Fenster hängt 😉 , andes kann ich mir die damals teure Verschwendung von Film und Papier nicht erklären.
@Herr Roilo: sicher Kukuruz! und der Besitzer dieses Feldes ist entweder Bewohner eines kleinen, rebellischen Dorfes in Ga.. äh Tirol oder hat genug am Konto und hebt das für die Enkerln auf…
Ich bin in Innsbruck mit dem Türken aufgewachsen und bleib dabei, auch wenn’s in meiner neuen Heimat dazu Tirgga und Tirgge sagen! Mais und Kukuruz brrrr! Ich pflege auch sonst ältere Sprachgebräuche, ich kann/darf es mir ja erlauben!
Ich habe nur gemeint, dass auf dem Foto Türken zu sehen ist (nicht sind) und habe überhaupt kein Problem mit alten Sprachgebräuchen. Für meine 88jährige Mutter sind Menschen dunkler Hautfarbe noch heute Neger, sie meint das weder rassistisch noch irgendwie böse, unsere Familie hat einige Freude die aus Afrika kommen. Mir geht die übertriebene politische Korrektheit aktuell eher auf die Nerven – Kruzitürken!
Mais zu stinkender Silage zu zerhacken und Kühen, die sowas in der Natur niemals fressen würden, als Futter vorzusetzen und dann noch „Bio Heumilch vom Berg“ aufs Milchpackel schreiben, ist schlimmer als von Tirggen und Tirggenflitschen zu sprechen…
Und Rassismus wendet sich gegen Menschen und nicht gegen Namen.
Ich glaube wir danken gleich oder sehr ähnlich doch dieses jetzt philosophisch werdende Gespräch, ausgelöst von einem derart belanglosen Foto, finde ich verblüffend und würde es lieber auf etwas privater Ebene weiterführen, da ich davon ausgehe, dass die Leserschaft hier untehalten und nicht belehrt werden möchte.
Es ist – so glaube ich – besser, wieder zu diesem „unspektaktulären, belanglosen Bild“ zurückzukehren und die Botanik inklusive „Sonstigem“ wegzulassen!
Ich habe mich nun mit dem Bild bzw. mit diesem Häuserblock Hörmannstraße 9 – 15 etwas beschäftigt Er wurde laut dem Findbuch 1938 von der Baugenossenschaft „Christliches Volksheim“ errichtet, wahrscheinlich in den Dreißigerjahren des vorigen Jahrhunderts (die Hörmannstraße erhielt am 25.9.1930 ihren Namen!). Die Nummer 15 ist das Eckhaus zur Amraserstraße.
Laut dem Buch „Als in Innsbruck die Sirenen heulten“ von Michael Svehla wurden die beiden Häuser Nr. 13 und 15 am 10.4.1945, also beim einzigen Nachtangriff auf Innsbruck, schwer beschädigt (aber laut Schadensliste keine Totalschäden!). Das Haus Nr. 11 scheint mit dem Schrecken davongekommen zu sein bzw. hatte in der Fassade, wie man am Bild sieht, nur Splitterschäden. Nach dem Bombenkataster hatte das Haus Nr. 15 sogar einen Brandschaden davongetragen.
Dieses Bild wurde also zur Dokumentation der Wiederherstellung der Fassade von Nr. 13 und 15 aufgenommen, ich glaube also, dass es keine Verschwendung von damaligen teurem Filmmaterial war, sondern schon ein Sinn dahinterstand.
Ein Frage wäre noch: Bei Haus 9 und 11 gab es Erker, hat man sich dies aus Kostengründen beim Wiederaufbau erspart? Vielleicht gäbe es noch ein älteres Bild?
Die Balkone sind auf diesem Bild auch noch nicht saniert, inzwischen sind sie zugemauert.
Auf https://innsbruck-erinnert.at/ein-echter-waldmueller-i/ sieht man die Rückseite (Nordseite) dieser Häuser.
Gar nicht so uninteressant, dieses Bild – oder?
Noch ein Hinweis: Heute (26.6.2021) gibt es im Beitrag https://innsbruck-erinnert.at/sonnpark-gruesst-tivoli/ zwei herrliche Bilder, auf denen die Häuser der Hörmannstraße gut sichtbar sind. Ich kann mir gut vorstellen welche Angst die Bewohner haben, dass diese riesige Ackerfläche zugebaut wird!
Ich habe schon einmal gefragt, ob jemand weiß, wem diese Fläche gehört. Wo ist der Bauer, der diesen Fleck bewirtschaftet?
In Pradl gibt es ja noch zwei derartige landwirtschaftliche Gründe, den Stamser Hof (Plattner) und der Hörtnaglhof, beide zwischen Egerdachstraße und Amthorstraße!
1968 unterrichtete ein Lehrer namens Josef Löffler in der Hauptschule Michael-Gaismayr-Straße. Er wohnte Hörmannstraße 13 im ersten Stock. Beispielhaft beschrieb er seinen Wohnsitz. Beim Vorlesen betonte er im Satz „… nach Süden, zum Patscherkofel ist die Sicht derzeit noch frei!“ das Wort ‚derzeit‘. Wenn der gute Mann die Zukunft gekannt hätte … .
Hinten rechts, in dem Haus, wo man grad noch die Breitseite sieht, hat die Mimi gwohnt. Genau gegenüber an der Ecke war das Lebensmittelgeschäft Houdek (heute glaub ich Blumenladen). Und de hat auf diesem abgebildeten Feld an der Ostseite einen Schrebergarten ghabt, da durfte ich als kleiner, adretter und anständiger Bub immer umstechen. Ich sehe (gegen die Sonne) und rieche noch heute den Staub im Schrebergartenhüttl. Unvergessliche Erinnerungen !