Die Versicherung dankt!
In den Abendstunden des 15. Mai 1881 wartete ganz Innsbruck mit Spannung auf das Feuerwerk, welches zur Feier der Vermählung von Kronprinz Rudolf mit Stephanie von Belgien abgebrannt werden sollte. Als gegen 20:15 ein Feuer in der „Innsbrucker Spinnerei“ (Herrburger und Rhomberg) ausbrach, bemerkte der Türmer jedoch wegen des „angekündigten Feuerwerkes“ den Brand zu spät, „da er die am Fabriksdache wahrgenommenen reihenweise erschienenen Lichtpunkte für Beleuchtung hielt, während in Wirklichkeit der ganze Estrich schon in Flammen stand.“ Dementsprechend verspätet erfolgte die Alarmierung der Hilfskräfte. Für die ausgerückten Feuerwehren begann ein schwieriger Einsatz:
Der Angriff der Feuerwehr konnte kein erfolgreicher sein, da die Leitern zu kurz, feuersichere Aufgänge unbekannt waren und nicht [an]gezeigt wurden, und gegen 11 Uhr die Fabrikspumpe, welche binnen 10 Minuten alle Säle unter Wasser hätte setzen sollen, in dem Augenblicke brach, wo unsere Steiger siegreich am Dache vorzudringen begannen, nun aber eiligst den Rückzug bewerkstelligen mußten. Nach Mitternacht wurden am nördlichen Theile des Hauptgebäudes über eine hölzerne Stiege Schläuche gelegt und bei glühender Hitze die Königswelle gerettet, wodurch auch das Turbinenhaus und das ganze nördliche Fabriksgebäude erhalten blieben, — die abfälligen Urtheile des Publikums aber jedenfalls unverdient waren.
Tatsächlich scheint die Kritik, die in Teilen der Bevölkerung nach dem Großbrand laut wurde, nicht berechtigt gewesen zu sein. Einerseits war die Ausgangslage für die Einsatzkräfte denkbar ungünstig (verspätete Alarmierung, fehlende Hinweistafeln bzw. Markierungen, etc.). Andererseits konnte der Sachschaden durch den Einsatz der Feuerwehren zur Freude der Versicherungsgesellschaften der Fabrikanten begrenzt werden, wie das vorliegende Dankschreiben an die ebenfalls ausgerückte FF Hötting illustriert. Da heißt es u.a.:
Nach den von unseren Herren Vertreter erstatteten Berichten ist bei dem am 15. Mai 1881 in der Innsbrucker Spinnerei der Herren Herrburger & Rhomberg ausgebrochenem Brande die Höttinger freiwillige Feuerwehr unter umsichtiger Leitung auf dem Brandplatze thätig gewesen und sie hat im Vereine mit den anderen Feuerwehren und den sonstigen am Brandplatze eingetroffenen Hilfskräfte dazu mitgewirkt, dass der Brand auf das Spinnereigebäude beschränkt und die Rettung der nächsten Gebäude und Vorräthe, welche unter dem Schutze der Versicherung standen, ermöglicht, wir aber vor weiteren Verlusten bewahrt wurden.
Als Zeichen der Anerkennung übergaben die sechs beteiligten Versicherungsgesellschaften, darunter die k. k. priv. Assicurazioni Generali in Triest und Allh. conc. Leipziger Feuerversicherungs-Anstalt 50 Gulden (entspricht rund 650 Euro) an Kommandant Anton Hupfauf.
(Quelle: Archiv der FF Hötting)